Klassifikation nach ICD-10 | |
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Q13.1 | Fehlen der Iris (angeboren) Aniridie |
ICD-10 online (WHO-Version 2019) |
Aniridie ist eine sehr seltene angeborene Erkrankung mit Fehlen oder Hypoplasie der Regenbogenhaut (Iris) des Auges.[1][2]
Häufig ist damit auch eine Fehlentwicklung der Retina am hinteren Ende des Augapfels verbunden, was den Verlust der Sehkraft bedeutet.
Synonyme sind Irisaplasie und Irideremie.
Die Erstbeschreibung stammt vom Würzburger Arzt Gutbier.[3], zitiert nach G. Rindfleisch.[4]
Der Erkrankung liegen Mutationen im PAX6-Gen auf der AN2-Region auf dem Chromosom 11 Genort p13 zugrunde. Es ist für eine Kette anderer genetischer Vorgänge, die die Entwicklung des Auges und anderer Strukturen beeinflussen, erforderlich.[5]
Aniridie ist eine heterozygote Krankheit, was bedeutet, dass nur eines der beiden Chromosomen 11 beteiligt ist. Wenn beide betroffen sind (homozygot), ist das Ergebnis ein generell fataler Zustand, mit dem Fehlen der kompletten Augenanlagen.
Mehrere unterschiedliche Mutationen können das PAX6-Gen betreffen: Einige davon scheinen die Funktion des Gens mehr zu unterdrücken als andere, was zu unterschiedlich schwerer Ausprägung der Krankheit führt. So ist bei einigen Aniridie-Betroffenen nur ein relativ kleiner Teil der Iris abgehend, sie haben keinen fovealen Gewebsschwund und haben eine relativ normale Sicht. Daher wird angenommen, dass der Gendefekt in diesen Individuen weniger heterozygote Insuffizienz zur Folge hat, was bedeuten soll, dass die Genfunktion gut genug ist, um in einem abgeschwächteren Erscheinungsbild zu resultieren.
Die Häufigkeit wird mit 1–9 zu 100 000 angegeben, die Vererbung erfolgt autosomal-dominant.[1]
Diese angeborene Erkrankung kann eingeteilt werden in:[6][7]
Die Krankheit tritt gewöhnlich bei beiden Augen auf. Festzustellen ist, dass die Iris äußerlich kaum zu sehen ist, und nur durch eine Gonioskopie als runder Stumpf erkannt werden kann.
Die Symptome der Erkrankung können sowohl in den Augen als auch außerhalb davon auftreten. Im Folgenden seien einige davon genannt:
Aniridie-Patienten zeigen erhöhtes Risiko auf Bildung von Glaukomen und Katarakten (grüner und grauer Star). Daher sollten sich Erkrankte der professionellen Hilfe eines Augenspezialisten unterziehen. Das Risiko von fortschreitenden Glaukomen bleibt von der Kindheit bis ins Erwachsenenalter stetig bestehen, also sollten Arzt und Optiker regelmäßig Kontrollen anordnen und dafür Sorge tragen, die Sehfunktion (etwa durch Sehhilfenverschreibung oder Förderung der Lichtsensibilität) zu erhalten.
Da die Iris den Lichtfluss reguliert, der das Augeninnere erreicht, sind die Aniridie-Erkrankten meist sehr lichtempfindlich. Eine Abhilfe kann durch getönte Brillen oder Kontaktlinsen mit einer künstlichen Iris geschaffen werden.
Aniridie wird auch mit anderen gesundheitlichen oder entwicklungstechnischen Problemen in Verbindung gebracht, wie zum Beispiel Nystagmus, Grauer Star, Grüner Star, Gewebsschwund der Fovea, Ablösung der Augenlinse, sowie diversen Hornhaut- und Sehnerverkrankungen.
Das Gen ist auch zu 95 % identisch mit dem Gen, das in dem Erbgut des Zebrabärblings zu finden ist. Dieses Tier trennte sich evolutionär von der Menschheit vor etwa 400 Millionen Jahren; daher bildet das PAX6-Gen eine wichtige evolutionäre Brücke zu den Vorfahren der Menschheit. Defekte in diesem Gen erzeugen ebenfalls eine Art von Aniridie in den Augen von Mäusen und Fruchtfliegen.
Da die Aniridie zu den sehr seltenen Augenerkrankungen gehört, werden Details zu Krankheit und Verlauf in der Öffentlichkeit kaum bekannt. Durch die Spendenaktion des 1. FC Union Berlin und dessen Fanclub gelangte in Deutschland die Problematik erstmals in einen überregionalen Blickpunkt und erlangte bundesweite Aufmerksamkeit, die sich auch in den Medien widerspiegelte.[12][13]