Albert Niemann (Sänger)

Albert Niemann
Geburtshaus in Erxleben
Schild am Geburtshaus in Erxleben

Albert Wilhelm Carl Niemann (* 15. Januar 1831 in Erxleben, Kreis Neuhaldensleben; † 13. Januar 1917 in Berlin) war ein deutscher Opernsänger (Tenor) und Wagner-Interpret.

Als Sohn eines Gastwirts geboren, wurde Albert Niemann nach einer Lehre im Maschinenbau Schauspieler und Sänger. Ersten Engagements und einer Ausbildung bei Albert Nusch als Solist folgten eine steile Karriere als 1. Tenor in Halle ab 1853 und Gastspiele in Stuttgart, Königsberg und Stettin. Richard Wagner wurde auf Niemann aufmerksam und engagierte ihn 1861 für die Erstaufführung der Pariser Fassung des Tannhäuser. Wagner und Niemann blieben einander eng verbunden, ein ausführlicher Briefwechsel und Niemanns Rolle als führender Wagnerinterpret seiner Zeit zeugen davon. 1876 holte Wagner ihn für die Rolle des Siegmund nach Bayreuth.

Unterdessen war Niemann 1861 in die Freimaurerloge Friedrich zum weißen Pferde in Hannover aufgenommen worden.[1]

1864 wurde ihm der Titel eines Kammersängers verliehen. 1866 wurde er an der Königlichen Hofoper in Berlin engagiert. Von November 1886 bis Februar 1888 sang er in insgesamt 59 Aufführungen an der Metropolitan Opera in New York, neben Wagner-Rollen auch in Fidelio von Ludwig van Beethoven sowie Le prophète von Giacomo Meyerbeer.[2] Im Jahr seiner Rückkehr aus New York zog er sich 1888 von der Bühne zurück. Einen letzten Auftritt hatte er 1892 in der Berliner Philharmonie. Trotz Niemanns allgemein anerkanntem Rang als Wagnersänger und seiner Qualität als Tenor wurde seine Stimme auch kritisch bewertet, etwa durch Hans von Bülow, der ihn als „klanglosen, hochgezogenen Bariton“ abwertete.

Albert Niemann starb 1917, zwei Tage vor seinem 86. Geburtstag, in Berlin und wurde, wie seine Gattin Hedwig zwölf Jahre zuvor, auf dem Alten St.-Matthäus-Kirchhof in Schöneberg beigesetzt. Im Zuge der von den Nationalsozialisten 1938/1939 durchgeführten Einebnungen auf dem Friedhof wurden die sterblichen Überreste beider auf den Südwestkirchhof Stahnsdorf bei Berlin umgebettet.[3]

Niemann heiratete am 31. Mai 1859 in der Schlosskirche Hannover die Schauspielerin Marie Seebach.[4] Die Ehe verlief unglücklich und wurde später geschieden. Sein Sohn Oscar aus dieser Ehe war Sänger und Maler, er starb 1893 mit 32 Jahren.

In zweiter Ehe war er ab 1871 mit der Schauspielerin Hedwig Raabe verheiratet. Ihr gemeinsamer Sohn Albert Niemann wurde ein bedeutender Pädiater und beschrieb als erster die Niemann-Pick-Krankheit. Der zweite Sohn aus dieser Ehe war der Maler und Kunstwissenschaftler Gottfried Niemann.

  • Ludwig Eisenberg: Albert Niemann. In: Großes biographisches Lexikon der deutschen Bühne im XIX. Jahrhundert. Paul List, Leipzig 1903, S. 725–726 (daten.digitale-sammlungen.de).
  • Adolph Kohut: Aus Josefs Tichatscheks Nachlass. Briefe von Richard Wagner, Heinrich Marschner, Albert Niemann, Hans von Bülow, Wilhelmine Schröder-Devrient, Johanna Jachmann-Wagner und Marie Seebach. In: Bühne und Welt, Verlag von Bühne u. Welt, Hamburg 1907 9 (1906/07) II, S. 418–423.
  • Marion Brück: Niemann, Albert. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 19, Duncker & Humblot, Berlin 1999, ISBN 3-428-00200-8, S. 230 f. (Digitalisat).
  • Richard Sternfeld: Albert Niemann. In: Das Theater, Band IV. Berlin 1904.
  • Wilhelm Altmann: Richard Wagner und Albert Niemann – Ein Gedenkbuch mit bisher unveröffentlichten Briefen. Berlin 1924.
  • K. Wagner: Albert Niemann als Wagner-Darsteller. Dissertation. München 1954.
  • Jens Malte Fischer: Große Stimmen. Stuttgart 1993, S. 283 (zu Bülows Kritik).
Commons: Albert Wilhelm Karl Niemann – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Siegfried Schildmacher, Winfried Brinkmann, Edzard Bakker, Peter Rosenstein (Red.): Albert Wilhelm Carl Niemann. In Siegfried Schildmacher (Hrsg.): Auf den Spuren der Freimaurer – ein Spaziergang durch Hannovers Straßen. Selbstverlag, Hannover 2015, S. 103.
  2. Archiv der Metropolitan Opera
  3. Hans-Jürgen Mende: Lexikon Berliner Grabstätten. Haude & Spener, Berlin 2006. S. 307, 475.
  4. Landeskirchliches Archiv Hannover, Kirchenbücher Hannover-Schloss, Trauungen 1853–1859, S. 25, Nr. 8 (Digitalisat (kostenpflichtig))
  5. Hof- und Staatshandbuch des Großherzogtums Hessen 1865, S. 145.
  6. Franz Rudolf Zankl: Ehrenmedaille für Kunst und Wissenschaft. In: Hannover Archiv, Blatt K 34.
  7. Hof- und Staatshandbuch des Großherzogtums Hessen 1879, S. 174.
  8. Niemannstraße. In: Straßennamenlexikon des Luisenstädtischen Bildungsvereins (beim Kaupert)