Die Antennen-Harnischwelse (Ancistrus, Synonym: Xenocara), kurz auch als Antennenwelse bezeichnet, sind eine Gattung der Harnischwelse und die größte Gruppe innerhalb der UnterfamilieAncistrinae. Es werden häufig neue Arten beschrieben, derzeit sind etwa 75 Arten bekannt. Typusart ist Ancistrus cirrhosus (ursprünglich Hypostomus cirrhosus).
Wegen ihrer auffälligen Erscheinung, der bei vielen Arten recht unkomplizierten Haltung und der Vermehrung in Gefangenschaft werden Antennen-Harnischwelse gerne in der Aquaristik gehalten.
Antennen-Harnischwelse leben im nördlichen und mittleren Südamerika, in südlicher Richtung erstreckt sich ihr Lebensraum bis zum Río de la Plata, im Norden bis zum Suriname. Die meisten Arten leben in Fließgewässern. Insgesamt sind die besiedelten Habitate jedoch vielfältig. Sie reichen von schnell strömenden Flüssen bis hin zu stehenden Gewässern in Überflutungsgebieten und Sümpfen.
Typisch ist ein mehr oder weniger stark dorsoventral abgeplatteter Körperbau und ein Saugmaul mit zahlreichen feinen Zähnen.[1] Das Interoperculare (ein Knochen des Kiemendeckels) ist mit stachelartigen Hautzähnen, den Odontoden, bedeckt und fast immer ausstülpbar. Das Operculare (ein weiterer Knochen des Kiemendeckels) ist meist ebenfalls frei beweglich. Die Körperseiten sind mit Knochenplatten gepanzert, die in vielen Fällen ebenfalls Hautzähnchen tragen. Der Bauch und das erste Viertel des Kopfes sind nackt. Das augenfälligste Merkmal sind tentakelartige Vorsätze am vorderen Teil des Kopfes. Bei den Männchen einiger Arten können diese sich auch verzweigen, bei weiblichen Tieren sind sie weniger stark ausgeprägt oder fehlen ganz.
Antennen-Harnischwelse ernähren sich wie alle Harnischwelse hauptsächlich von Algen und Periphyton, sind aber keine reinen Vegetarier. Sie leben stark bodenorientiert und schwimmen nur kurze Strecken frei. Gegenüber gattungsfremden Fischen sind Antennen-Harnischwelse sehr friedlich. Innerartlich können die revierbildenden Männchen besonders zur Laichzeit untereinander sehr aggressiv werden. Zur Fortpflanzung werden Höhlen bevorzugt, an deren Wänden das Weibchen in einer Traube bis zu 200 orangenfarbene Eier von etwa drei Millimeter Größe anheftet. Das Gelege wird vom Männchen bewacht. Nach etwa fünf Tagen schlüpfen die Larven. Sie zehren daraufhin ungefähr fünf weitere Tage von ihrem Dottersack. Dann verlassen sie den Unterschlupf und gehen selbstständig auf Nahrungssuche.
Für Aquarianer wurde im Jahr 1988 ein Code-System eingeführt, die so genannten L-Nummern. Grund hierfür war der Import höchst verschiedenartiger, noch unbeschriebener Harnischwelse. Das "L" rührt von deren Familiennamen Loricariidae her, die Nummer bezieht sich auf die Reihenfolge der Veröffentlichung in der DATZ.
Axel Zarske: Ancistrus Kner, 1854. Antennenwelse. In: Claus Schaefer, Torsten Schröer (Hrsg.): Das große Lexikon der Aquaristik. Eugen Ulmer, Stuttgart 2004, ISBN 3-8001-7497-9, S. 52 f.
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T. Geerinckx, M. Brunain, A. Herrel, P. Aerts, & D. Adriaens: A head with a suckermouth: a functional-morphological study of the head of the suckermouth armoured catfish Ancistrus cf. triradiatus (Loricariidae, Siluriformes). In: Belgian Journal of Zoology, Band 137, Nummer 1, 2007, S. 47–66. (PDF).
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E. B. Neuhaus, M. R. Britto, J. L. O. Birindelli & L. M. Sousa: A new species of Ancistrus (Siluriformes: Loricariidae) from Tapajós and Xingu basins, Brazil. In: Neotropical Ichthyology, Band 20, Nummer 1, 2022, Artikel e210129, doi:10.1590/1982-0224-2021-0129.