Das Ananga Ranga (Bühne der Liebe) (auch Anunga Runga) wurde von Kalyanmalla (auch Kalyanamalla oder Kullianmull) im 15. oder 16. nachchristlichen Jahrhundert verfasst. Das Werk ist auch als Kamaledhiplava (Boot im Meer der Liebe) bekannt. Der Dichter schrieb das Werk zu Ehren von Lad Khan, Sohn von Ahmed Khan Lodi. Lad Khan war auch als Ladana Mull und Ladanaballa bekannt und herrschte über Jaunpur. Er stand in Beziehung zur (oder war verwandt mit der) Lodi-Dynastie, die von 1451 bis 1526 in Indien herrschte.[1]
Das Ananga Ranga ist ein Kommentar des Ratirahasya in 10 Kapiteln und wurde 1885 von Sir Richard Francis Burton ins Englische übersetzt.
Befriedigung und Genuss kommen für einen Mann durch den Besitz einer schönen Frau. Männer heiraten wegen der ungestörten Zusammenkunft, der Liebe und Bequemlichkeit und sie bekommen oft schöne und attraktive Frauen. Aber sie geben ihnen nicht uneingeschränkte Zufriedenheit noch erfreuen sie sich gründlich an ihren Reizen. Der Grund liegt in ihrer Ignoranz der Schriften des Kamashastra und der Geringschätzung der verschiedenen Arten von Frauen. Diese Männer betrachten Frauen nur von der Perspektive eines Tieres. Sie sind töricht und geistlos. Das Werk soll Leben und Liebe davor beschützen, derart verschwendet zu werden.[2]
Der Autor möchte mit seinem Werk zeigen, dass eine Frau für einen Mann ausreicht. Dazu werden Anleitungen gegeben, mit denen ein Ehemann die Liebe seiner Ehefrau durch sexuelle Vergnügungen fördern kann. Der Ehemann soll durch sexuelle Variationen seine Frau und sich erfreuen, so dass das Leben mit ihr gleich ist wie mit 32 verschiedenen Frauen. Durch die immer neu variierten sexuellen Genüsse, ist sie fähig Harmonie herzustellen und so wird verhindert, dass sich die Eheleute überdrüssig werden. Neben dem ausführlichen Katalog sexueller Positionen, um beide Partner zu erregen, liegt im Ananga Ranga ein großes Gewicht auf dem Vorspiel und der Verlockung. Zum Beispiel schreibt der Autor, dass der sexuelle Appetit einer Frau kurz vor und nach der Menstruation am größten sei.[3]
Kalyāṇamalla: Ananga Ranga: Orientalische Liebeslehre. Goldmann Verlag, München 1985, ISBN 3-442-06770-7.
Kalyanamalla: Illustrated Kalyanamallas Anangaranga: An Indian erotic. In: Chaukhambha Oriental Research Studies. Chaukhambha Orientalia, 1983 (Sanskrit, Sanskrit mit englischer Übersetzung).
Kalyāṇamalla, H.S. Gambers, Sivalenka Rama: Ananga Ranga: Stage of the Bodiless One. The Hindu Art of Love. Medical Press of New York, New York 1964 (englisch).
Kalyanamalla, Eduard Kolb, Julius Weltmann: Der Ananga-Ranga des Kalyana Malla. Karl Schustek Verlag, 1964.
F. Leiter/H. H. Thal.: Liebe im Orient. Schneider & Co, Wien & Leipzig 1929 (3 Bände: I. Das Kamasutram des Vatsyayana. Mit Anhang Das Erotische in der indischen Kunst. II. Anangaranga. Die Bühne des Liebesgottes. III. Der duftende Garten des Scheik Nefzaui.).
Sandhya Mulchandani: Erotic Literature of Ancient India : Kama Sutra, Koka Shastra, Gita Govindam and Ananga Ranga. Roli Books, New Delhi 2006, ISBN 81-7436-384-X (englisch).
S. N. Prasad: Illustrated Kalyananakk's Anangaranga. An Indian Erotic. In: Chaukhambha Oriental Research Series. Nr.24. Varanasi: Chaukhambha Orientalia, 1983 (Sanskrit, Sanskrit Text mit englischer Übersetzung).