Aronstab (Arum) ist eine Pflanzengattung aus der Familie der Aronstabgewächse (Araceae). Arum ist eine von zwei auch in Mitteleuropa vorkommenden Gattungen aus dieser weitgehend tropischen Pflanzenfamilie. Die Areale reichen von Nordafrika über Europa bis Zentralasien. Sie wachsen vor allem in anspruchsvollen Laubmischwäldern und Gebüschen. 2019 wurde der Aronstab Giftpflanze des Jahres.
Seinen Namen verdankt der Aronstab (in alten Texten unter anderem aaron und aron[1]) der biblischen Figur des Aaron, dessen Stab als Zeichen seiner Auserwählung zum Hohepriester ergrünte, als er im Zeltheiligtum „vor das Bundeszeugnis“ gelegt wurde (Num 17 EU).
Arum-Arten wachsen als saisongrüne, ausdauerndekrautige Pflanzen. Diese Geophyten bilden Knollen als Überdauerungsorgane. Es sind mehrere Niederblätter (Cataphylle) vorhanden. Die zwei grundständigen Laubblätter sind in Blattscheide, Blattstiel und Blattspreite gegliedert. Die einfachen Blattspreiten besitzen eine spießförmige bis pfeilförmige Form und ungezähnte Blattränder.
Arum-Arten sind einhäusig getrenntgeschlechtig (monözisch). Der für die Araceae typische Blütenstand besteht aus Blütenstandsschaft, Spatha und Kolben. Der Kolben (Spadix) ist kürzer als das einzelne tütenförmige Hochblatt (Spatha). Der männliche Teil des Blütenstandes ist kürzer als der weibliche. Zwischen den fruchtbaren männlichen und weiblichen Blüten sitzen ein bis sechs Reihen steriler Blüten, die nach unten gebogen sind. Es sind keine Blütenhüllblätter vorhanden. Die männlichen Blüten bestehen nur aus drei bis vier Staubblättern.
Die Bestäubung der Blüten erfolgt durch Fliegen und Mücken, welche durch den intensiven Geruch (nach Aas) angelockt werden. Durch die Form der Blüte, die auch als Fliegenkesselfalle bezeichnet wird, gelangt ein einmal angelocktes Insekt immer an den Stempel, wodurch eine Übertragung der Pollen sicher gewährleistet wird.
Die bei Reife roten, verkehrt-eiförmigen Beeren enthalten mehrere Samen. Die Samen besitzen Endosperm.
Arum cylindraceumGasp. subsp. cylindraceum (Syn.: Arum alpinumSchott & Kotschy, Arum maculatum subsp. danicumPrime), kommt in Südeuropa ostwärts bis Nordwest-Anatolien vor und reicht in Mitteleuropa bis Dänemark und Südschweden.[4]
Arum cylindraceum subsp. pitsyllianumHadjik., Hand & G.Mans., ist ein 2011 beschriebener Endemit Zyperns.[4]
Dioskurides-Aronstab (Arum dioscoridisSibth & Sm), ist eine variable, von den Ostägäischen Inseln bis Israel verbreitete Art.[4] Man kann vier Varietäten unterscheiden.[4]
Arum elongatumSteven, ist von der östlichen Balkanhalbinsel bis zum westlichen Kaukasusraum verbreitet.[4]
Arum gratumSchott, kommt in Zentral-Anatolien, in West-Syrien und im Nord-Libanon vor.[4]
Arum hygrophilumBoiss., besitzt ein disjunktes Areal in Nordost-Marokko, in Ost-Zypern, in der nördlichen Türkei und von Südwest-Syrien bis West-Jordanien.[4] Mit zwei Unterarten:
Arum hygrophilum subsp. hygrophilum
Arum hygrophilum subsp. euxinum(R.R.Mill) Alpinar (Syn.: Arum euxinumR.R.Mill): Sie kommt in der nördlichen Türkei vor.[4]
Arum idaeumCoustur. & Gand., ist in seiner Verbreitung auf die Gebirge Kretas beschränkt.[6][4]
Arum italicum subsp. albispathum(Steven ex Ledeb.) Prime (Syn.: Arum albispathumSteven ex Ledeb.): Kommt auf der Krim und von Nordost-Anatolien bis zum Kaukasus vor.[4]
Arum italicum subsp. canariense(Webb & Berthel.) P.C.Boyce (Syn.: Arum canarienseWebb & Berthel.): Kommt auf den Azoren, Madeira und den Kanarischen Inseln vor.[4]
Arum italicum subsp. italicum, kommt vom Mittelmeergebiet ostwärts bis zum Irak sowie in Großbritannien und in der Schweiz vor.[4]
Arum italicum subsp. neglectum(F.Towns.) Prime, kommt im südlichen Großbritannien, in West-Frankreich, Nordwest-Spanien und in Marokko und Algerien vor.[4]
Arum jacquemontiiBlume (Syn.: Arum griffithiiSchott), kommt vom nordöstlichen Iran bis Zentralasien und dem westlichen Nepal vor.[4]
Alle Teile der Pflanze sind giftig und enthalten in großen Mengen Oxalat, daneben flüchtige Scharfstoffe, wie das bittere SaponinAroin und das PseudoalkaloidConiin. Sogar beim bloßen Berühren der Pflanze kann es zu Rötungen der Haut und Blasenbildung kommen. Nach dem Verzehr von Pflanzenteilen, speziell der roten, süß schmeckenden Beeren, können sich Übelkeit, Erbrechen und Durchfälle einstellen. Auch ein Anschwellen der Lippen sowie Entzündungen der Mundschleimhäute mit schmerzhaftem Brennen auf der Zunge und im Rachen können die Folge sein. Die Symptome treten meist innerhalb von 5 bis 25 Minuten auf. Wenn man die dreieckförmigen Blätter kaut, entsteht durch das Oxalat ein Piksen auf der Zunge.
Vor allem beim Weidevieh wurden tödliche Vergiftungen durch Verzehr der Blätter im Frühjahr beobachtet. Wegen des angenehm süßlichen Geschmacks sind Vergiftungen bei Kindern durch die roten Beeren ebenfalls häufig. Die Pflanze kommt auch in öffentlichen Grünanlagen vor.[11] In der Literatur wird berichtet, dass Todesfälle unter Schockeinwirkung im Kollaps aufgetreten seien.[12] Die Aufnahme der Giftstoffe kann durch Gabe von medizinischer Kohle oder Flüssigkeit verhindert bzw. vermindert werden.[12] Die Giftigkeit der Beeren kann je nach Standort und Reifegrad beträchtlich schwanken. Durch Abkochen und Trocknen verliert die Pflanze an Giftigkeit.[13]
Heng Li, Peter C. Boyce: Arum. In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven, Deyuan Hong (Hrsg.): Flora of China. Volume 23: Acoraceae through Cyperaceae. Science Press / Missouri Botanical Garden Press, Beijing / St. Louis 2010, ISBN 978-1-930723-99-3, S.33 (englisch, online – PDF-Datei).
Wilbert L. A. Hetterscheid: Arum. International Aroid Society (Internationale Gesellschaft für Aronstabgewächse).
Yasin J. Nasir: Flora of West Pakistan 120: Araceae. Stewart Herbarium, Rawalpindi 1978, S.6 (englisch, online).
↑Vgl. etwa Wouter S. van den Berg (Hrsg.): Eene Middelnederlandsche vertaling van het Antidotarium Nicolaï (Ms. 15624–15641, Kon. Bibl. te Brussel) met den latijnschen tekst der eerste gedrukte uitgave van het Antidotarium Nicolaï. Hrsg. von Sophie J. van den Berg, N. V. Boekhandel en Drukkerij E. J. Brill, Leiden 1917, S. 194.
↑ abArum im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland.
↑
Ralf Hand, G. N. Hadjikyriakou, C. S. Christodoulou (Hrsg.): Flora of Cyprus – a dynamic checklist. Berlin ab 2011 (laufend aktualisiert). Eintrag für Arum concinnatum, Zugriff am 11. September 2013.
↑
Nicholas J. Turland, Lance Chilton, J. Robert Press: Flora of the Cretan Area. Annotated Checklist and Atlas. The Natural History Museum and HMSO, London 1993, ISBN 0-11-310043-4, S.158–159, 369–370 (englisch).
↑
Heng Li, Peter C. Boyce: Arum. In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven, Deyuan Hong (Hrsg.): Flora of China. Volume 23: Acoraceae through Cyperaceae. Science Press / Missouri Botanical Garden Press, Beijing / St. Louis 2010, ISBN 978-1-930723-99-3, S.33 (englisch, online – PDF-Datei).
↑ ab
Wolfram Lobin, Michael Neumann, Josef Bogner, Peter C. Boyce.: A new Arum species (Areae, Araceae) from NE Turkey and Georgia. In: Willdenowia. Band 37, Nr. 2, 2007, S. 445–449, doi:10.3372/wi.37.37206.
↑
Sandro Pignatti (Hrsg.): Flora d'Italia. Band3. Edagricole, Bologna 2003, ISBN 88-506-2449-2, S.627 (Dritter unveränderter Nachdruck der 1. Auflage von 1982).
↑
Peter C. Boyce: The genus Arum (A Kew Magazine Monograph). HMSO, London 1993, ISBN 0-11-250085-4.
↑ ab
Wolfram Buff, Klaus von der Dunk: Giftpflanzen in Natur und Garten. 2. neu bearbeitete Auflage. Paul Parey, Berlin/Hamburg 1988, ISBN 3-489-55222-9, S.239–243.