Alexis Simon Belle

Alexis-Simon Belle, Selbstporträt, Schloss Versailles

Alexis-Simon Belle (* 12. Januar 1674 in Paris; † 21. November 1734 ebenda) war französischer Maler, vor allem bekannt geworden durch seine Porträts französischer und jakobitischer Adeliger.

Belle wurde als zweites Kind und einziger Sohn von Jean-Baptiste Belle (geboren vor 1642, gestorben 1703), ebenfalls Maler, und seiner Frau Anne (gestorben 1705) geboren.[1] Belles Geburt und Taufe wurde im Kirchenbuch von Saint-Sulpice notiert.

Porträt des Louis François I de Bourbon, Prinz von Conti von Alexis-Simon Belle

Belle studierte zunächst bei seinem Vater, bevor er in das Atelier von François de Troy (1645/1646 bis 1730) wechselte, einem Maler am Hofe von Jakob II. von England im Exil in Saint-Germain-en-Laye.[1] Auch Einflüsse durch Hyacinthe Rigaud und Nicolas de Largillière mögen bestehen.[1]

Seine produktive Phase begann dort in den Jahren 1698 bis 1701. Dies war eine kurze Friedensperiode zwischen Frankreich und Großbritannien, in der die Jakobiten frei über den Ärmelkanal fahren und Porträts beispielsweise von James Edward Stuart und seiner Schwester Princess Louisa Maria transportieren konnten. Troy war ab 1700 Jakob II. einziger Porträtmaler am Hof, benötigte Hilfe und beauftragte seinen besten Schüler Belle, um die bei ihm in Auftrag gegebenen Arbeiten rechtzeitig fertigzustellen.[1]

Belle gewann im August 1700 den Prix de Rome, setzte aber seine Arbeiten in Saint-Germain fort, anstatt nach Italien zu reisen.[1]

Am 12. November 1701 heiratete Belle die Miniaturmalerin Anne Chéron (1649–1718). Belle wechselte jetzt mit seiner Frau dauerhaft zu den Jakobiten. Nach Ausbruch des Krieges zwischen Großbritannien und Frankreich 1702 wurden die Porträts von James Edward Stuart ('The Old Pretender') und seiner Schwester erneut über den Ärmelkanal geschmuggelt. Belle führte weitere Arbeiten für Mitglieder der Königsfamilie und für den Augustinerorden in Paris aus.[1] Mehrere Kopien von James Edward Stuart, in Rüstung und an der Kanalküste stehend und auf die Klippen von Dover zeigend, sind erhalten geblieben.[1]

Belles bekanntestes Porträt von James Edward Stuart datiert aus dem Jahr 1712. Es ist unmittelbar vor seinem Weggang von Saint Germain nach Lothringen entstanden und zeigt ihn in einem Zelt in militärischer Kleidung.[2] Dieses Bild manifestierte seine Rolle als Prätendent und wurde oft kopiert. In einer Gravur eines Bildes von François Chéreau wird Belle als peintre de S. M. Brit. (Maler der Britischen Majestät) beschrieben. 1713 signierte Chéreau ein Porträt von Belle, das Princessin Louisa Maria (die 1712 verstarb) darstellte. Dieses Bild hängt heute in Sizergh Castle in Cumbria.[1]

In den 1720er Jahren wurde Belles Arbeit vom französischen Adel mehr und mehr wahrgenommen. Er malte den jungen Ludwig XV. Das Bild befindet sich heute in Versailles. Die meisten seiner Werke dieser Zeit sind signiert, das darauf deuten lässt, wie anerkannt sein Status in Frankreich war. Er nahm seine Tätigkeit für die Jakobiten wieder auf, und 1724 signierte er ein Porträt von Marie-Charlotte Sobieska (James Edward Stuarts Schwägerin) mit pictor regis Britann (Maler des Königs von England). (Das Bild ist jetzt in der Walters Art Gallery in Baltimore zu sehen.) 1731 erstellte Belle zwei Kopien der Porträts von James Edward Stuarts zwei Söhnen, Prinz Charles Edward Stuart und Prinz Henry Benedict Stuart.[1]

Nach dem Tod seiner ersten Frau Anne heiratete er am 12. Januar 1722 Marie-Nicole Horthemels (geboren 1689, gestorben nach 1745), die ebenfalls Malerin und Graveurin war.[1][3] Sie hatten zusammen zwei Söhne, die 1722 und 1726 geboren wurden, sowie eine Tochter (* 1730). Belle erwarb zusammen mit seiner neuen Frau Grund in Saint Germain, wo er sich jetzt überwiegend aufhielt, und auch in der rue du Four in Paris.[1]

Die Schwester von Belles zweiter Frau, Louise-Madeleine Horthemels (1686–1767) war für über 50 Jahre eine wichtige Graveurin in Paris und die Mutter des Designers, Graveurs und Kunstkritikers Charles-Nicolas Cochin (1715–1790).[4] Eine andere von Belles Schwägerinnen war Marie-Anne Horthemels, die ebenfalls in diesem Kunstbereich arbeitete und die Frau von Nicolas-Henri Tardieu (1674–1749) war, auch ein anerkannter Graveur und Mitglied der Académie royale de peinture et de sculpture.[4] Die Familie Horthemels kam ursprünglich aus den Niederlanden, waren Nachkommen des holländischen Theologen Cornelius Jansen und hatten Verbindungen zum Pariser Abt der Port-Royal des Champs, dem Mittelpunkt des Jansenismus in Frankreich.[4]

Prince James Francis Edward Stuart, um 1703, Belle zugeschriebenes Porträt in der Royal Collection

Belle und seine Frau Marie-Nicole waren die Eltern von Clément-Louis-Marie-Anne Belle (1722–1806), einem französischen Maler und Gestalter von Teppichen.[3] Einer seiner Schüler war Jacques-André-Joseph Camelot Aved (1702–1766).[3]

Als Belle 1734 starb, wurde er als „painter to the king in his Royal Academy of Painting and Sculpture, comptroller of clergy stipends and comptroller of poultry“ (Maler des Königs in der Königlichen Akademie der Malerei und Bildhauerei, Kontrolleur der geistlichen Studien und der Federviehhaltung) tituliert.[5]

Belles Sohn Clément-Louis wurde Historienmaler.[1] Nach dessen Tod 1806 wurde er als „Rector of the Special School of Painting, Sculpture, Architecture and Engraving, and Professor of Design to the Imperial Manufactury of Gobelins[6] beschrieben.

Belle war in erster Linie ein Porträtmaler.[3] Sein Werk umfasst:

Porträt von Princess Louisa Maria Theresa Stuart von Belle, 1704
  • Emmanuel Bénézit: Dictionnaire critique et documentaire des peintres, sculpteurs, dessinateurs et graveurs de tous les temps et de tous les pays. Neuausgabe. Gründ, Paris 1976
Commons: Alexis Simon Belle – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b c d e f g h i j k l m n o p Edward Corp: Belle, Alexis-Simon (1674–1734). In: Henry Colin Gray Matthew, Brian Harrison (Hrsg.): Oxford Dictionary of National Biography, from the earliest times to the year 2000 (ODNB). Oxford University Press, Oxford 2004, ISBN 0-19-861411-X; doi:10.1093/ref:odnb/46466 (Lizenz erforderlich), Stand: 2004.
  2. Government Art Collection
  3. a b c d Alexis Simon Belle. Getty.edu (englisch).
  4. a b c Louise-Magdeleine Horthemels: Reproductive Engraver von Elizabeth Poulson. In: Woman’s Art Journal, vol. 6, no. 2 (Autumn, 1985 bis Winter, 1986), S. 20–23.
  5. Eugène Piot: Le Cabinet de l’amateur Annees 1861 et 1862. Librairie Firmin Didot Frères, Paris 1863, S. 162; Textarchiv – Internet Archive.
  6. Register of the XIIth arrondissement of Paris, division of Finistère, September 1806
  7. Prince James Francis Edward Stuart with his sister, Princess Louisa Maria Theresa. The Royal Collection.
  8. NPG 1658, Princess Louisa Maria Theresa Stuart, Alexis Simon Belle zugeschrieben. Oil on canvas, circa 1702–1706. npg.org.uk; abgerufen am 24. Mai 2022.
  9. Prince James Francis Edward Stuart (1688–1740), c.1700–1705. (Memento vom 8. Juni 2011 im Internet Archive) The Royal Collection.
  10. NPG 593 Henry St John, 1st Viscount Bolingbroke, attributed to Alexis Simon Belle, oil on canvas, 1712? National Portrait Gallery, London.
  11. NPG 348 Prince James Francis Edward Stuart, studio of Alexis Simon Belle, oil on canvas, circa 1712. npg.org.uk; abgerufen am 24. Mai 2022.
  12. Portrait (Memento vom 26. November 2006 im Internet Archive) von Élisabeth Charlotte de Bourbon-Orléans und Franz I., datiert 1722, auf estrepublicain.fr, Stand: 26. November 2006; abgerufen am 26. Juli 2011.
  13. NPG 191 John Law, attributed to Alexis Simon Belle, oil on canvas, oval, circa 1715–1720. National Portrait Gallery, London; abgerufen am 24. Mai 2022.
  14. Louis François I de Bourbon, prince de Conti (Memento vom 30. September 2007 im Internet Archive)
  15. François de Troy. culture.gouv.fr; abgerufen am 15. März 2011.
  16. Antoine Crozat, marquis du Chatel. culture.gouv.fr; abgerufen am 15. März 2011.
  17. Alexis Simon Belle, self portrait. culture.gouv.fr; abgerufen am 15. März 2011.
  18. Charles Gabriel de Belsunce, marquis de Castelmoron. culture.gouv.fr; abgerufen am 15. März 2011.