Die jüdisch-arabischen Vorfahren der als Ana María Schoua in Buenos Aires geborenen argentinischen Autorin stammen väterlicherseits aus dem Libanon, mütterlicherseits aus Polen (ihr Familienname lautete Szmulewicz) und wanderten in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts in Argentinien ein. Bereits mit 15 Jahren konnte Shua erfolgreich als Schriftstellerin debütieren: 1967 veröffentlichte sie ihre Lyrikanthologie El sol y yo, die auch von der Sociedad Argentina de Escritores (SADE) ausgezeichnet wurde. Sie studierte Literatur an der Universidad de Buenos Aires und schrieb unter dem Pseudonym Diana de Montemayor einige Kurzgeschichten für eine Frauenzeitschrift. Mit 20 Jahren begann sie bei einer Werbeagentur zu arbeiten, für die sie Werbetexte und Folder verfasste.
Als sich 1976 die Junta unter Führung General Jorge Rafael Videlas an die Macht geputscht hatte, ging Shua freiwillig ins Exil. Sie ließ sich in Paris nieder und fand eine Anstellung in der dortigen Redaktion der spanischen Zeitschrift Cambio 16. Während ihre Schwester im Exil in den USA blieb und ihre Kusinen in Spanien, kehrte Ana María Shua nach etwa einem Jahr wieder in ihr Heimatland zurück und konnte dort 1980 ihren ersten Roman (Soy paciente) in Buenos Aires veröffentlichen, der von der Kritik als Metapher für das diktatorische Regime interpretiert wird. In dieser Zeit änderte sie auch die Schreibung ihres Zunamens in Shua. Über den mexikanischen Schriftsteller Edmundo Valadés lernte sie die microcuentos (Kürzestgeschichten) kennen und verfasste erste eigene Texte in dieser Gattung.
Einige ihrer Werke wurden ins Englische, Französische, Italienische, Deutsche, Polnische und Holländische übersetzt; zwei ihrer Romane wurden verfilmt: Soy paciente von Rodolfo Corral und Los amores de Laurita von Antonio Ottone 1986.
Lauritas Liebschaften. Aus dem argentinischen Spanisch von Gunhild Niggestich. Wuppertal: Peter Hammer Verlag, 1992. [Neuere Auflage: München: Deutscher Taschenbuch Verlag, 1995]
Wie eine gute Mutter, übersetzt von Anneliese Schwarzer, in: Mohnblumen auf schwarzem Filz, eine Anthologie der Initiative LiBeraturpreis, Zürich: Unionsverlag 1988 (Übersetzung einer Erzählung aus dem Band Viajando se conoce gente)
"Das Leben und die Pelargonien", in: Mit den Augen in der Hand: argentinische Jüdinnen und Juden erzählen. Herausgegeben und übersetzt von Erna Pfeiffer. Wien: Mandelbaum Verlag, 2014, Seite 208–215.
Ronda D. Buchanan: El río de los sueños. Approximaciones críticas a la obra de Ana María Shua. AICD, Washington, D.C. 2001, ISBN 0-8270-4207-8.
Denis León: Ana María Shua. Las felicidades de la repetición. In: Bulletin hispanique, Bd. 110 2008, Heft 1, S. 371–379.
Denis León: La historia de Bruria. Memoria, autofiguraciones y tradición judía en Tamara Kamenszain y Ana María Shua. Editorial Simurg, Buenos Aires 2007, ISBN 978-987-554-101-6 (zugl. Dissertation Universidad de Tucumán 2007).
Paul R. MacAleer: „El proceso“, Kafka, and the comic novel. Ana María Shua's „Soy paciente“. In: The Modern Language Review, Bd. 105 (2010), Heft 1, S. 131–148.
Inge Nickel: Das subtile Erinnern der Diktatur im Werk der Argentinierin Ana María Shua. In: Meral Akkent (Red.): Schriftstellerinnen. IKO-Verlag, Frankfurt/M. 2002.
Patrick L. O’Connell: The function of memory in Argentine postmodern narrative by Mempo Giardinelli, Tununa Mercado and Ana María Shua. University Press, Albuquerque, NM. 1997 (zugl. Dissertation).
Erna Pfeiffer: Schreiben im transkulturellen Raum. Jüdisch-argentinische Autorinnen in Diaspora und Exil. In: Eva Gugenberger, Kathrin Sartingen (Hrsg.): Hybridität – Transkulturalität – Hybridisierung. Wien, Berin 2011, S. 157–192, hier: S. 174 ff.
„Sie haben unser Gedächtnis nicht auslöschen können.“ Jüdisch-argentinische Autorinnen und Autoren im Gespräch. Herausgegeben und übersetzt von Erna Pfeiffer. Löcker-Verlag, Wien 2016.