Er verließ aber nach zweijährigem Noviziat den Jesuitenorden, der ihm zu autoritär erschien, und kehrte 1824 nach Wien zurück, wo er als Privatgelehrter tätig wurde. Hier schuf er eine neue katholisch philosophische Lehre, Güntherianismus genannt, die hauptsächlich in einer rationalen Begründung des Christentums und einer fundierten Anthropologie bestand. Sein Hauptziel war es, die Neuscholastik als allein mögliche katholische Philosophie zu verhindern. Ein wichtiger Begleiter in dieser Zeit war Johann Heinrich Pabst, der zeitgenössisch auch als das „zweite Ich“ Günthers bezeichnet wurde.[1] 1852 wurde er zum auswärtigen Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften gewählt.[2]
Der letzte Symboliker. Eine durch die symbolischen Werke Dr. J. A. Möhlers und Dr. F. C. Baurs veranlasste Schrift in Briefen. Wallishausser, Wien 1834. (Digitalisat)
Thomas a scrupulis. Zur Transfiguration der Persönlichkeitspantheismen neuester Zeit. Wallishausser, Wien 1835. (Digitalisat)
Die Juste-Milieus in der deutschen Philosophie gegenwärtiger Zeit. Beck, Wien 1838. (Digitalisat)
Eurystheus und Herakles. Metalogische Kritiken und Meditationen. Beck, Wien 1843.
Lydia, Philosophisches Jahrbuch, 5 Bände von 1849–1854, zusammen mit Johann Emanuel Veith herausgegeben.
Gesammelte Schriften, 9 Bände, 1882, Neuauflage 1968 in Frankfurt am Main
Anti-Savarese, hrsg. von Peter Knoodt, Wien 1883.
Späte Schriften:
Joseph Pritz (Hrsg.): Wegweisung zur Theologie. Briefe Anton Günthers an Johann Nepomuk Ehrlich mit einer Einleitung, Wiener Beiträge zur Theologie 37, Wien 1971.
Johann Reikerstorfer (Hrsg.): Lentigos und Peregrins Briefwechsel und Anti-Savarese, 1978 (zuerst 1857 gedruckt, aber nur im Bekanntenkreis verbreitet, 1883 von Knoodt neu aufgelegt, s. o.).
Heinz Pepperle: Güntherianismus. In: Philosophisches Wörterbuch. Band 1. A bis Kybernetik. 10., neuerarbeitete und erweiterte Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1974, S. 509–510.
Franz Lakner, Die „Idee“ bei Anton Günther. Historische Voraussetzungen der Grundkonzeption von Günthers philosophisch-theologischem Organen, in: Zeitschrift für Katholische Theologie 59 (1935) 1-56.197-245.
Ladislaus Orbán, Theologia güntheriana et Concilium Vaticanum. Inquisitio historico-dogmatica de re Güntheriana iuxta vota inedita consultoris J. Schwetz actaque Concilii Vaticani exarata. 2 Bde. (Analecta Gregoriana 28/50), Rom 1942/1949.
Theo Schäfer, Die erkenntnistheoretische Kontroverse Kleutgen-Günther. Ein Beitrag zur Entstehungsgeschichte der Neuscholastik, Paderborn 1961.
Paul Wenzel, Das wissenschaftliche Anliegen des Güntherianismus. Ein Beitrag zur Theologiegeschichte des 19. Jahrhunderts (Beiträge zur neueren Geschichte der katholischen Theologie 1), Essen 1961.
Joseph Pritz, Glauben und Wissen bei Anton Günther. Eine Einführung in sein Leben und Werk mit einer Auswahl aus seinen Schriften, Wien 1963.
Paul Wenzel, Der Freundeskreis um Anton Günther und die Gründung Beurons. Ein Beitrag zur Geschichte des deutschen Katholizismus im 19. Jahrhundert, Essen 1965.
Karl Beck, Offenbarung und Glaube bei Anton Günther (Wiener Beiträge zur Theologie 17), Wien 1967.
Walter Simonis, Trinität und Vernunft. Untersuchungen zur Möglichkeit einer rationalen Trinitätslehre bei Anselm, den Viktorinern, A. Günther und J. Frohschammer, Frankfurt 1972.
Joseph Pritz, Offenbarung. Eine philosophisch-theologische Analyse nach A. Günther, in: Zeitschrift für Katholische Theologie 95 (1973) 239-285.
Johannes Beumer, Die Neuscholastik in der Auseinandersetzung mit den Resten der Aufklärung, in: A. Langner (Hg.), Theologie und Sozialethik im Spannungsfeld der Gesellschaft, München 1974, 11-32.
Johann Reikerstorfer, Die zweite Reflexion. Über den Begriff der Philosophie bei Anton Günther, Diss. Wien 1974;
Joseph Pritz, Glauben und Wissen. Ein Versuch zur Lösung des Problems nach Anton Günther, in: Zeitschrift für Katholische Theologie 97 (1975) 253-281.
Erwin Mann, Die Wiener theologische Schule A. Günthers im Urteil des 20. Jahrhunderts, Wien 1979.
Christoph Kronabel, Die Aufhebung der Begriffsphilosophie. Anton Günther und der Pantheismus (Symposium 90), Freiburg 1989.
Bernhard Oßwald, Anton Günther. Theologisches Denken im Kontext einer Philosophie der Subjektivität (Abhandlungen zur Philosophie, Psychologie, Soziologie der Religion und Ökumenik N.F. 43), Paderborn 1990.
Josef Mader, Offenbarung als Selbstoffenbarung Gottes. Hegels Religionsphilosophie als Anstoß für ein neues Offenbarungsverständnis in der katholischen Theologie des 19. Jahrhunderts, Münster 2000.
↑Erwin Mann: Das "Zweite Ich" Anton Günthers Johann Heinrich Pabst, Herder, Wien 1970.
↑Anton Günther (Nachruf). In: Sitzungsberichte der königl. bayer. Akademie der Wissenschaften zu München. Band1, 1863, S.342–343 (online [PDF; abgerufen am 18. Februar 2017]).
↑Hubert Wolf: Die Nonnen von Sant’ Ambrogio. Eine wahre Geschichte. C. H. Beck, München 2013, S. 378 ff.
↑Johann Nepomuk Paul Oischinger: Die Günther'sche Philosophie. Mit Rücksicht auf die Geschichte und das System der Philosophie, sowie auf die christliche Religion dargestellt und gewürdigt, Schaffhausen 1852.