Ajuga orientalis, auch Orientalischer Günsel genannt,[1] ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Günsel (Ajuga) innerhalb der Familie der Lippenblütler (Lamiaceae).
Ajuga orientalis wächst als ausdauernde krautige Pflanze, die Wuchshöhen von 10 bis 60 Zentimetern erreicht. Sie bildet kurze Rhizome als Überdauerungsorgane.[2] Die oberirdischen Pflanzenteile sind mehr oder weniger dicht wollig-zottig behaart. Die unteren Laubblätter sind 3 bis 9 (bis 12) Zentimeter lang und 1,5 bis 4 (bis 5) Zentimeter breit, eiförmig bis länglich und buchtig gekerbt oder gekerbt-gezähnt oder manchmal leicht gelappt.[1]
Die Tragblätter sind eiförmig, meist seicht gelappt und blau überlaufen, die oberen sind kürzer als die Blüten. Die Scheinquirle des Blütenstandes sind voneinander entfernt; sie sind vier- bis sechsblütig (selten bis zwölfblütig). Die zwittrigen Blüten sind zygomorph und fünfzählig mit doppelter Blütenhülle. Die 5 bis 8 Millimeter langen Kelchblätter sind auf etwa der Hälfte ihrer Länge röhrig verwachsen. Die blauviolette Blütenkrone ist 10 bis 13 (bis 18) Millimeter lang. Die Kronröhre überragt den Kelch, sie ist innen ohne Haarring. Die Oberlippe der Krone ist deutlich zweilappig. Eine Besonderheit ist die gedrehte Kronröhre; die blauviolette, mit ausgedehntem weißlichem Mal versehene dreilappige Unterlippe ist nach oben gerichtet, die zweilappige Oberlippe nach unten. Die Staubblätter sind in die Kronröhre eingeschlossen.[1]
Ajuga orientalis gedeiht in Macchien, auf Schotterfluren und an schattigen Ruderalstellen.[1] In der Türkei besiedelt sie Höhenlagen zwischen Meereshöhe und 3100 m.[9]
Die Erstveröffentlichung von Ajuga orientalis erfolgte 1753 durch Carl von Linné.[13] Synonyme von Ajuga orientalisL. sind: Bugula orientalis(L.) Mill., Bulga orientalis(L.) Kuntze, Bugula obliquaMoench, Ajuga orientalis var. condensataBoiss.
Man kann zwei Unterarten unterscheiden:
Ajuga orientalis subsp. orientalis
Ajuga orientalis subsp. aenesia(Heldr.) Phitos & Damboldt (Syn.: Ajuga orientalis var. aenesiaHeldr.): Sie unterscheidet sich von der Nominatform durch die auffallend violettpurpurn gefärbten Tragblätter mit wenigen, tiefen Zähnen und den kompakteren Blütenstand; sie ist ein Endemit der griechischen Insel Kefalonia.[14][7] Sie wird aber in der World Checklist of Lamiaceae als Unterart nicht akzeptiert.[15]
Peter William Ball: Ajuga L. In: T. G. Tutin, V. H. Heywood, N. A. Burges, D. M. Moore, D. H. Valentine, S. M. Walters, D. A. Webb (Hrsg.): Flora Europaea. Volume 3: Diapensiaceae to Myoporaceae. Cambridge University Press, Cambridge 1972, ISBN 0-521-08489-X, S.128 (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
Peter Schönfelder, Ingrid Schönfelder: Die neue Kosmos Mittelmeerflora. Über 1600 Arten und 1600 Fotos (= KosmosNaturführer). Franckh-Kosmos, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-440-10742-3, S.248.
↑ abcd Peter Schönfelder, Ingrid Schönfelder: Die neue Kosmos Mittelmeerflora. Über 1600 Arten und 1600 Fotos (= KosmosNaturführer). Franckh-Kosmos, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-440-10742-3, S.248.
↑ abRobert Desmond Meikle: Flora of Cyprus. Volume Two (Valerianaceae to Polypodiaceae). Bentham-Moxon Trust & Royal Botanic Gardens, Kew, London 1985, ISBN 0-9504876-4-3, S.1343–1344.
↑Antonio Scrugli, Luigi Mossa, Maria Pia Grasso: Ajuga orientalis L. (Labiatae) nuova per la flora di Sardegna. Considerazioni fitogeografiche. In: Candollea. Band 38, Nr. 1, 1983, ISSN0373-2967, S. 125–129.
↑Werner Greuter, Hervé-Maurice Burdet, Gilbert Long (Hrsg.): Med-Checklist. A critical inventory of vascular plants of the circum-mediterranean countries. Vol. 3: Dicotyledones (Convolvulaceae – Labiatae). Conservatoire et Jardin Botanique, Genève 1986, ISBN 2-8277-0153-7, S.278 (englisch, online).
↑ abPeter H. Davis: Ajuga. In: Peter Hadland Davis (Hrsg.): Flora of Turkey and the East Aegean Islands. Vol. 7 (Orobanchaceae to Rubiaceae). Edinburgh University Press, Edinburgh 1982, ISBN 0-85224-396-0, S.43–44 (englisch).
↑Karl Heinz Rechinger: Ajuga. In: Karl Heinz Rechinger (Hrsg.): Flora Iranica. Flora des Iranischen Hochlandes und der umrahmenden Gebirge. Band 150, Labiatae. Akademische Drucks- und Verlagsanstalt, Graz 1982, ISBN 3-201-00728-5, S. 20–21.
↑Paul Mouterde: Nouvelle Flore du Liban et de la Syrie. Texte. Posthum herausgegeben von André Charpin, Werner Greuter. Band 3, Nr. 1–4 (Ericaceae – Compositae), Dar el-Machreq, Beirut 1978–1983, ISBN 2-7214-5807-8, S. 97.
↑Naomi Feinbrun-Dothan (Hrsg.): Flora Palaestina. Part 3. Ericaceae to Compositae. Text and Plates. Academy of Sciences and Letters, Jerusalem 1978, ISBN 965-208-003-9, S.99–100.
↑Dimitrios Phitos, Jürgen Damboldt: Die Flora der Insel Kefallinia (Griechenland). In: Botanika Chronika (Patras). Band 5, Nr. 1–2, 1985, ISSN0253-6064, S. 111 (in Griechisch mit deutscher Einführung).
↑Ajuga orientalis. In: POWO = Plants of the World Online von Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew: Kew Science, abgerufen am 2. Juli 2014.