Arthur Roessler studiert an der Universität Wien Philosophie, Literatur und Kunstgeschichte bei Franz Wickhoff, wurde aber nicht promoviert. Danach bereiste er Deutschland, Frankreich, England und Italien. Er ließ sich in München nieder, wo er als Journalist für die Münchner Zeitung arbeitete. Erste Novellen und Essays, wie Die Stimmung der Gotik (1903), vereinen lyrische Empfindungskraft und sprachliche Geschliffenheit und verraten den glänzenden Stilisten, als der er später geschätzt wurde. Mit einem Buch über Adolf Hölzel und die Dachauer Künstlerkolonie (Künstlergruppe Neu-Dachau) wendete er sich 1905 der zeitgenössischen Malerei zu. Im gleichen Jahr zog er nach Wien, um – auf Vermittlung von Adolf Hölzel[1] – für ein Jahr die Leitung der Galerie Miethke zu übernehmen. In der Folge veröffentlichte er einige Monographien österreichischer Maler des 19. Jahrhunderts, darunter Ferdinand Georg Waldmüller, Rudolf von Alt und Josef Danhauser. Als Redakteur arbeitete er für mehrere Kunstzeitschriften und als Kunstreferent auf Wunsch von Victor Adler für die sozialdemokratischen Arbeiter-Zeitung sowie für die Wiener Neusten Nachrichten. Dabei erkannte er mit sicherem Gefühl die Bedeutung junger Talente, für die er sich dann publizistisch und oft auch durch persönliche Unterstützung tatkräftig einsetzte. Vor allem entdeckte und förderte er Egon Schiele. Wenn auch das Verhältnis nicht immer ungetrübt war, so vermittelte Roessler seinem Schützling doch entscheidende Anregungen und Kontakte und sammelte selbst eifrig dessen Werke. Nach Schieles Tod gab er mehrere, allerdings recht subjektiv redigierte Erinnerungsbände heraus.
In der Zwischenkriegszeit setzte Roessler seine Tätigkeit als Publizist, Verleger, Ausstellungsorganisator und Funktionär in kulturellen Organisationen fort, so war er Vizepräsident der Wiener Werkstätten und Präsident des Österreichischen Werkbundes.
In der NS-Zeit hatte der nach den Nürnberger Gesetzen als „Mischling“ geltende Roessler mit Schwierigkeiten zu kämpfen. Unter anderem wurden mehrere hundert Briefe von Rudolf von Alt bei ihm beschlagnahmt. Sein schriftstellerisches Werk ist ein bedeutender Beitrag weniger zur Kunstgeschichte als zur Künstlergeschichte der österreichischen Moderne.
Und es war eine glühende Nacht. 2. Auflage von Der Surm und andere Skizzen. Schupp, München 1899.
Höchste heidnische Seligkeit. Schupp, München 1900.
Die Stimmung der Gotik und andere Essays. Berlin 1903. Stimmung der Gotik. Ein Zwiegespräch. Mit Originalholzschnitten von Otto R. Schatz. 3., überarb. u. abgeschlossene Ausgabe. Wiener Volksbuchverlag, Wien 1947.
August von Pettenkofen. Mit 26 Netztonätzungen nach Werken des Künstlers. Heidrich, Wien 1921.
Walther von der Vogelweide. Ausgewählt und übertragen von Arthur Roessler. Mit Holzschnitten von Erwin Lang. Schrift von Jutta Schulhof. C. Konegen, Wien 1921.
Das Egon Schiele Buch. Hrsg. von Fritz Krapfen. Mit einem Beitrag von Arthur Roessler und einem Leitspruch von Gustinus Ambrosi. Wiener graphische Werkstätte, Wien/Leipzig 1921.
In Memoriam Egon Schiele. Mit Beiträgen von Otto Benesch. Lányi, Wien 1921.
Briefe und Prosa von Egon Schiele. Lányi, Wien 1921.
Egon Schiele. Im Gefängnis. Wien 1922.
Speidel und Hevesi. 2 Bildnisminiaturen in einem Rahmen. (Die Wiedergabe: Reihe 2; Band 5). Mit zwei eingedruckten Bildbeigaben nach Holzschnitten von Otto Rudolf Schatz. Wila, Wien 1923.
Erinnerungen an Egon Schiele. Marginalien zur Geschichte des Menschentums eines Künstlers. C. Konegen, Wien 1922. 2., vermehrte und mit Abbildungen versehene Auflage. Hrsg. Egon-Schiele-Archiv. Wiener Volksbuchverlag, Wien 1948.
Paul Eudel: Fälscherkünste. Nach der autorisierten Bearbeitung von Bruno Bucher neu hrsg. u. ergänzt von Arthur Roessler. Leipzig 1909. 10., um sieben Kapitel vermehrte, Auflage. Agathon, Wien 1947. Fotomechanischer Neudruck der Ausgabe von 1909: Böhlau, Köln/Wien 1978, ISBN 3-412-04877-1.
John Constable 1776–1837. Eine Selbstbiographie aus Briefen, Tagebuchblättern, Aphorismen und Vorträgen. Im Englischen zusammengestellt von Charles Robert Leslie. Gemeinsam mit Emma Müller-Röder übersetzt und hrsg. von Arthur Roessler. Cassirer, Berlin 1911.
Deutscher Minnesang. Ausgewählt und übertragen von Arthur Roessler. Mit Holzschnitten von Erwin Lang. Schrift von Jutta Schulhof. C. Konegen, Wien 1921.
Tobias G. Natter, Ursula Storch (Hg.): Egon Schiele & Arthur Roessler. Der Künstler und sein Förderer. Kunst und Networking im frühen 20. Jahrhundert.Wien Museum 8. Juli – 10. Oktober 2004. Hatje Cantz, Ostfildern-Ruit 2004, ISBN 3-7757-1479-0.
Maximilian Kaiser: Ein Magister der Wortmagie, ein Ekkehard der Österreichischen Neukünstler oder ein Meister lebendiger Kunstbetrachtung? Auf den Spuren des Kunstkritikers Arthur Roessler, in: Österreichisches Biographisches Lexikon. Biographie des Monats, Februar 2017, (ÖAW online).
Maximilian Kaiser: Der Wiener Diskurs zur Avantgarde. Rekonstruktion und Analyse des Diskursnetzwerkes. Dissertation Universität Wien, 2017.