Anna Burns wurde 1962 in Belfast geboren und wuchs in dem überwiegend katholisch und irisch-nationalistisch geprägten Ardoyne-Distrikt, einem Arbeiterviertel im Norden der nordirischen Hauptstadt, auf.[2] Ihre dortigen Erfahrungen flossen in ihren 2001 erschienenen ersten Roman No Bones ein,[3] der das Aufwachsen eines Mädchens in Belfast während der „Troubles“ zum Thema hat. 1987 zog Burns nach London, um die Universität zu besuchen. Mit Mitte 30 begann sie zu schreiben.[4] Burns lebt in Notting Hill (London) bzw. im südenglischen East Sussex (Stand 2018[5]/2022).
Burns’ dritter, 2014[6] geschriebener Roman Milkman[7] (dt. 2020 als Milchmann) wurde 2018 nach einmütigem Votum der Jury mit dem 50. Man Booker Prize ausgezeichnet,[8][9][10] womit der Preis erstmals in seiner Geschichte an einen Autor bzw. eine Autorin aus Nordirland verliehen wurde.[11] Der zunächst von mehreren Verlagen abgelehnte[12] Roman spielt während zweier Monate in den 1970er Jahren in einem nicht bezeichneten, von militärischen Konflikten gezeichneten Ort (Belfast) und handelt von der achtzehnjährigen, namenlosen Erzählerin, der „middle sister“.[13] Ein namenloser, wesentlich älterer, verheirateter Mann, ein paramilitärischer Anführer, bekannt nur unter dem Spitznamen „Milkman“,[14] drängt sich ihr auf und spioniert ihr nach, ohne handgreiflich zu werden. Die Erzählerin schildert die Reaktionen in ihrem Umfeld, in dem es Menschen mit grenzwertigem Verhalten gibt und solche, die aus dem Rahmen fallen. Die Protagonistin lernt die Dinge so zu sehen, wie sie sind.[15] Die Rechte an dem Roman wurden in 35 Länder verkauft (Stand 2022).