AmigaOS | |
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Entwickler | Commodore Intl. (1.0-3.1), Haage & Partner (3.5-3.9), Hyperion Entertainment (3.1.4-3.2.2.1, 4.0-4.1) |
Lizenz(en) | proprietäre Lizenz |
Erstveröff. | 23. Juli 1985 |
Akt. Version | AmigaOS 4.1 Final Edition (PPC) 18. Dezember 2014; AmigaOS 3.2.2.1 (68k) 23. April 2023 |
Kernel | Mikrokernel |
Abstammung | TRIPOS ↳ AmigaOS |
Architektur(en) | PowerPC, 68k |
Chronik | AmigaOS … |
Sonstiges | 4.1 Final Edition (PPC): 29,95 EUR 3.2.2.1 (68k): 42,95 EUR |
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AmigaOS ist ein Betriebssystem, das ursprünglich für die Amiga-Computer der Firma Commodore entwickelt wurde. Es wurde 1985 erstmals mit dem Amiga 1000 veröffentlicht und zeichnete sich durch eine fortschrittliche Architektur aus, die Multitasking, eine grafische Benutzeroberfläche (GUI) und erweiterte Audio- und Video-Funktionen unterstützte. Diese Merkmale machten AmigaOS besonders in den Bereichen Multimedia, Grafik- und Videobearbeitung sowie Computerspiele populär.
Das Betriebssystem war eines der ersten, das auf Heimcomputern echtes Multitasking und 32-Bit-Grafik in Verbindung mit leistungsstarker Audiounterstützung ermöglichte. Diese innovativen Funktionen setzten Maßstäbe für die Entwicklung von Betriebssystemen in der Personal-Computer-Industrie.
Nach dem Rückzug von Commodore aus dem Computer-Markt 1994 wurde AmigaOS von verschiedenen Unternehmen weiterentwickelt, darunter Hyperion Entertainment, welches das Betriebssystem heute pflegt. Trotz des endenden kommerziellen Erfolgs der Amiga-Computer hat AmigaOS eine treue Anhängerschaft und ist nach wie vor ein bedeutendes Thema innerhalb der Retro-Computing-Community.
AmigaOS wurde in den frühen 1980er-Jahren von der Firma Amiga entwickelt. Die Arbeiten begannen 1982, und das Betriebssystem sollte eine moderne Architektur bieten, die Multitasking, grafische Benutzeroberflächen und mehr benutzerfreundliche Features ermöglichte. Die grundlegenden Komponenten von AmigaOS, insbesondere AmigaDOS und Teile des Kickstart, basieren auf dem Multiuser-Betriebssystem TRIPOS der Firma MetaComCo, das in der Programmiersprache BCPL geschrieben wurde.
AmigaOS 1.0 wurde 1985 fertiggestellt, nachdem Amiga von Commodore übernommen worden war. Diese erste Version bildete die Grundlage für alle späteren Entwicklungen und setzte den Standard für viele Technologien, die zu dieser Zeit noch in den Kinderschuhen steckten, wie etwa die grafische Benutzeroberfläche und das Multitasking.
Nach der Übernahme von Amiga durch Commodore im Jahr 1985 wurde die Entwicklung des Betriebssystems fortgeführt. Commodore veröffentlichte 1986 AmigaOS 1.2 und 1987 die Version 1.3, die insbesondere Stabilitäts- und Kompatibilitätsverbesserungen mit sich brachte.
Mit der Veröffentlichung von AmigaOS 2.0 im Jahr 1990, das zahlreiche Verbesserungen in der Benutzeroberfläche, bessere Multitasking-Funktionalität und Unterstützung für das Amiga 3000-Modell brachte, machte AmigaOS einen großen Sprung. Version 3.0 folgte 1992 und beinhaltete zusätzliche Funktionen und Support für die neue Amiga 1200- und Amiga 4000-Hardware. AmigaOS 3.1 wurde 1994 veröffentlicht und stellte die endgültige Version von AmigaOS unter Commodore dar, bevor das Unternehmen 1994 Insolvenz anmeldete.
Nach der Insolvenz von Commodore übernahm Amiga Inc. die Rechte an der Marke Amiga und entschied sich, AmigaOS zu modernisieren. Die deutsche Firma Haage & Partner erhielt die Lizenz, AmigaOS weiterzuentwickeln und veröffentlichte 1999 AmigaOS 3.5. Diese Version brachte eine verbesserte Unterstützung für moderne Hardware, verbesserte Systemfunktionen und eine Reihe neuer Features. Für Diskussionen sorgte jedoch die Aufgabe der Abwärtskompatibilität. So war die Mindestanforderung ein 68020-Prozessor. Es folgten eine Reihe weiterer Updates, auch bekannt als BoingBag-Releases 1 (Dezember 1999), 2 und 2a (beide Januar 2001).[3]
Besonders hervorzuheben ist die Einführung von WarpOS[4], einer Softwarelösung, die es ermöglichte, klassische 68k-Programme auf PowerPC-Hardware auszuführen. Diese Lösung stieß auf Kontroversen, da sie nicht mit der konkurrierenden PowerUp-Software kompatibel war, was zu Spannungen innerhalb der Amiga-Community führte.
Im Dezember 2000 veröffentlichte Haage & Partner AmigaOS 3.9, das viele der Funktionen von 3.5 weiterführte und die Benutzeroberfläche sowie Systemleistung verbesserte. Mit dieser Version wurde AmigaOS zu einer modernen Plattform, die mit neuen Dateiformaten wie AVI und MP3 kompatibel war. Außerdem erhielt es Unterstützung für Festplatten >4 GB. Die Markteinführung von AmigaOS 3.9 kam überraschend, da es zunächst hieß, dass OS 3.5 das letzte offizielle Version für den Classic Amiga sein würde. Um aber ein weiteres Zusammenbrechen des Amiga-Marktes zu verhindern, wurde die Version 3.9 veröffentlicht.[5]
Im Jahr 2001 ging die Entwicklung von AmigaOS in die Hände des belgischen Unternehmens Hyperion Entertainment über, nachdem die Lizenz von Amiga Inc. an Haage & Partner zurückgezogen worden war. Im selben Jahr begann Hyperion mit der Entwicklung von AmigaOS 4.0, einer Version des Betriebssystems, die exklusiv für die PowerPC-Architektur optimiert war. Dies stellte einen deutlichen Bruch zu den vorherigen 68k-Versionen dar, die auf den klassischen Motorola 68000-Prozessoren liefen. Programme für klassische 68k-Amiga-Systeme konnten jedoch auch weiterhin in einer Emulation des 68k-Prozessors ausgeführt werden (je nach Kompatibilität auch unter Einsatz eines JIT-Compilers).
AmigaOS 4.0 wurde zuerst auf der AmigaOne-Plattform von „Eyetech“ ausgeliefert. In den Jahren 2007 und 2008 folgten Versionen von AmigaOS 4.1, die die AmigaOne-Plattform, die SAM440-Mainboards von „ACUBE Systems“, die Pegasos-II-Boards und die PowerPC-Erweiterungskarten für klassische Amiga-Modelle vollständig unterstützten. Zu den wichtigsten Neuerungen gehörte eine modernisierte Benutzeroberfläche.
Mit der Veröffentlichung von AmigaOS 4.1 Final Edition im Dezember 2014 präsentierte Hyperion eine stabile und voll funktionsfähige Version des Betriebssystems für verschiedene PowerPC-basierte Amiga- und AmigaOne-Modelle sowie den Pegasos 2.[6] Diese Version beinhaltete weitere Verbesserungen in der Benutzeroberfläche sowie erweiterte Hardware-Unterstützung.
Im Oktober 2022 wurde ein aktualisiertes Software Development Kit (SDK) für AmigaOS 4.1 veröffentlicht[7], das Entwicklern neue Möglichkeiten zur Erstellung von Software für die AmigaOS-Plattform bot. Dennoch blieb das Betriebssystem eine Nischenlösung, die von einer kleinen, aber engagierten Nutzergruppe verwendet wurde, die über PowerPC-Hardware verfügte.
Die Entwicklung von AmigaOS 3.x wurde trotz der Fokussierung auf PowerPC-Versionen nicht eingestellt. So begann Hyperion Entertainment aus urheberrechtlichen Gründen auf Basis der letzten Commodore-Version AmigaOS 3.1 neue Updates zu entwickeln. Diese neueren Versionen von AmigaOS 3.x führten neue Funktionen und Fehlerbehebungen ein, ohne die grundlegende 68k-Architektur zu verlassen.
Im Dezember 2015 wurde der Quelltext von Bestandteilen aus AmigaOS 3.1 (speziell Kickstart und Workbench) im Internet geleakt, was vom Lizenznehmer Hyperion Entertainment offiziell bestätigt wurde.[8][9]
Die erste bedeutende Veröffentlichung war AmigaOS 3.1.4 im Jahr 2018[10], die ursprünglich als Bugfix-Release gedacht war, aber weit mehr Änderungen und Verbesserungen brachte als ursprünglich erwartet. AmigaOS 3.1.4 modernisierte viele Systemkomponenten und behob Probleme, die über die Jahre hinweg aufgetreten waren.
Darauf folgten AmigaOS 3.2[11] (2021) sowie AmigaOS 3.2.1[12] und 3.2.2[13] (2021–2023), die kontinuierlich neue Features und Korrekturen einführten, die die Nutzung auf klassischer Hardware verbesserten und das System langfristig relevant hielten.
Neben seiner Rolle als Betriebssystem für Amiga-Computer spielte AmigaOS auch eine zentrale Rolle in der Entwicklung von Software für die Medienproduktion und den Bereich der Grafik- und Multimedia-Anwendungen. Besonders in den späten 1980er- und frühen 1990er-Jahren war AmigaOS eine bedeutende Plattform für viele Softwareprojekte, die später auch auf anderen Plattformen wie Windows und macOS erfolgreich wurden.
Einige der bekanntesten Softwareprodukte, die ihre Wurzeln in der Amiga-Ära haben, sind:
Darüber hinaus ermöglichte die Integration von GNU-Hilfsprogrammen die Nutzung von AmigaOS als Unix-artiges Betriebssystem. In diesem Kontext wurden unter anderem der Texteditor vim und eine Reihe von GNU-Werkzeugen entwickelt. In den späten 1980er- und frühen 1990er-Jahren war AmigaOS eine bedeutende Entwicklungsplattform für die GNU-Community, insbesondere für den GCC.[14]
AmigaOS war im Laufe der Jahre immer wieder mit rechtlichen Herausforderungen konfrontiert. Eine der größten Auseinandersetzungen war die Rechtsstreitigkeit zwischen Hyperion Entertainment und der Cloanto Corporation sowie weiteren Beteiligten wie Amiga Inc. und Itec LLC, die Ansprüche am Betriebssystem geltend machten. Im März 2023 entschied ein US-Gericht zugunsten von Hyperion, indem es die Klage abwies, die aufgrund von Urheberrechtsverletzungen und Markenrechtsfragen eingereicht worden war.[15]
Die Entwicklung von AmigaOS hat sich durch diese rechtlichen und finanziellen Turbulenzen nicht stoppen lassen.
Im Mai 2019 hatte Hyperion Entertainment die volle Eigentümerschaft am ReAction GUI Tool Kit, was mit der OS-Version 3.5 eingeführt wurde, übernommen[16]. Im Dezember 2024 kündigte Hyperion Entertainment eine Konsolidierung ihrer finanziellen Lage und die Fortsetzung der Entwicklung von AmigaOS unter neuer Leitung an.[17] Die ersten Schritte in diese Richtung waren bereits mit der Veröffentlichung von AmigaOS 3.2.2.1[1] im April 2023 unternommen worden, das kleinere Fehlerbehebungen und Optimierungen aus den vorherigen Versionen mit sich brachte.
Das AmigaOS hatte herausragende Eigenschaften, die in der Kombination lange Zeit von keinem anderen gebräuchlichen Betriebssystem erreicht wurden:
Die ersten Motorola-68k-CPUs stellten noch keine Memory Management Unit zur Verfügung. Deshalb musste AmigaOS ohne Speicherschutz auskommen – was allerdings Mitte der 1980er im Heimcomputersegment auch noch kein Thema war.
Die Workbench wurde nicht zwingend zum Funktionieren des Computers benötigt, da der Betriebssystemkern und viele Systembibliotheken im Kickstart-ROM enthalten waren, weshalb viele Computerspiele direkt von der Kickstart geladen wurden, um mehr Hauptspeicher nutzen zu können. Dadurch wurden allerdings die Multitasking-Eigenschaften des Betriebssystems außer Funktion gesetzt.