Er stammte aus dem im 18. Jahrhundert in den Grafenstand erhobenen sächsisch-thüringischen Adelsgeschlecht von Brühl und war der Sohn von Heinrich Graf von Brühl und Maria Anna, geb. Gräfin von Kolowrat-Krakowsky (1717–1762). Um die Macht des Vaters in Polen zu sichern, ließ der seinen Sohn als Kind in den polnischen Adel (Szlachta) aufnehmen. Im Alter von elf Jahren wurde der begabte Alois von Brühl bereits zum Gouverneur (Starost) in Warschau ernannt, später bekleidete er die Position eines königlichen Mundschenks (1761–1763) und Krongeneralfeldzeugmeisters. Von 1763 bis 1788 war er General der Kronartillerie[1]. Der Vater schickte ihn oft auf diplomatische Missionen. Brühl wirkte sehr positiv auf die Entwicklung in Warschau und das Artilleriewesen. Nach dem Tod seines Vaters 1763 verlor er alle seine Staatsämter im Königreich Polen und im Kurfürstentum Sachsen. Die polnischen Ämter erhielt er nach Krönung von Stanislaus II. August Poniatowski teilweise wieder zurück. 1767 gründete er die FreimaurerlogeCnotliwy Sarmata. 1776 gründete er eine Artillerieschule in Warschau. Auch war er karitativ tätig.[2] Während seiner Zeit in Warschau hielt er sich meist in seinem nördlich außerhalb der Stadt an der Weichselböschung gelegenen Palais in Młociny (heute im Warschauer Stadtteil Bielany gelegen) auf. 1790 siedelte er von Warschau auf seine Herrschaft Pförten um. Hier widmete er sich verstärkt seiner Leidenschaft, dem Theater. Er schrieb für seine Pförtener Privatbühne zahlreiche Lustspiele, in denen er auch selbst als Schauspieler auftrat.
„Alois Friedrich ..., polnischer Kronfeldzeugmeister, der sich durch Schönheit und Körperkraft wie als Maler, Mathematiker und Dichter auszeichnete“
In erster, politisch motivierter Ehe war er mit Marianna Klementyna Potocka, der Tochter des Kiewer WoiwodenFranciszek Salezy Potocki[4] verheiratet. Die Hochzeit fand 1760 auf dem Potocki-Schloss in Krystynopol (heute: Tscherwonohrad) statt. 1780 heiratete er nach dem Tod seiner ersten Frau deren weitläufige Kusine Maria Teresa Potocka und nach deren Tod 1783 Josefa Christiana Anna Gräfin Schaffgotsch[5]. Aus der zweiten Ehe stammte eine Tochter:
Theresa (* 8. November 1784; † 8. März 1844). Sie heiratete am 5. September 1808 den Grafen Franz Anton I. von Thun und Hohenstein (* 3. Oktober 1786; † 18. Januar 1873). Aus der Ehe mit Josefa Schaffgotsch stammte Friedrich August Graf von Brühl (1791–1856).
Józef Ignacy Kraszewski schrieb Anfang der 1880er Jahre einen historischen Roman über Brühl: Der Gouverneur von Warschau[6].
↑Originalausgabe: Starosta Warszawski (obrazy historyczne z XVIII wieku), deutsche Übersetzung von Kristiane Lichtenfeld, ISBN 3-7466-1311-6, Aufbau-Verlag, Berlin 2003.
Johann Georg Meusel: Lexikon der vom Jahr 1750 bis 1800 verstorbenen teutschen Schriftsteller. Band 1, 1802. S. 625–627. (GBS)
Hans von Krosigk: Karl Graf von Brühl, General-Intendant der Königlichen Schauspiele, später der Museen in Berlin und seine Eltern. Lebensbilder auf Grund der Handschriften des Archivs zu Seifersdorf. Mittler & Sohn, Berlin 1910.
Juliusz Dudziak: Alojzy Fryderyk von Brühl (1739–1793). Zielona Góra 2010.