Das Dorf liegt im ehemaligen Ostpreußen, in der historischen Landschaft Oberland, etwa 85 Kilometer südsüdwestlich von Königsberg, 23 Kilometer ostsüdöstlich von Elbing und sieben Kilometer nordöstlich der Stadt Preußisch Holland (Pasłęk).
Die Ortschaft Angnitten wird urkundlich erstmals am 8. April 1335 in einem zu Marienburg vom Hochmeister Luther von Braunschweig ausgefertigten Dokument erwähnt, mit dem er den Söhnen des Herman Boryn die Hälfte der Güter Paskaynen (Peiskam) und die Güter Angliten (Angnitten) und Koke (Koken) sowie einen Teil der Güter Bonusdorff (Briensdorf) und in anderen Orten des Elbinger Gebiets zu kulmischem Recht bestätigt.[1]
Am Anfang des 17. Jahrhunderts saß Balzer von Radau („Radowen“) auf Angnitten und Koppeln, dem Kurfürst Johann Sigismund, Markgraf zu Brandenburg, am 27. Februar 1618 das Bauerndorf Caimen (Kaymen) erblich zu kulmischem Recht verschrieb.[2]
Im Jahr 1785 wird Angnitten, auch Anglitten oder Agnitten genannt, als ein adliges Vorwerk oder adliger Hof mit fünf Feuerstellen (Haushaltungen) bezeichnet, dessen Besitzer ein v. Rekowski ist.[3]
Wilhelm von Schrötter auf Angnitten heiratete am 19. Januar 1846 Friederike Marie Caroline Wilhelmine Reichsgräfin und Burggräfin von Dohna-Schlobitten (* 14. Mai 1818; † 8. Januar 1848). Aus der Ehe ging eine Tochter hervor, Amélie Friederike Karoline Freiin von Schrötter (* 29. November 1846 in Königsberg; † 20. Juli 1902 in Berlin). Sie wurde später Besitzerin des elterlichen Gutes Angnitten mit Warnikam und Golbitten, zusammen etwa 408 Hektar. Am 2. Oktober 1865 heiratete sie auf Angnitten Ludwig Bodo Wilhelm Friedrich Freiherr von Minningerode. Ihr Mann wurde Reichstagsabgeordneter und war seit 1884 Mitglied des preußischen Staatsrats. Die Ehe blieb kinderlos. Das Gut Angnitten blieb bis 1945 im Besitz von Mitgliedern der Familie Minnigerode.
Am 1. April 1927 hatte das Rittergut Angnitten eine Flächengröße von 290 Hektar, und am 16. Juni 1925 hatte der Gutsbezirk 112 Einwohner.[4] Zu gleichen Zeiten hatten das benachbarte Rittergut Kaymen eine Flächengröße von 294 Hektar und 54 Einwohner sowie das benachbarte Rittergut Koppeln eine Flächengröße von 354 Hektar und 73 Einwohner.[5] Das benachbarte Dorf Golbitten hatte im Jahr 1913 eine Gemarkungsfläche von 279 Hektar[6] und im Jahr 1910 nur 78 Einwohner.[7] Am 30. September 1928 wurden
die Landgemeinde Golbitten und die Gutsbezirke Angnitten (teilweise), Kaymen und Koppeln zur neuen Landgemeinde Angnitten zusammengeschlossen.[8]
Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Region im Frühjahr 1945 von der Roten Armee besetzt. Anschließend wurde Angnitten zusammen mit der gesamten südlichen Hälfte Ostpreußens von der Sowjetunionbesatzungsrechtlich der Volksrepublik Polen zur Verwaltung überlassen. Der Ortsname wurde zu ‚Anglity‘ polonisiert. In der Folgezeit wurde die einheimische Bevölkerung von der polnischen Administration aus dem Kreisgebiet vertrieben.
Katharine Sophie Albertine Caroline Reichsgräfin und Burggräfin zu Dohna-Schlobitten (* 18. Februar 1770; † 14. April 1864), Witwe des Karl Wilhelm von Schrötter (1748–1819), Kanzler des Königreichs Preußen, Mutter des Politikers Wilhelm von Schrötter, verstarb in Angnitten[20]
Angnitten, Rittergut, Kreis Preußisch Holland, Regierungsbezirk Königsberg, Provinz Ostpreußen, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Angnitten (meyersgaz.org)
Golbitten, Dorf, Kreis Preußisch Holland, Regierungsbezirk Königsberg, Provinz Ostpreußen, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Golbitten (meyersgaz.org)
Kaymen, Gut, Kreis Preußisch Holland, Regierungsbezirk Königsberg, Provinz Ostpreußen, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912 (meyersgaz.org)
Koppeln, Gut, Kreis Preußisch Holland, Regierungsbezirk Königsberg, Provinz Ostpreußen, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912 (meyersgaz.org)
Koken, Dorf, Kreis Preußisch Holland, Regierungsbezirk Königsberg, Provinz Ostpreußen, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Koken (meyersgaz.org)
↑Joachim Stephan: Die Handfesten des Elbinger Komtureibuches, in: Jahrbuch für die Geschichte Mittel- und Ostdeutschlands, Band 54, Saur, München 2008, S. 97 ff., insbesondere S. 118 (Google Books, eingeschränkte Vorschau).
↑Georg Conrad: Regesten ausgewählter Urkunden des reichsburggräflich und gräflich Dohnaschen Majoratsarchivs in Lauck (Ostpr.), in: Altpreußische Monatsschrift, Band 32, Königsberg i. Pr. 1895, S. 519–554, insbesondere S. 547 (Google Books).
↑Johann Friedrich Goldbeck: Volständige Topographie des Königreichs Preußen. Teil I: Topographie von Ost-Preußen. Marienwerder 1785, Anhang: Volständige Topographie vom Ost-Preußischen Cammer-Departement, S. 7 (Google Books).
↑ abKurt Albrecht: Die preußischen Gutsbezirke, in: Zeitschrift des Preussischen Statistischen Landesamts, 67. Jahrgang, Berlin 1927, S. 344–477, insbesondere S. 374, 11. Preußisch Holland, Ziffer 3 (Google Books).
↑Kurt Albrecht: Die preußischen Gutsbezirke, in: Zeitschrift des Preussischen Statistischen Landesamts, 67. Jahrgang, Berlin 1927, S. 344–477, insbesondere S. 374, 11. Preußisch Holland, Ziffer 30 und Ziffer 36 (Google Books).
↑Gemeindelexikon über den Viehstand und den Obstbau für den Preußischen Staat. Band 1: Ostpreußen. S. 102, Ziffer 26 (Google Books).
↑Johann Friedrich Goldbeck: Volständige Topographie des Königreichs Preußen. Teil I: Topographie von Ost-Preußen, Anhang: Volständige Topographie vom Ost-Preußischen Cammer-Departement, Marienwerder 1785, S. 7 (Google Books).
↑Alexander August Mützell und Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preußischen Staats, Band 1: A–F, Halle 1821, S. 25, Ziffer 788 (Google Books).
↑Georg Friedrich Krause: Handbuch zu dem Atlas von Preußen in 27 Karten; oder: geographisch-statistisch-topographische Beschreibung der preußischen Mönarchie. Zweite Hälfte: Verzeichniß sämmtlicher Städte, Flecken, Dörfer, Weiler, Vorwerke etc. der Monarchie. Band I: A – E, Müller, Erfurt 1835, S. 63 (Google Books).
↑Adolf Schlott: Topographisch-statistische Uebersicht des Regierungs-Bezirks Königsberg, nach amtlichen Quellen. Hartung, Königsberg 1861, S. 116, Ziffer 4 (Google Books).
↑Preußisches Finanzministerium: Die Ergebnisse der Grund- und Gebäudesteuerveranlagung im Regierungsbezirk Königsberg, 9. Kreis Pr. Holland, Berlin 1966, S. 2–9, Ziffer 3 (Google Books).
↑ abKönigliches Statistisches Bureau: Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Preussen und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871 bearbeitet und zusammengestellt. Berlin 1874, S. 176–177, Ziffer 97 (Google Books).
↑Königliches statistisches Bureau: Gemeindelexikon für das Königreich Preußen. Auf Grund der Materialien der Volkszählung vom 1. Dezember 1885 und anderer amtlicher Quellen. I. Provinz Ostpreußen, Berlin 1888, S. 198–199, Ziffer 96 (Google Books).
↑Gemeindelexikon für das Königreich Preußen, Band 1: Provinz Ostpreußen, Berlin 1898, S. 198–199, Ziffer 92 (Google Books).
↑Angnitten, Rittergut, Kreis Preußisch Holland, Regierungsbezirk Königsberg, Provinz Ostpreußen, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Angnitten (meyersgaz.org)
↑ abMichael Rademacher: Ostpreußen – Kreis Preußisch Holland. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 1. Januar 1900
↑Gothaisches genealogisches Taschenbuch der gräflichen Häuser auf das Jahr 1865, Jahrgang 38, Gotha 1864 (Google Books).
↑Nekrolog, in: Wochenblatt der Johanniter-Ordens-Balley Brandenburg, Jahrgang 17, Nr. 12, Berlin, 22. März 1876, S. 66–67 (Google Books).
↑Gothaisches genealogisches Taschenbuch der Freiherrlichen Häuser, Jahrgang 47, Perthes, Gotha 1897, S. 932 (Google Books).