Arsène Lupin ist eine Romanfigur des französischen Autors Maurice Leblanc. Der fiktive Meisterdieb ist in Frankreich und im französischsprachigen Teil Kanadas äußerst populär.
Arsène Raoul Lupin ist ein geborener Gentleman. Geboren 1874 als Sohn von Henriette d’Andrésy und Théophraste Lupin, genoss Lupin eine hervorragende Ausbildung in Jura und Medizin, wobei er sich auf Dermatologie spezialisierte. Neben Latein, Englisch und Griechisch beherrscht er mehrere moderne Sprachen fließend. Er ist Meister der Verkleidungskunst und der Verstellung sowie verschiedener Kampfsportarten und ein ausgesprochener Kunstkenner und Maler – in der hohlen Aiguille d’Etretat hortet er auserlesene Kunstschätze, darunter die Mona Lisa von Leonardo da Vinci. Lupin weiß um sein Genie, und es ist schwer für ihn, bescheiden zu sein. Das Katz-und-Maus-Spiel mit den Gesetzeshütern scheint ihm manchmal wichtiger zu sein als persönlicher Reichtum.
Lupin ist geschickt und vornehm im Umgang mit Frauen. Er verabscheut Gewalt und tötet dementsprechend nur in absoluter Notwehr. Meistens genießt er in den Romanen – wie auch in der realen Welt – die Sympathien der breiten Allgemeinheit, da seine Opfer stets auf sehr fragwürdige Weise zu ihrem Reichtum gekommen sind. Im Laufe der Zeit steigt Lupin vom Gegner der Behörden zu ihrem heimlichen Helfer auf – was sicherlich auch durch die Karriere seines Schöpfers bedingt ist.
Gegenüber Sherlock Holmes (in Leblancs Büchern aus rechtlichen Gründen „Herlock Sholmes“ oder im französischen Original „Herlock Sholmès“ genannt), Englands berühmtem Meisterdetektiv, zeigt Lupin ein gewisses Maß an Respekt und Bewunderung, da dieser der einzige ist, der ihn mehr als einmal in die Enge trieb. Als waschechtem Patrioten ist es ihm unmöglich, das viktorianische System anzuerkennen.
Arsène Lupin legt sich für seine Verkleidungen gerne Pseudonyme als Namen zu. Einige davon sind:
Die Abenteuer von Arsène Lupin wurden von Maurice Leblanc zwischen 1905 und 1935 in 20 Romanen, zwei Theaterstücken und etlichen Kurzgeschichten beschrieben. Seine ersten Schritte unternahm Lupin in Fortsetzungsgeschichten, die in dem Magazin „Je Sais Tout“ erschienen. Leblanc soll den Meisterdieb als Gegenstück zum sehr erfolgreichen Sherlock Holmes von Arthur Conan Doyle geschaffen haben – einer der Romane Leblancs heißt Arsène Lupin kontra Herlock Sholmes. Das Vorbild für Lupin ist nach verbreiteter Ansicht der anarchistische Illegalist Marius Jacob, auch wenn Leblanc dies stets bestritt.[1]
Auch andere Autoren, vor allem das Autoren-Kollektiv Boileau-Narcejac, von dem fünf Romane vorliegen, veröffentlichten Geschichten um den Meisterdieb Arsène Lupin.
Die Romane der Arsène-Lupin-Reihe stellen eine wichtige Etappe in der Geschichte des Kriminalromans dar, weil sie die Perspektive vom Detektiv zum Kriminellen wechseln und den neuen Typus des Gentleman-Diebes einführen. Allerdings hatte schon zuvor der englische Schriftsteller Ernest William Hornung seinen eigenen Meistereinbrecher A. J. Raffles entwickelt.
Der französische Vorname Arsène bezieht sich nicht auf das Gift Arsen, das auf Französisch arsenic heißt, sondern auf den Kirchenvater Arsenius den Großen.
Die Abenteuer des Arsène Lupin von Maurice Leblanc sind bis heute nicht vollständig ins Deutsche übersetzt. Teilweise gab es mehrere Ausgaben mit unterschiedlichen Titeln.
Band | Originaltitel | Jahr | Gattung | Deutsche Ausgaben |
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1 | Arsène Lupin, gentleman-cambrioleur | 1907 | Erzählungen |
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2 | Arsène Lupin contre Herlock Sholmès | 1908 | Roman |
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3 | L'Aiguille creuse | 1909 | Roman |
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4 | 813 | 1910 | Roman |
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5 | Le Bouchon de cristal | 1912 | Roman |
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6 | Les Confidences d'Arsène Lupin | 1913 | Erzählungen |
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7 | Les Dents du tigre | 1914 | Roman |
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8 | Le Triangle d'or | 1918 | Roman |
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9 | L'Île aux trente cercueils | 1919 | Roman |
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10 | Les Huit Coups de l'horloge | 1923 | Erzählungen |
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11 | La Comtesse de Cagliostro | 1924 | Roman |
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12 | La Demoiselle aux yeux verts | 1927 | Roman |
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13 | L'Agence Barnett et Cie | 1928 | Erzählungen | keine Übersetzung |
14 | La Demeure mystérieuse | 1929 | Roman |
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15 | Le Cabochon d'émeraude (Les Exploits d'Arsène Lupin) | 1930 | Roman | keine Übersetzung |
16 | La Barre-y-va | 1931 | Roman | keine Übersetzung |
17 | La Femme aux deux sourires | 1933 | Roman | keine Übersetzung |
18 | Victor, de la Brigade mondaine | 1933 | Roman | keine Übersetzung |
19 | La Cagliostro se venge | 1935 | Roman | keine Übersetzung |
20 | Les Milliards d'Arsène Lupin | 1939 (geschr.) 1941 (posthum) |
Roman | keine Übersetzung |
21 | Le Dernier Amour d'Arsène Lupin | 1936 (geschr.) 2012 (posthum) |
Roman |
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Pastiches von Pierre Boileau und Thomas Narcejac
Pastiches anderer Autoren:
Der SWR hat fünf Abenteuer des Arsène Lupin als Hörspiele produziert und in seinem 2. Radioprogramm gesendet:
Es existieren zahlreiche Verfilmungen für Kino und Fernsehen:
Es gibt zahlreiche weitere Kino- und Fernsehproduktionen. Außerdem existieren Trickfilm- und Comicserien, die auf Geschichten um Arsène Lupin basieren.
In der ehemaligen Villa Maurice Leblancs in Étretat wurde durch dessen Enkelin im Jahre 1999 das Museum Le Clos Arsène Lupin, Maison Maurice Leblanc eröffnet, das zahlreiche Accessoires des fiktiven Romanhelden beherbergt.[2]