Die Reaktion wird mit einer katalytischen Menge Osmium(VIII)-oxid durchgeführt, das meistens als ein Os(VI)-Salz zugegeben wird und im Reaktionsverlauf von einem Kooxidans – K3Fe(CN)6[2] oder auch NMO – zur Os(VIII)-Spezies oxidiert wird.
Als chirale Liganden werden oft Dihydrochinin- oder Dihydrochinidinderivate[3] zugesetzt, was im Handel als AD-Mix angeboten wird. AD-Mix α enthält neben K2OsO2(OH)4, K3Fe(CN)6 und K2CO3 den Liganden (DHQ)2PHAL in katalytischer Menge, während AD-Mix β als Liganden (DHQD)2PHAL enthält. Als Lösungsmittel wird ein Zwei-Phasen-Gemisch – beispielsweise tert-Butanol und Wasser – verwendet, um eine vorzeitige Reoxidation des cyclischen Osmats und den damit einhergehenden Verlust der Enantioselektivität zu verhindern. Zudem wird oft Methansulfonamid eingesetzt, das die Hydrolyse beschleunigt und als Phasentransferkatalysator fungiert.[4]
Das Osmium(VIII)oxid wird über ein freies Elektronenpaar im sp3-Atomorbital des Stickstoffs eines Dihydrochinidins (siehe Grafik) gebunden, was eine Ligandenbeschleunigung zur Folge hat und die gesamte Reaktion über den Reaktionspfad des chiralen Komplexes ablaufen lässt. Dies wiederum hat die hohe Enantioselektivität zur Folge. Aufgrund der durch die Konformation des Liganden und des daran gebundenen Osmium(VIII)-oxids wird eine „chirale Tasche“ gebildet, ähnlich dem aktiven Zentrum eines Enzyms, in der sich das Olefin nur in einer bestimmten Konformation orientiert.[5][6]
Aus dem Olefin und dem Osmium(VIII)-oxid-Ligand-Komplex geht durch eine [3+2]-Cycloaddition ein fünfgliedriges cyclisches Intermediat hervor, das hydrolysiert und das Diol freisetzt. Zudem entsteht das reduzierte Osmat, welches von dem überstöchiometrisch zugesetzten Kooxidans reoxidiert wird.
↑Laszlo Kurti, Barbara Czako: Strategic Applications of Named Reactions in Organic Synthesis: Background and Detailed Mechanisms. Elsevier Academic Press, ISBN 978-0-12-429785-2, S.406.
↑Mikko H. Junttila und Osmo O. E. Hormi: Methanesulfonamide: A Cosolvent and a General Acid Catalyst in Sharpless Asymmetric Dihydroxylations. In: The Journal of Organic Chemistry. Band 74, Nr. 8, 2009, S. 3038–3047, doi:10.1021/jo8026998.
↑E. J. Corey, Mark C. Noe und Sepehr Sarshar: X-Ray Crystallographic Studies Provide Additional Evidence that an Enzyme-Like Binding Pocket is Crucial to the Enantioselective Dihydroxylation of Olefins by OsO4—bis-cinchona Alkaloid Complexes. In: Tetrahedron Letters. Band 35, Nr. 18, 2. Mai 1994, S. 2861–2864, doi:10.1016/S0040-4039(00)76644-5.
↑Hartmuth C. Kolb, Pher G. Andersson und K. Barry Sharpless: Toward an Understanding of the High Enantioselectivity in the Osmium-Catalyzed Asymmetric Dihydroxylation (AD). 1. Kinetics. In: Journal of the American Chemical Society. Band 116, Nr. 4, 1994, S. 1278–1291, doi:10.1021/ja00083a014.
Reinhard Brückner: Reaktionsmechanismen. Organische Reaktionen, Stereochemie, moderne Synthesemethoden. 2. Auflage, Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg und Berlin 2003, ISBN 3-8274-1189-0, S. 753–758.