Abtei (Südtirol)

Abtei
(ital., lad.: Badia)
Wappen
Wappen von Abtei
Wappen von Abtei
Karte
Staat: Italien
Region: Trentino-Südtirol
Provinz: Bozen – Südtirol
Bezirksgemeinschaft: Pustertal
Einwohner:
(VZ 2011/31.12.2022)
3.366/3.533
Sprachgruppen:
(laut Volkszählung 2011)
1,76 % deutsch
4,17 % italienisch
94,07 % ladinisch
Koordinaten 46° 37′ N, 11° 54′ OKoordinaten: 46° 37′ N, 11° 54′ O
Meereshöhe: 1.193–3064 m s.l.m. (Zentrum: 1315 m s.l.m.)
Fläche: 82,94 km²
Dauersiedlungsraum: 11,4 km²
Fraktionen: Abtei, St. Kassian, Stern
Nachbargemeinden: Cortina d’Ampezzo, Corvara, Enneberg, Livinallongo del Col di Lana, St. Martin in Thurn, Wengen, Wolkenstein
Postleitzahl: 39036
Vorwahl: 0471
ISTAT-Nummer: 021006
Steuernummer: 81006190219
Bürgermeister (2020): Giacomo Frenademetz (Badia – La Ila – San Ciascian)

Abtei ([abˈtaɪ̯]; ladinisch und italienisch Badia) ist eine italienische Gemeinde in Südtirol. Sie gehört neben Corvara, Enneberg, St. Martin in Thurn und Wengen zu den fünf mehrheitlich ladinischsprachigen Gemeinden des Gadertals.

Blick über das Abteital zu den Bergen der Fanesgruppe

Abtei nimmt den Hauptteil des südlichen, oberen Gadertals (ladinisch Val Badia) ein, das in diesem Abschnitt auch Abteital genannt wird und von Gebirgsmassiven der Dolomiten umringt ist. Das insgesamt 82,94 km² große, zu Ladinien gerechnete Gemeindegebiet umfasst im Osten und Süden Teile der Fanesgruppe, die im Naturpark Fanes-Sennes-Prags unter Schutz gestellt sind, und im Westen Teile der Puezgruppe, die zum Naturpark Puez-Geisler gehören. Zu den bedeutendsten Bergen Abteis zählen der Heiligkreuzkofel (2907 m s.l.m., Sas dla Crusc), der Piz Lavarela (3055 m, Piz de Lavarela), der Piz Cunturines (3064 m, Piz dles Cunturines) und der Sassongher (2665 m).

Die wichtigsten dörflichen Siedlungen der Gemeinde Abtei, die ansonsten durch zahlreiche kleinere Weiler (ladinisch viles) charakterisiert ist, sind:

  • der Hauptort Abtei (Badia) in einer Talweitung im Norden des Gemeindegebiets, bestehend aus den Dörfern Pedratsches (1300–1370 m, Pedraces) westlich der Gader (Gran Ega) und St. Leonhard (1300–1390 m, ladinisch San Linêrt, italienisch San Leonardo) östlich der Gader,
  • Stern (1390–1520 m, ladinisch La Ila) ungefähr im Zentrum des Gemeindegebiets, wo sich das Gadertal in einen südwestlichen Ast (mit der Nachbargemeinde Corvara) und einen südöstlichen Ast teilt, nämlich
  • St. Kassian (1510–1570 m, ladinisch San Ćiascian) im südöstlichen Seitenast des Gadertals.

Ganzjährig erreichbar ist die Gemeinde von Norden her, wo Abtei an Wengen (La Val) grenzt, über die SS 244, die im Pustertal in der Gegend von Bruneck ihren Anfang nimmt. In südöstliche Richtung führt die SP 37 zum Valparolapass (2192 m, Ju de Valparola), der Abtei mit Cortina d’Ampezzo (Anpezo) in der Provinz Belluno bzw. Venetien verbindet. Über die Nachbargemeinde Corvara erreichen zudem zwei weitere Passstraßen das obere Gadertal: Die SS 243 überwindet das Grödner Joch (2121 m, Ju de Frara) nach Wolkenstein (Sëlva) in Gröden (Gherdëina), die SS 244 steigt weiter zum Campolongopass (1875 m, Ju de Ćiaulunch) an, einem Übergang nach Arabba (Rèba) in Fodom.

Erdrutsch vom 14. Dezember 2012: Überreste im Sommer 2013

Die archäologischen Funde aus der Ur- und Frühgeschichte und der vorchristlichen Zeit überhaupt sind in Abtei dünn gesät. Die Abgelegenheit und das raue Klima gaben wenig Grund zur Dauersiedlung. Auf Sotciastel stand eine bronzezeitliche Wallburg, die noch bis in die Frühgeschichte bestanden haben dürfte. Im Gebirge von Prelongié an der Piz Störes gab es saisonale Rastplätze für Jäger und Sammler.[1]

Der Ortsname ist erstmals 1325 und 1341 in deutschsprachigen Urkunden als Aptei genannt.[2] Im Jahr 1347 findet sich erstmals ladinisch Badia. Der Ortsname erklärt sich aus den ausgedehnten Besitzungen, die die Benediktinerinnen-Abtei Sonnenburg (lateinisch abbatia Abtei) hier seit dem 12. Jahrhundert besaß und verwaltete.

Abtei gehörte bis zum Ende des Ersten Weltkriegs zum Gerichtsbezirk Enneberg und war Teil des Bezirks Bruneck.

Im Sommer des Jahres 1921 wurde ein erster „Motorenkraftwagen“ für Touristen organisiert, der von St. Lorenzen nach Stern fuhr. Es war die erste dokumentierte Autofahrt ins Tal. Mit der touristischen Erschließung im 20. Jh. vollzog Abtei die Wende von einer bescheidenen Bauernwirtschaft hin zu einer Tourismushochburg.

Am 14. Dezember 2012 zerstörte ein Erdrutsch vom Ausmaß von etwa zwei Hektar zwischen St. Kassian und St. Leonhard drei Häuser.

Sehenswürdigkeiten

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Wallfahrtsorte sind das Geburtshaus des Heiligen Josef Freinademetz und die Heilig-Kreuz-Kirche.

Die Gemeinde Abtei hat 3358 Einwohner (amtliche Wohnbevölkerung am 31. Dezember 2009). Das Bevölkerungswachstum beträgt 1,05 Prozent. Die Geburtenziffer beträgt 11,6, die Sterbeziffer 5,1. Das Bevölkerungswachstum setzt sich demnach aus 0,66 Prozent natürlichem Bevölkerungswachstum und 0,39 Prozent Wanderungssaldo zusammen (2009).

51,25 Prozent der Bevölkerung sind weiblich, 48,75 Prozent sind männlich. In Bezug auf den Familienstand sind 50,13 Prozent der Einwohner ledig, 44,25 Prozent sind verheiratet, 4,84 Prozent verwitwet und 0,78 Prozent geschieden (31. Dezember 2009).

Volkszählung
2011[3]
Volkszählung
2001
Volkszählung
1991
Volkszählung
1981
Volkszählung
1971
Einwohnerzahl 3388 3015 2722 2575 2271
Haushalte 1137 949 753 629 501
Durchschnittl. Haushaltsgröße 3,0 3,2 3,6 4,1 4,5

Bei der Volkszählung 2011 erklärten rund 94 Prozent der Einwohner ihre Zugehörigkeit oder Zuordnung zur ladinischen Sprachgruppe. Damit ist Abtei eine der acht überwiegend ladinischsprachigen Gemeinden Südtirols.

Sprachgruppe Volkszählung
2011
Volkszählung
2001
Volkszählung
1991
Volkszählung
1981
Volkszählung
1971
Ladinisch 94,07 % 93,43 % 95,55 % 96,25 % 97,14 %
Italienisch 4,17 % 3,88 % 2,07 % 1,91 % 1,41 %
Deutsch 1,76 % 2,69 % 2,38 % 1,84 % 1,45 %

Wie auch in den anderen ladinischen Gemeinden Südtirols ist der Tourismus der wichtigste Wirtschaftszweig. Abtei ist Mitglied des Tourismusverbands Alta Badia. Etwa 69 Prozent der Bevölkerung sind im Dienstleistungssektor tätig, etwa 21 Prozent im produzierenden Gewerbe (vor allem Baubranche und Handwerk). Landwirtschaft wird noch von zehn Prozent der Einwohner betrieben, jedoch zum größeren Teil als Nebenerwerb.

Abtei ist Sitz eines Schulsprengels, der mehrere Schulen der ladinischen Sprachgruppe gemeinsam verwaltet. Dieser umfasst auf dem Gemeindegebiet die drei Grundschulen in Stern, St. Leonhard und „Janmati Declara“ in St. Kassian, sowie die Mittelschule „Tita Alton“ in Stern. Dem Schulsprengel angeschlossen sind auch die zwei Grundschulen der Nachbargemeinden Wengen und Corvara.[4]

In Stern sind zudem am Oberschulzentrum Stern/Abtei, das ein Sprachengymnasium, ein Sozialwissenschaftliches Gymnasium und eine Fachoberschule für Wirtschaft anbietet, die einzigen weiterführenden Schulen des Gadertals angesiedelt.[5]

Jeweils Mitte Dezember findet auf der zur Fraktion Stern gehörenden Piste Gran Risa ein Riesenslalom-Rennen des Alpinen Skiweltcups statt.

Am ersten Wochenende im Juli findet das bekannte Radrennen „Maratona dles Dolomites“ mit Start in Stern statt.

Bürgermeister seit 1952:[6]

  • Giovanni Irsara: 1952–1955
  • Luigi Craffonara: 1955–1964
  • Hermann Pescollderungg: 1964–1974
  • Otto Pizzinini: 1974–1980
  • Hermann Pescollderungg: 1980–1995
  • Ugo Dorigo: 1995–2008
  • Giacomo Frenademetz: seit 2009

Söhne und Töchter der Gemeinde

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Commons: Abtei – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. GeoBrowser. Provinz Bozen, abgerufen am 15. Oktober 2021.
  2. Egon Kühebacher: Die Ortsnamen Südtirols und ihre Geschichte. Band 1. Bozen: Athesia 1995. ISBN 88-7014-634-0, S. 50–51.
  3. Bevölkerungszahlen Abtei 2011 (PDF; 514 kB) auf provinz.bz.it
  4. Schulsprengel Abtei. Südtiroler Bürgernetz, abgerufen am 25. Oktober 2014.
  5. Oberschulzentrum der ladinischen Ortschaften. Südtiroler Bürgernetz, abgerufen am 25. Oktober 2014.
  6. Die Bürgermeister der Gemeinden Südtirols seit 1952. (PDF; 15 MB) In: Festschrift 50 Jahre Südtiroler Gemeindenverband 1954–2004. Südtiroler Gemeindenverband, S. 139–159, abgerufen am 16. November 2015.