Afula

Afula
Wappen von Afula
Basisdaten
hebräisch: עפולה
arabisch: العفولة
Staat: Israel Israel
Bezirk: Nord
Gegründet: 1925
Koordinaten: 32° 36′ N, 35° 17′ OKoordinaten: 32° 36′ 28″ N, 35° 17′ 23″ O
Höhe: 60 m
Fläche: 26,909 km²
 
Einwohner: 51.737 (Stand: 2018)[1]
Bevölkerungsdichte: 1.923 Einwohner je km²
 
Gemeindecode: 7700
Zeitzone: UTC+2
Postleitzahl: 18105
 
Gemeindeart: Stadtverwaltung
Bürgermeister: Jitzchaq Meron
Website:
Afula (Israel)
Afula (Israel)
Afula

Afula (hebräisch עֲפוּלָה ʿAfūlah, arabisch العفولة, DMG al-ʿAfūla) ist eine Stadt in Israel.

Afula ist eine Kommune im Range einer Stadt im Nordbezirk Israels. Sie liegt zwischen Nazareth und Dschenin in der Jesreelebene. Sie wird auch oft als Hauptstadt der Jesreelebene bezeichnet. Die wichtigste Sehenswürdigkeit in der Umgebung ist der Berg Tabor.

Mittelalter und Neuzeit

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La Fève (Tell Afula), Reste der Kreuzfahrerburg

Afula wird in der Bibel nicht erwähnt. In der Kreuzfahrerzeit wurde hier eine Burg errichtet, um eine wichtige Straßenkreuzung der Ebene zu schützen. Die Kreuzfahrer nannten den Ort La Fève. Reste der Kreuzfahrerburg befinden sich im nahen Kibbuz Merchavia. 1321 wurde der Ort von Marino Sanudo in seinem Opus Terrae Sanctae als Afel erwähnt.

20. Jahrhundert

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An der Palästinafront des Ersten Weltkrieges lagerten von Herbst 1917 bis Herbst 1918 Einheiten des deutschen Asienkorps am Bahnhof Afula, wo sie unter anderem auch ein Feldlazarett und eine Telegraphenstation unterhielten. Eine jüdische Siedlung wurde in Afula am 31. März 1925 gegründet.[2] Die American Zionist Commonwealth Ltd. (AMZIC) mit Sitz in New York erwarb das Land.[3] Sie gab Richard Kauffmann den Auftrag einen Entwicklungsplan für dessen Ausbau zur Stadt zu erstellen.[4]

Luftbild Afulas 1937 mit Synagoge Beit Schalom (unten links) Wasserturm (Mitte links) und Bahnhof (oben rechts)

Kauffmann nahm die zentrale Lage Afulas an Verkehrswegen und nahe an der produktiven Landwirtschaft in der Jesreelebene als Ausgangspunkt, um es als Standort zentraler Dienste für die Landwirtschaft (Mühlen, Silos, Landmaschinenhandel, Agrarveredelung) zu entwickeln.[4] Die nach seinen Plänen abgesteckten Grundstücke wurden 1925/1926 an wohlmeinende Investoren in Nordamerika verkauft, die meist nicht bauten und entwickelten, sondern das Land – auch wegen der Großen Depression – zunächst nur hielten.[4] Kauffmanns Raumplan für Afula nahm dann erst zwischen 1938 und 1940 zunehmend sichtbare Gestalt an.

Die Gründung des Staates Israel brachte Afula den Status einer Entwicklungsstadt. Der Staat enteignete dann die amerikanischen Eigentümer der unbebauten Grundstücke, um sie selbst zu entwickeln, doch Afula wurde nicht das, was Kauffmann und andere sich ursprünglich erwartet hatten.[4]

Ensemble aus osmanischem Schuppen, Bahnhof und Wasserturm, 2019

Die neue Randlage mit abgeschnittenen Verkehrswegen, in die Afula durch das Waffenstillstandsabkommen von 1949 geraten war, nahm ihm seinen geographischen Vorteil und die Kibbuzim und Moschavim der Jesreelebene hatten längst selbst für die benötigten zentralen Dienste Einrichtungen in eigener Regie geschaffen.[4] Die Straße nach Jerusalem war unterbrochen und der Eisenbahnverkehr, der nun an der Grenze zu Syrien endete, wurde 1951 eingestellt, da der Betrieb auf dem Reststück der Jesreeltalbahn sich nicht mehr rechnete. Am 6. Oktober 1969 verübten ethnisch palästinensische Israelis ein Attentat auf den Markt in Afula, wobei ein Mann ermordet und Dutzende Personen verletzt wurden. Als Israel 1977 bis 1979 etwa 400 Vietnamesen, so genannten Boatpeople, politisches Asyl gewährte, fanden die ersten 66 meist römisch-katholischen Personen Aufnahme in Afula, die neben weiteren 300 ihrer Landsleute die kleine Gemeinschaft der Israelis vietnamesischer Herkunft begründeten.[5]

Wochenmarkt in Afula nach dem Bombenattentat ethnisch palästinensischer Israelis am 6. Oktober 1969

21. Jahrhundert

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Am 27. November 2001 haben in Afula zwei palästinensische Attentäter aus Dschenin zwei Israelis getötet und mehr als 50 zum Teil schwer verletzt, als sie auf dem Marktplatz der Stadt mit Maschinengewehren wahllos um sich schossen.[6]

Am 5. März 2002 zündete ein palästinensischer Selbstmordattentäter in einem Linienbus eine Bombe. Dabei wurde ein Israeli getötet und mindestens 17 weitere verwundet.[7]

Im Juni 2018 demonstrierten hunderte jüdisch-israelische Bewohner von Afula gegen den Verkauf eines Hauses an eine israelische Familie palästinensischer Ethnizität. „Die Verräter an den Juden werden keine Ruhe finden“, stand auf einem Transparent. (Gemeint waren die jüdischen Verkäufer des Hauses.) Avi Elkabetz (der ehemalige Bürgermeister von Afula) und Shlomo Malihi (stellvertretender Bürgermeister von Afula) nahmen an den Protesten teil. Elkabetz sagte: „Die Einwohner von Afula wollen keine gemischte Stadt, sondern eine jüdische Stadt, und das ist ihr gutes Recht, das ist nicht Rassismus.“ Malihi sagte: „Ich hoffe, dass dieser Verkauf annulliert wird, damit aus Afula keine gemischte Stadt wird. Wir haben keine Aufnahmekomitees wie die Städte und Kibbutzim in der Umgebung, doch wir werden nicht zulassen, dass der Charakter der Stadt sich verändert.“ Der ethnisch palästinensische Knesset-Abgeordnete Ayman Odeh sagte zu den Protesten: „Es ist kein geringer Grund zur Sorge, wie der Hass und der Rassismus, den die Regierung anstachelt, dazu führt, dass unsere Hoffnung auf ein Zusammenleben schwindet.“

Der ethnisch palästinensische Knesset-Abgeordnete Yousef Jabareen sagte: „Rassismus und ethnischer Überlegenheitsdünkel wurden unter dieser rechtsgerichteten Regierung legitimiert. Dieser Protest sollte das politische System erschüttern und all jenen, die sich für Gleichberechtigung und menschliche Würde einsetzen, den Schlaf rauben.“ (In Umfragen erklärte die Hälfte aller jüdischen Israelis, dass sie keine Araber als Nachbarn haben wollen.)[8] Der US-amerikanische Schriftsteller und Bürgerrechtler Shaun King schrieb zu den Ereignissen in Afula: „Weiße Rassisten haben das Haus umstellt und skandieren, dass sie nur weiße Juden in der Nachbarschaft haben wollen, und die Regierung vor Ort will jetzt den Verkauf rückgängig machen. Höchst beunruhigend.“[9]

Im Sommer 2019 sperrte die Stadt ihren Stadtpark für Leute von außerhalb der Stadt. Dies weckte den Vorwurf des Rassismus, da die Maßnahme in erster Linie israelische Araber betreffe, da die Stadt selbst fast nur Juden bewohnen, im Umland jedoch neben vorwiegend jüdischen auch arabische Israelis leben.[10] Die Maßnahme wurde gerichtlich untersagt, wobei das Gericht auf den Vorwurf des Rassismus nicht einging, da die Sperrung öffentlicher Anlagen grundsätzlich nicht mit israelischen Recht vereinbar sei.[11]

Neuer Bahnhof am Tage der Eröffnung, 16. Oktober 2016

In osmanischer Zeit erhielt das Dorf Afule im Zuge des Baus der alten Jesreeltalbahn, einer Zweigstrecke der Hedschasbahn, seinen ersten Bahnhof. Die Strecke ging in diesem Abschnitt 1904 in Betrieb und wurde 1951 stillgelegt. Die Samariabahn wurde von hier aus nach Süden gebaut, deren erster Abschnitt 1912 eröffnet. Sie ging 1946 außer Betrieb. Seit 2016 hat Afula mit der Neuen Jesreeltalbahn auch wieder Anschluss an das Eisenbahnnetz der Rakkevet Israel.

Das israelische Zentralbüro für Statistik gibt bei den Volkszählungen vom 8. November 1948, 22. Mai 1961, 19. Mai 1972, 4. Juni 1983, 4. November 1995 und vom 28. Dezember 2008 für Afula folgende Einwohnerzahlen an:[12]

Jahr der Volkszählung 1948 1961 1972 1983 1995 2008 2016
Anzahl der Einwohner 2.504 13.844 17.307 21.277 33.557 39.652 47.014

Söhne und Töchter der Stadt

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Städtepartnerschaften

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Militärarzt Nathan Wolf (links) aus Wangen am See vorm Feldlazarett am Bahnhof Afula, 1917

Afula selbst listet lediglich drei Partnerstädte auf:[13]

Stadt Land seit
Biłgoraj Polen Polen 2010[14]
Fresno Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten
Ingelheim Deutschland Deutschland
New Haven Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten 1979[15]
Providence Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten
Santa Fe Argentinien Argentinien 1994[16]
Stamford Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten
Worcester Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten
Historischer Wasserturm aus den 1920er Jahren im Zentrum von Afula
Commons: Afula – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. אוכלוסייה ביישובים 2018 (XLSX; 130 kB) [Bevölkerung der Siedlungen 2018]. Israel Central Bureau of Statistics, 25. August 2019, abgerufen am 11. Mai 2020.
  2. Mordechai Naor: Eretz Israel. Könemann, Köln 1998, ISBN 3-89508-594-4, S. 133.
  3. Tom Segev: Es war einmal ein Palästina – Juden und Araber vor der Staatsgründung Israels. Siedler Verlag (Random House), München 1999, ISBN 3-88680-805-X, S. 262 (Originalausgabe: One Palestine, Complete: Jews and Arabs under the British Mandate, New York 2000; übersetzt von Doris Gerstner).
  4. a b c d e Lotte Cohn: Richard Kauffmann: Architect and City Planner [Richard Kauffmann: Architekt und Stadtplaner (dt.), Jerusalem: Brief an Bath-Scheva Kauffmann, 1978; Engl.], Monika Iacovacci (Übs.). Richard Kauffmann: Architect and Town Planner – Biography. abgerufen am 28. Oktober 2012.
  5. Sabine Huynh, The Vietnamese Community in Israel: A Profile (Stand 30. August 2020), Vortrag gehalten auf der 12th Biennial Jerusalem Conference in Canadian Studies ‘Responding to the Challenge of Diversity in Canada, Israel and Beyond’ (Juni 2008), S. 2.
  6. Zinni: Sharon muß sich auch mit Siedlungsbau auseinandersetzen In: Israelnetz.de, 28. November 2001, abgerufen am 30. Juli 2018.
  7. Drei weitere Anschläge - Erschütterun in Israel. In: Israelnetz.de. 5. März 2002, abgerufen am 26. Juli 2019.
  8. Noah Shpigel: “Hundreds of Israelis Demonstrate Against Home Sale to Arab Family”. In: Haʾaretz, 14. Juni 2018; ders.: “Dozens of Israelis Demonstrate Against Home Sale to Arab Family for Second Straight Day”. In: Haʾaretz, 14. Juni 2018; Bethan McKernan: “Israeli town residents take to streets in hundreds to protest sale of house to Arabs”. In: Independent, 14. Juni 2018; Tsafi Saʿar: “The Israelis Who Protested Against a Home Sale to Arabs Aren't Alone. They Have Friends in the Left”. In: Haʾaretz, 17. Juni 2018; “Ignoring Racism in Afula”. In: Haʾaretz, 18. Juni 2018; Suhad Bishara: “When racism and segregation are perceived as 'legitimate' rights” In: +972, 21. Juni 2018.
  9. Lihi Yona: “The color of racism: What many get wrong about race relations in Israel”. In: +972, 24. Juni 2018.
  10. “Mensenrechtenorganisaties waarschuwen voor nieuwe apartheid in Israël”. In: hln.be. Abgerufen am 14. Juli 2019 (niederländisch).
  11. “Afula Reverses Position on Municipal Park, Will Welcome Arabs”. In: The Jewish Press. Abgerufen am 14. Juli 2019.
  12. Israelisches Zentralbüro für Statistik
  13. ערים תאומות – עיריית עפולה Archiviert vom Original am 12. Januar 2015; abgerufen am 25. Januar 2015.
  14. Miasta partnerskie – Biłgoraj. Abgerufen am 25. Januar 2015.
  15. Afula-Gilboa, Israel (1979) – New Haven Sister Cities. Archiviert vom Original am 20. Februar 2015; abgerufen am 25. Januar 2015.
  16. Ciudades Hermanadas – Santa Fe Ciudad. Abgerufen am 25. Januar 2015.