Chrysippos von Soloi

Dialäkt: Schwäbisch
Kopf vom Chrysipp, a römische Kopie vom hellenistischa Original, Louvre

Chrysippos von Soloi (* 281/76 v. Chr. en Soloi en Kilikien; † 208/4 v. Chr. wahrscheinlich en Athen), oft kurz als Chrysipp zidiert, isch an griechischer Philosoph gwäa. Noch am Tod vo seim Lehrer Kleanthes 232/1 v. Chr. isch er s Schulhaupt vo dr Stoa worra ond hot dui Philosophaschual als wichtigschder Vertreter erneiert.

Sei Lehre hot er ageblich en 705 Buchrolla niederglegt. Fir viele Generationa war se no maßgeblich. Er hot d stoische Lehre in Ethik, Logik ond Physik syschdemadisiert. Zamma mit am Zenon von Kition hot er a materialisdische Erkenntnistheorie entwigglet ond isch dabei vo der Wahrnehmong ausganga. D Welt hot er anthropozentrisch agsea ond als zweckmäßig gordnet durch da Logos. Als erschder hot er s ethische Ideal vom stoischa Weisa aufgstellt, weler en Freiheit vo Affekt wie Furcht, Hass, Liebe ond Lust em Eiklang mit da nadirlicha zweckmäßiga Weltgsetz lebt.

Am Chrysipp sei omfangreiche grammatikalische Logik isch bloß arg fragmendarisch erhalda en Kommendar von spätere Stoiker oder Kritiker. Am meischda woiß ma vom Skeptiker Sextus Empiricus; der hot nemlich d stoische Logik akribisch verrissa. Trotzdem send am Chrysipp seine Hauptidea, mit dena er d spädere stoische Logik prägt hot, gsichert. Aussaga hot er als wohr oder falsch definiert ond abgrenzt von Froga, Befehl, Wensch ond andere sprochliche Ausdrick. Als Kernstick vo seira Logik hot er da Prototyp von ara zwoiwertiga axiomatischa Aussagalogik entwigglet. D wesentliche logische Baustoi send d Konjunktio, d Negatio, s Konditional ond d ausschließende Disjunktio; fir dia hot er a zwoiwerdige Semantik ageh; se lässt sich in moderne Wohrheitsdafla ibertraga, wenn ma wohr mit 1 ond falsch mit 0 abkirzt:[1]

Konjunktio
0 1
0 0 0
1 0 1
 
Negatio
0 1
1 0
 
Konditional
0 1
0 1 1
1 1 0
 
Disjunktio
0 1
0 0 1
1 1 0

Mit dem Modell hot dr Chrysipp durch Eisetza vo Wohrheitswert d Giltigkeit vo seine Axiom ermittla kenna, nemlich vo de fenf Obeweisbara, die er mit griechischa Zahlavariabla formuliert hot.

Obeweisbare Syllogismen vom Chrysipp[2]
Wenn s α', s β'. Ferner s α'. Also s β'.
Wenn s α', s β'. Ferner et s β'. Also et s α'.
Et zugleich s α' ond s β'. Ferner s α'. Also et s β'.
Entweder s α' oder s β'. Ferner s α'. Also et s β'.
Entweder s α' oder s β'. Ferner et s α'. Also s β'.

D fenf Obeweisbare hot ma seit am 2. Johrhondert als hypothetische Syllogisma bezoichnet.[3] Onder dem Nama hänt se sich iber da Boëthius em Middelalder verbroidet.[4] Ma hot domols allerdings dr stoische Urheber längscht vergessa ghet. Seit dr Spätantike isch also am Chrysipp sei Logik emmer anonym weiderdradiert worra ond au ovollständig: Seine Schlussregla (vier Themata zom Awenda von de obeweisbare Syllogism) send verscholla ond kennet aus da stoischa Fragment nemme komplett rekonschdruiert werda.[5] S isch aber zweifelsfrei, dass dr Chrysipp da erschde explizite logische Kalkül en ara fast scho formalisierda Form ageh hot. S zwoiwerdige Modell vom Chrysipp bestimmt no heit d klassische Aussagalogik.

Noch ara Anekdot isch dr Chrysipp am Lacha iber an oigana Witz gstorba.

  • Diogenes Laertios: Leben und Meinungen berühmter Philosophen 7, 179–201.
  • Karlheinz Hülser (Hrsg): Die Fragmente zur Dialektik der Stoiker, Bände 3 und 4, Frommann-Holzboog, Stuttgart-Bad Cannstatt 1987/88.
  • Richard Goulet, Pierre Hadot, François Queyrel: Chrysippe de Soles. In: Richard Goulet (Hrsg.): Dictionnaire des philosophes antiques. Band 2, CNRS Éditions, Paris 1994, ISBN 2-271-05195-9, S. 329–365
  • Peter Steinmetz: Chrysipp aus Soloi. In: Hellmut Flashar (Hrsg.): Grundriss der Geschichte der Philosophie. Die Philosophie der Antike. Band 4: Die hellenistische Philosophie. Halbband 2, Schwabe, Basel 1994, ISBN 3-7965-0930-4, S. 584–625
  • Oskar Becker: Zwei Untersuchungen zur antiken Logik (=Klassisch-philologische Studien 17, ZDB-ID 130711-3). Harrassowitz, Wiesbaden 1957.
  • Michael Frede: Die stoische Logik (= Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, Philologisch-Historische Klasse. F. 3, Nr. 88). Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen 1974, ISBN 3-525-82354-1 (zugleich: Göttingen, Univ., Habil.-Schr. 1972).
  • Josiah B. Gould: The Philosophy of Chrysippus. State University Press, Albany NY 1970, ISBN 0-87395-064-X.
  • Teun Tieleman: Chrysippus‘ On Affections. Reconstruction and interpretation (= Philosophia antiqua 94). Brill, Leiden u. a. 2003, ISBN 90-04-12998-7.
  • Jeremy Kirby: „Chrysippus“ in dr Internet Encyclopedia of Philosophy (änglisch mit Literaturaagabe)
  1. Hülser: Die Fragmente zur Dialektik der Stoiker, Fragment 914/§72, 923, 955, 968/§125.
  2. Hülser: Fragment 1130. Orginal vielleicht au mit Zahlwörder: Hülser: Fragment 1131.Archivierte Kopie (Memento vom 4. März 2017 im Internet Archive)
  3. Hülser: Fragment 1132f.
  4. Boethius: De syllogismo hypothetico.
  5. Hülser: Fragment 1160-67.
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