Adlgasser war der älteste Sohn des Lehrers, Organisten und Mesners Ulrich Adlgasser und dessen Ehefrau Maria Lederer. Nach einer ersten Schulbildung durch den Vater trat Adlgasser im Dezember 1744 mit 15 Jahren in die dritte Klasse (Grammatistae) der an die Salzburger Universität angeschlossenen Lateinschule ein.[1] Gleichzeitig wurde er zusammen mit seinem Bruder Joseph Adlgasser (1732–1762), dem späteren Stiftsorganisten von Laufen, in das fürsterzbischöfliche Kapellhaus aufgenommen. Den Unterricht im Kapellhaus bestritt der Hofkomponist Johann Ernst Eberlin. Nachweislich sang Adlgasser bis 1746 in insgesamt sieben Schuldramen der Benediktiner-Universität Salzburg, für die Eberlin die Musik geschrieben hatte. Bereits am 19. Juni 1748 wurde unter der Leitung Adlgassers ein (heute verschollenes Stück) von den Schülern der Lateinschule aufgeführt. Am 4. Juli 1748 erhielt Adlgasser zu seinem Abschluss an der Lateinschule per fürsterzbischöflichem Dekret ein Ausmusterungskleid und ein Handgeld. Im Juni des darauf folgenden Jahres wurde Adlgasser zum Domorganisten berufen. Von 1749 datiert die erste überlieferte Komposition, die Kantate Der Mensch, die Schwachheit und die Gnade.
Im Juni 1750 übernahm er von Eberlin zunächst die Stelle als Domorganist, am 11. Dezember 1750 avancierte er zum Hof- und Domorganisten des Fürsterzbischofs Graf Sigismund III. von Schrattenbach. Mit diesem Amt verband sich die Verpflichtung zur Komposition von Werken für den Dom und den Hof.
1760 wurde Adlgasser Klavierlehrer am Kapellhaus und Organist an der Dreifaltigkeitskirche.
Auf Wunsch (und Kosten) seines Dienstherrn, des spendablen Erzbischofs Schrattenbach, trat Adlgasser Ende Januar 1764 eine einjährige Studienreise durch Italien an. Begleitet wurde er von seiner späteren Ehefrau, Maria Anna Fesemayr, die in Italien eine Gesangsausbildung absolvieren sollte. Die Reiseroute führte über Venedig, Padua, Trient, Mantua, Verona, Mailand, Bologna und Rom. Im Februar 1765 fand die Reise in Salzburg ihren Abschluss. Ein Ergebnis dieser Reise ist in Adlgassers einziger Oper La Nitteti zu sehen, zu der Pietro Metastasio den Text lieferte und die am 6. April 1766 ihre Uraufführung in der Residenz in Salzburg erlebte.
Eine Ehrung mit einem Platz an der Hoftafel wurde Adlgasser 1770 zuteil. Diese Privileg wurde 1772 durch die jährliche Zahlung von 100 fl. wieder abgelöst. Nachdem sein Dienstherr 1772 verstorben war, konnte er noch im selben Jahr seinen neuen Dienstherrn, den Fürsterzbischof Hieronymus Graf von Colloredo, mit einer symphonischen Uraufführung begrüßen.
Anton Cajetan Adlgasser war insgesamt dreimal verheiratet.
Am 21. September 1752 heiratete er eine Tochter des Hofkomponisten Johann Ernst Eberlin, Maria Josepha Katharina (1730–1755). Als Trauzeugen fungierten die Kollegen Leopold Mozart und der Hofbassist Josef Nikolaus Meissner (1725–1795), der, da er Maria Cäcilia Barbara Eberlin (1728–1756) geheiratet hatte, Adlgassers Schwager war. Aus dieser Ehe gingen zwei Kinder hervor; eines war Maria Victoria Cäcilia (1753–1821), genannt „Victorl“, die zusammen mit ihrer Tante Maria Barbara Gertrudis (1740–1806), genannt „Eberlin Waberl“, eine der besten Freundinnen Nannerl Mozarts wurde.
Ein Jahr nach dem Tode seiner ersten Frau ehelichte er Maria Barbara Schwab, die Tochter eines Hofbeamten. Die Trauzeugen waren Johann Ernst Eberlin, Josef Nikolaus Meissner und Leopold Mozart. Mit seiner zweiten Ehefrau hatte Adlgasser acht Kinder, von denen jedoch nur zwei überlebten.
Seine dritte Ehe ging Adlgasser am 17. Juni 1769 mit der Hofsängerin Maria Anna Fesemayr ein; Trauzeugen waren seine Schwager Nikolaus Strasser und Josef Nikolaus Meissner sowie Leopold Mozart. Diese Ehe blieb kinderlos.
Missa brevis in A für Soli, gemischten Chor und Orgel AWK 7 OCLC271735925
Missa in C-Dur, für eine Singstimme und Orgel, 2008 beim Strube Verlag von Petrus Eder Denkmäler der Musik in Salzburg in der Reihe herausgegeben OCLC755427489
6 Tantum ergo
11 Marien- und 4 Sakramentslitaneien
Litania Lauretana a 4 vocibus 2 violinis, 2 clarinis ex C et Timpano cum Organo, Musikhandschrift in der Bayerischen Staatsbibliothek, Digitalisat OCLC750870270
Litaniae de venerabili altaris Sacramento: in B-Dur (WV 3/53), per Soli (SATB), Coro (SATB), Trombone alto solo o Organo solo, 2 Clarini, Timpani, 2 Violini, Basso continuo (Violoncello/Fagotto/Contrabbasso/Organo), 3 Tromboni colla parte voci ad lib, von Armin Kircher 2005 im Carus-Verlag herausgegeben OCLC62269317
1 Vesper
25 Offertorien, Motetten
Komm heiliger Geist mit Deiner Gnad für vierstimmigen Chor, zwei Violinen und Orgel OCLC856838310
Dicite in gentibus, motetto de cruce Domini, Motette für Chor, Posaunen, Streicher und Basso continuo, Ausgabe für Chor und Klavier 1988 von David Stein bei T. Presser & Co herausgegeben OCLC21256684
Deo in altissimis gloria, Weihnachtsoffertorium : Rezitativ-Arie-Chor für Sopransolo (Altsolo ad lib.), SATB, Streicher und Orgel (Trompeten und Pauken ad lib.), 2010 von Friedrich Hägele bei Butz in Bonn herausgegeben OCLC668180101
Salve Regina für Mezzosopran, Solofagott, Streicher und Basso continuo I Allegro II Andante III Allegro con brio, eingespielt von Sabine Kaipainen (Mezzosopran), Tuomas Kaipainen (Fagott) und The Moscow Baroque Soloists im April 2004 in der Kirche Blumenstein BE und 2005 beim Label Thorofon der Bella Musica veröffentlicht OCLC725445710
45 deutsche geistliche Lieder
Musik zu Schuldramen, Oratorien („Geistliche Singspiele“), Kantaten
Der Mensch, die Schwachheit, und die Gnade (Die von wirkender Gnade in der Liebe Gottes gestärkte menschliche Schwachheit), Kantate, 1750, Salzburg, Stift Nonnberg
Christus am Ölberg, Oratorium, Karwoche 1755, Salzburg
Die wirkende Gnade Gottes (David in der Buße), Geistliches Singspiel, April 1756, Salzburg
Esther(?), Geistliches Singspiel(?), ca. 1760, Salzburg
Via viri in adolescentia (Dorotheus martyr), Schuldrama (Visitation), 22. Juni 1762, Salzburg, Universitätstheater
Israel et Albertus, Schuldrama (Finalkomödie), 31. August 1762, Salzburg, Universitätstheater
Ochus regnans (Paternae poena indulgentiae), Schuldrama (Visitation), Juni 1763, Salzburg, Universitätstheater, bei Mayr in Salzburg 1763 verlegt OCLC633287748
Bela Hungariae princeps, Schuldrama (Finalkomödie), 30. August 1763, Salzburg, Universitätstheater
Abraham und Isaak, Geistliches Singspiel, ca. 1765, Stift Lambach
Anysis Aegypti rex, Schuldrama (Finalkomödie), 30. August 1765, Salzburg, Universitätstheater
Chalcis expugnata, Schuldrama (Finalkomödie) mit dem Singspiel Iphigenia mactata, 29. August 1766, Salzburg, Universitätstheater
Hannibal Capuanae urbis hospes, Schuldrama (Finalkomödie), 28. August 1767, Salzburg, Universitätstheater
Freund in der Not, Geistliches Singspiel, 21. Jänner 1768, Schärding
Der Kampf der Buße und Bekehrung, 1. Teil, Geistliches Singspiel, 2. April 1768, Salzburg, Residenz
Philemonis cum Baucide felicitas, 10. April 1768, Salzburg, Universität, Sacellum
Clementia Theodosii, Schuldrama (Finalkomödie), 30. August 1768, Salzburg, Universitätstheater, bei Mayr in Salzburg 1768 verlegt OCLC631888651
Kaiser Constantin I., 1. Teil, Geistliches Singspiel, 28. Februar 1768, Salzburg, Residenz, Weißer Saal (Marcus Sitticus-Saal)
Synorix et Camma, Schuldrama (Finalkomödie), 1. September 1769, Salzburg, Universitätstheater
Drei Beispiele wahrhafter Buße, 1. Teil (Die gereinigte Magdalena), Geistliches Singspiel, 3. April 1770, Salzburg, Residenz OCLC916205345
Die menschliche Wanderschaft, 1. Teil (Der laue Christ), Geistliches Singspiel, März 1771, Salzburg, Residenz
Pietas in Deum, Schuldrama (Visitation), 8. Juli 1772, Salzburg, Universitätstheater (Große Aula), Faksimile der autographen Partitur aus dem Besitz der Erzabtei St. Peter Salzburg als Band 11 der Denkmäler der Musik in Salzburg von Werner Rainer (* 1937) und Franz Witek 2004 im Selke Verlag OCLC906709074
Pietas in hospitem, Schuldrama (Finalkomödie) mit dem Singspiel Die reichlich vergoltene Bewirtung, 2. September 1772, Salzburg, Universitätstheater
Oratorium de Passione Domini Nostri Jesu Christi, Karfreitag, 1773(?), Berchtesgaden
1980 wurde als Band 131 der Reihe Denkmäler der Tonkunst in Österreich von der Akademischen Druck- und Verlagsanstalt von Werner Rainer drei Sinfonien veröffentlicht OCLC633374232:
Sinfonia in B AWK 122
Sinfonia in A AWK 125
Sinfonia in C AWK 126
1982 veröffentlichte Werner 4 weitere Sinfonien bei Garland in Salzburg und New York OCLC159822908:
Sinfonia AWK 118
Sinfonia AWK 121
Sinfonia AWK 123
Sinfonia AWK 124
4 Klavierkonzerte
2 Klaviersonaten, 7 Sätze für Klavier
Petrus Eder veröffentlichte 2008 in der Reihe Denkmäler der Musik in Salzburg den Band Werke für Klavier OCLC319496837:
Sonate A-Dur
Sonate B-Dur
Andante A-Dur
Andantino G-Dur
Andantino F-Dur
Allegro assai C-Dur
Divertimento
Andante C-Dur
Andante C-Dur
4 Orgelwerke
103 Versetten. herausgegeben und bearbeitet von Josef Friedrich Doppelbauer. Publiziert bei Alfred Coppenrath, Altötting. ISMN 979-0-0071-2666-7
Offertorium „Ave Maria“, G-Dur, 5.11 u. Motetto de Cruce Domini „Dicite in gentibus“ (1766), Es-Dur, 5.23, bearb. v. K.A. Rosenthal u. C. Schneider, in: DTÖ 80, Wien 1936, S. 44–52 u. 53–60
103 Versetten für Orgel mit beziffertem Baß, 18.03, hrsg. v. Josef Friedrich Doppelbauer, Altötting 1966
Drei Sinfonien, in C-, B- u. A-Dur, 15.04, 15.08 u. 15.07, hrsg. v. W. Rainer, DTÖ 131, Graz 1980
Four Symphonies, in C-, G-, B- u. Es-Dur, 15.01, 15.06, 15.09 u. 15.10, hrsg. v. W. Rainer, in: The Symphony, 1720–1840, vol. B, VIII,2, New York 1982, p. 57–175
Pietas in Deum, 10.14, Faks., Text, Kommentar u. Perioche, hrsg. v. W. Rainer u. Franz Witek, Salzburg 2004
Litaniae de venerabili altaris Sacramento, B-Dur, 3.53, hrsg. v. Armin Kircher, Stuttgart 2005
Werke für Klavier, mit einem Andante Adlgassers aus Mozarts erstem Notenbuch, hrsg. v. Petrus Eder, München 2008
Missa in C-Dur, für eine Singstimme und Orgel, 1.06 u. 18.02, hrsg.v. Petrus Eder, München 2008
Sinfonia in C, 15.01, hrsg. v. W. Rainer, München 2009
Weihnachtsoffertorium „Deo in altissimis gloria“, 5.10, Bonn 2010
Szenenmusik zu Pietas in Deum, 10.14, hrsg. v. W. Rainer, München 2015
„Türkische“ Arie in D, 14.02, hrsg. v. W. Rainer, München 2016
Regina coeli in C, 6.21, hrsg. v. Dominik Šedivý, München 2016
(Leopold Mozart): Nachricht von dem gegenwärtigen Zustande der Musik Sr. Hochfürstlichen Gnaden des Erzbischoffs zu Salzburg im Jahre 1757. In: Fr. W. Marpurg: Historisch-krit. Beyträge zur Aufnahme der Musik, Band 3, Berlin 1757, S. 183–198.
Werner Rainer: Das Instrumentalwerk A. C. Adlgassers nebst Biographie und Werkverzeichnis. Phil. Diss. (mschr.), Innsbruck 1963.
Hellmut Federhofer: Ein Salzburger Theoretikerkreis. In: AMl 36 (1964), S. 50–79.
Heiner Boberski: Das Theater der Benediktiner an der Alten Universität Salzburg (1617–1778). Wien 1978.
Christine D. de Catanzaro: Sacred Music in Mozart’s Salzburg: Authenticity, Chronology, & Style in the Church Works of C. Adlgasser. Phil. Diss., Univ. of North Carolina, Chapel Hill 1990.
Christine D. de Catanzaro, Werner Rainer: Anton Cajetan Adlgasser (1729–1777): A Thematic Catalogue of His Works. Stuyvesant 1999.
Heinz Schuler: Mozarts Salzburger Freunde und Bekannte. Biographien und Kommentare, Taschenbücher zur Musikwissenschaft, Band 117, Wilhelmshaven 1998, ISBN 3-7959-0653-9.
↑Adlgasser inskribierte am 4. Dezember 1744 Grammatik an der Universität Salzburg. In: Universitätsarchiv Salzburg Archivierte Kopie (Memento vom 29. Dezember 2021 im Internet Archive)