Die 16. Luftarmee wurde am 8. August 1942 auf der Grundlage von Truppenteilen und Verbänden der 8. Luftarmee (220. Jagdfliegerdivision und 228. Schlachtfliegerdivision) aufgestellt. Ende August/Anfang September kamen die 283. Jagdfliegerdivision und die 291. gemischte Fliegerdivision aus der Reserve des Hauptquartiers hinzu. Der Erstbestand belief sich am 4. September auf 152 Flugzeuge der Typen Jak-1, LaGG-3, Il-2 und Pe-2. Bis zum Beginn der ersten Einsätze wurde deren Zahl auf 300 erhöht.
Bis Kriegsende wurden etwa 290.000 Einsätze geflogen, bei denen rund 3.700 Panzer und gepanzerte Fahrzeuge, 10.000 Geschütze und Granatwerfer, 40.000 Kraftfahrzeuge und 766 Flugzeuge am Boden zerstört oder stark beschädigt wurden. Bei etwa 6.000 Luftkämpfen wurden 5.175 gegnerische Flugzeuge abgeschossen. 200 Angehörige wurden zu Helden der Sowjetunion ernannt, drei zweimal und ein Pilot – Iwan Koschedub als Angehöriger des 176. Jagdfliegerregiments und erfolgreichster alliierter Jagdflieger – wurde dreifacher Held der Sowjetunion. Ein Drittel der Fliegerregimenter wurde zu Gardeeinheiten ernannt.[2]
Aufklärer IL-28R der 16. Luftarmee in Welzow (1956)
Die 16. Luftarmee übernahm von der Wehrmacht einige teilweise zerstörte Flugplätze, unter anderem Finow, Wittstock und Werneuchen und richtete sie für ihre Zwecke wieder her, andere wie Groß-Dölln/Templin, Allstedt und Cochstedt waren Neubauten. Ab Ende der 1940er Jahre wurden die Fliegerhorste aufgrund der mehr Platz beanspruchenden Strahlflugzeuge kontinuierlich ausgebaut, unter anderem durch verlängerte Landebahnen. Vom August 1949 bis zum April 1968 trug der Verband die Bezeichnung 24. Luftarmee. Der Tarnname lautete WIMPEL. Die 16. Luftarmee bildete innerhalb der Luftstreitkräfte der Sowjetunion den größten operativen Truppenverband und verfügte über die modernsten Waffensysteme der Sowjetunion. In ihrem Bestand befanden sich beim Zusammenbruch des Warschauer Pakts 842 Flugzeuge und 743 Hubschrauber, die auf 30 Flugplätzen stationiert waren. Die Verbände der 16. Luftarmee wurden nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion von 1991 bis 1994 aus Deutschland abgezogen und in die Streitkräfte Russlands, Weißrusslands und der Ukraine integriert oder aufgelöst.
Die 16. Luftarmee war 1977 in der DDR stationiert und war mit Flugzeugen der Typen MiG-21, MiG-23, MiG-25, MiG-27, Su-7 und Su-17 ausgerüstet. Der Stab der Luftarmee befand sich bei Wünsdorf.[3]
Folgende Verbände waren der Luftarmee unterstellt:
(Die Auflistung führt ausschließlich jene Verbände auf, deren Waffensysteme als Träger für Kernwaffenbewaffnung vorgesehen waren. Daher besteht kein Anspruch auf Vollzähligkeit, da Verbände mit Flugzeugen und Hubschraubern mit Transport-, Verbindungs-, Aufklärungs-, Zieldarstellungs- und Funkelektronischen Aufgaben laut Quelle nicht erwähnt wurden)
931. Selbständiges Gardeaufklärungsfliegerregiment in direkter Unterstellung bei Werneuchen
MiG-27K des 559. Jagdbombenfliegerregiments in Finsterwalde
In dieser Aufstellung sind keine Hubschrauberstaffeln und -regimenter der sowjetischen Landstreitkräfte enthalten. Eine Unterscheidung zwischen einzelnen Versionen der aufgeführten Flugzeuge und Hubschrauber wird nicht vorgenommen.
Der Gesamtbestand von 908 Flugzeugen und Hubschraubern setzte sich u. a. aus 411 Jagdflugzeugen, 264 Jagdbomben- und Frontbombenflugzeugen, 117 Aufklärungsflugzeugen und -hubschraubern sowie solche für den Funkelektronischen Kampf und der Führung, 116 Trainingsflugzeugen, 19 Transport- und Verbindungsflugzeugen, 22 Zieldarstellungsflugzeugen sowie einigen Transport- und Verbindungshubschraubern zusammen.
Fliegerverbände mit Jagd- und Jagdbombenflugzeugen verfügten in jedem Regiment über 51 bis 56 Ein- und Doppelsitzer.
Der Großverband mit der Bezeichnung „16. Luftarmee“ firmierte etwa von Anfang bis Ende der achtziger Jahre als „Luftstreitkräfte der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland“[4] und wird hier aufgrund der Übersichtlichkeit beibehalten.
MiG-29 der 16. Luftarmee im Anflug auf den Flugplatz Eberswalde-Finow
Folgende Verbände waren der Luftarmee unterstellt (Die Auflistung beinhaltet auch Verbände die im Rahmen einer Abrüstungsinitiative im Juli 1989 in die Sowjetunion verlegten bzw. bis Ende 1990 aufgelöst wurden. Einzelne Verbände rüsteten noch 1989 von MiG-23 auf MiG-29 um bzw. legten ausgewählte Flugzeugmuster wie MiG-23M/ML/MLD, MiG-25PD/BM, Jak-28PP und Su-24MP still oder zogen diese in die Sowjetunion ab. Doppelsitzige Kampfflugzeugversionen eines Hauptmusters zu Schulungszwecken werden laut Quelle nicht genannt):[5]
71. Jagdfliegerkorps in Wittstock (Lage53.20111112.523056), bestehend aus:
16. Gardejagdfliegerdivision in Damgarten (Lage54.26388912.441667)
33. Jagdfliegerregiment in Wittstock (Lage53.20111112.523056) mit MiG-29
773. Jagdfliegerregiment in Damgarten (Lage54.26388912.441667) mit MiG-23MLD
787. Jagdfliegerregiment in Finow (Lage52.82805613.694167) mit MiG-23M und MiG-25PD
125. Jagdbombenfliegerdivision in Rechlin
19. Gardejagdbombenfliegerregiment in Lärz (Lage53.30512.753611) mit MiG-27K (etwa 1989 Austausch der Flugzeuge mit dem 559. Jagdbombenfliegerregiment in Finsterwalde)
20. Gardejagdbombenfliegerregiment in Groß Dölln (Lage53.03055613.542222) mit Su-17M-3 (etwa 1990 Austausch der Flugzeuge mit dem 730. Jagdbombenfliegerregiment in Neuruppin)
730. Jagdbombenfliegerregiment in Neuruppin (Lage52.94083312.787778) mit Su-17M-4 (etwa 1990 Austausch der Flugzeuge mit dem 20. Gardejagdbombenfliegerregiment in Groß Dölln)
61. Gardejagdfliegerkorps in Lutherstadt Wittenberg, bestehend aus:
6. Gemischte Gardefliegerdivision in Merseburg (Bestimmung der Division nicht gesichert)
31. Gardejagdfliegerregiment in Falkenberg (Lage51.5477813.21722) mit MiG-29S
85. Gardejagdfliegerregiment in Merseburg (Lage51.3633711.94626) mit MiG-29
296. Jagdbombenfliegerregiment in Altenburg (Lage50.9816712.5075) mit MiG-27D (Juli 1989 nach Großenhain verlegt, stattdessen das 968. Jagdfliegerregiment mit MiG-29 aus Ross (Weißrussland) kommend in Altenburg neu stationiert)
126. Jagdfliegerdivision in Zerbst
35. Jagdfliegerregiment in Zerbst
73. Gardejagdfliegerregiment in Köthen mit MiG-23ML
833. Jagdfliegerregiment in Jüterbog mit MiG-23MLD
105. Gemischte Fliegerdivision in Großenhain (Bestimmung der Division nicht gesichert)
116. Gardebombenfliegerregiment in Brand mit Su-24M (Juli 1989 in die Sowjetunion nach Ross verlegt, stattdessen das 911. Jagdbombenfliegerregiment mit MiG-27K aus Lida (Weißrussland) in der Sowjetunion kommend in Brand neu stationiert)
497. Bombenfliegerregiment in Großenhain mit Su-24 (Juli 1989 in die Sowjetunion nach Lida verlegt, stattdessen das 296. Jagdbombenfliegerregiment mit MiG-27D aus Altenburg kommend in Großenhain neu stationiert)
559. Jagdbombenfliegerregiment in Finsterwalde mit MiG-27D (etwa 1989 Austausch der Flugzeuge mit dem 19. Gardejagdbombenfliegerregiment in Lärz)
Selbstständige Verbände
Folgende Selbstständige Verbände waren dem Stab der Luftarmee direkt unterstellt:
Aufklärungsfliegerverbände
11. Selbstständiges Aufklärungsfliegerregiment in Neu-Welzow mit Su-24MR und Su-24MP
39. Selbstständige Aufklärungsfliegerabteilung in Sperenberg mit Il-20
294. Selbstständiges Aufklärungsfliegerregiment in Allstedt mit Su-17M-4R
931. Selbstständiges Gardeaufklärungsfliegerregiment in Werneuchen mit MiG-25RB (diverse Unterversionen), MiG-25BM und Jak-28PP
368. Selbstständiges Schlachtfliegerregiment in Tutow mit Su-25 und L-39C Albatros
Transport- und Verbindungsfliegerverbände
226. Selbstständiges Gemischtes Fliegerregiment in Sperenberg mit An-12, An-24, An-26, Tu-134 und Mi-8
Ausbildungsverbände
65. Selbstständige Zielschleppfliegerstaffel in Damgarten mit MiG-23M, Su-25BM und L-39C Albatros
Verbände für den Funkelektronischen Kampf
292. Selbstständige Hubschrauberstaffel in Cochstedt mit Mi-8 (diverse Unterversionen) und Mi-9
Der größte Teil der in der DDR stationierten sowjetischen Hubschrauberkräfte unterstand den Armeefliegerkräften und war somit nicht Bestandteil der 16. Luftarmee.[7]
↑Lutz Freundt: Sowjetische Fliegerkräfte Deutschland 1945–1994. Flugplätze (Teil 2) und Truppenteile. Band 2. Edition Freundt Eigenverlag, Diepholz, 1998. ISBN 3-00-002665-7. S. 28.
↑Stefan Büttner: Sowjetische Atombomben in Europa, Flieger Revue extra, 22. Heft, 2008, S. 30–53.
↑Günter Lippert: Die GSTD – Vier Jahrzehnte Sowjettruppen in Deutschland, Soldat und Technik, November 1986, S. 624.
↑Stefan Büttner/Martin Ebert: Wie der Kreml die DDR aufgab, Flieger Revue extra, 24. Heft, 2009, S. 6–31.
↑Sowjetische Truppen in Deutschland 1945 bis 1994, Gedenkalbum, Ausgabe Moskau, Verlag «Junge Garde», 1994; ISBN 5-235-02221-1, Seite 22.
↑Frank Tausche/Stephan Zähler: 50 Jahre an vorderster Front: Die 16. Luftarmee. In: Flieger Revue 8/1994. S. 15.