Alberto de Almeida Cavalcanti (* 6. Februar 1897 in Rio de Janeiro; † 23. August 1982 in Paris) war ein brasilianischer Filmregisseur und Filmproduzent. Er war hauptsächlich in Europa tätig.
Cavalcanti wurde als Sohn eines Mathematikers geboren und galt als überdurchschnittlich intelligent. Im Alter von 15 Jahren begann er ein Rechtsstudium an der Universität, brach dieses jedoch nach kurzer Zeit wieder ab. Sein Vater schickte ihn nach Genf, wo er sich für ein Architekturstudium entschied. Mit 18 Jahren zog er nach Paris und arbeitete dort für einen Architekten, später für einen Innenarchitekten. Nach einem Besuch in Brasilien nahm er eine Stelle im brasilianischen Konsulat in Liverpool an.
Cavalcanti stand in Kontakt mit dem avantgardistischen französischen Filmregisseur Marcel L’Herbier. Dieser bot ihm an, als Szenenbildner für ihn zu arbeiten. Cavalcanti verließ Anfang der 1920er Jahre seinen Job im Konsulat und ging wieder nach Frankreich. Er war unter anderem an der Produktion von L’Herbiers Filmen Die Unmenschliche (1924) und Die zwei Leben des Mathias Pascal (1925) beteiligt. 1926 drehte er seinen ersten eigenen Film, den experimentellen Dokumentarfilm Rien Que les Heures über einen Tagesablauf in Paris. Im darauffolgenden Jahr arbeitete er mit Walter Ruttmann bei einem ähnlichen Projekt (Berlin: Die Sinfonie der Großstadt) zusammen. Mit Beginn der Tonfilmzeit war er bei den französischen Studios von Paramount angestellt und experimentierte mit den Möglichkeiten des Tons. Er gab den Job jedoch bereits 1933 wegen künstlerischer Differenzen wieder auf und ging nach England.
Ab 1934 arbeitete Alberto Cavalcanti für John Griersons Dokumentarfilmergruppe der GPO Film Unit. Dort wirkte er über einen Zeitraum von 7 Jahren an zahlreichen Dokumentarfilmen als Toningenieur, aber auch als Regisseur und Berater. 1937 wurde er kurzzeitig für den nach Kanada abgewanderten Grierson Interimschef des Studios. Die dauerhafte Übernahme des Postens wurde ihm verwehrt ab, da er nicht gewillt war, die britische Staatsbürgerschaft anzunehmen. Cavalcanti verließ die GPO Film Unit und schloss sich 1940 den Ealing Studios des Produzenten Michael Balcon an und war dort in verschiedenen Funktionen beschäftigt. Er begann mit der Produktion von Propagandafilmen wie Feiger Cäsar (1941) – ein Kompilationsfilm, der Szenen von Mussolini mit dem Ziel der Verunglimpfung und Lächerlichmachung aneinanderreiht. Zu Cavalcantis wichtigsten Werken bei Ealing gehören der 1942 entstandene Propagandafilm Went the Day Well?, Traum ohne Ende (Dead of Night) (1945) und Nicholas Nickleby (1947). Cavalcanti verließ Ealing über Geldstreitigkeiten und ging nach drei weiteren Filmregien in Großbritannien 1950 zurück nach Brasilien.
Dort arbeitete er als Produzent für die Companhia Cinematográfica Vera Cruz, die schließlich in Konkurs ging. Als Kommunist gebrandmarkt konnte er in Brasilien schwer Arbeit finden und ging Mitte der 1950er Jahre wieder nach Europa. 1955 führte er in den Wiener Rosenhügel-Filmstudios Regie bei der Verfilmung von Bertolt Brechts Herr Puntila und sein Knecht Matti. Er arbeitete in den 1960 und 1970er Jahren als herumreisender Regisseur in mehreren europäischen Ländern.
Personendaten | |
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NAME | Cavalcanti, Alberto |
ALTERNATIVNAMEN | Almeida Cavalcanti, Alberto de (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | brasilianischer Filmregisseur und Filmproduzent |
GEBURTSDATUM | 6. Februar 1897 |
GEBURTSORT | Rio de Janeiro |
STERBEDATUM | 23. August 1982 |
STERBEORT | Paris |