Rivinus ist ein Sohn von Andreas Rivinus und dessen dritter Frau Catharina, einer Tochter von Tilemann Olearius. Sein Großvater, Andreas Bachmann († 1642), latinisierte den Familiennamen „Bachmann“ zu „Rivinus“.
1669 begann er an der Universität Leipzig zu studieren. Zu seinen Lehrern gehörten unter anderem Michael Ettmüller, Gottfried Welsch und Johannes Bohn. Am 26. Januar 1671 erlangte Rivinus dort den Grad eines „Magister philosophiae“ (Mag. phil.). Anschließend reiste er nach Holland und studierte später an der Universität Helmstedt unter Hermann Conring. Unter dessen Vorsitz verteidigte Rivinus am 15. Oktober 1676 seine Dissertation De Diabete, mit der er zum Doktor der Medizin (Dr. med.) promoviert wurde. Am 25. September 1677 habilitierte Rivinus sich in Leipzig mit der Disputation De fermento ventriculi acido. Am 9. Juli 1688 wurde er in die medizinischen Fakultät der Universität Leipzig aufgenommen. Am 29. April 1691 wurde Rivinus zum ordentlichen Professor für Physiologie und Botanik ernannt.[2] Zugleich wurde er Direktor des Botanischen Gartens der Universität Leipzig. In den Jahren 1699/1700 und 1709/1710 war er Rektor der Universität.[3] In seine zweite Amtszeit als Rektor fielen die Feierlichkeiten anlässlich des 300-jährigen Bestehens der Universität Leipzig. Am 12. Februar 1701 wurde Rivinus zum Professor der Pathologie ernannt. Kurz darauf, am 22. Februar, wurde er Kollegiat des großen Fürstenkollegs und schließlich, am 23. April, Mitglied des Dezemvirats[4] der Universität. Am 13. Dezember 1719 wurde Rivinus zum Professor der Therapie berufen. Außerdem war er seit 1719 ständiger Dekan („decanus perpetuus“) der medizinischen Fakultät.
Rivinus war vier Mal verheiratet. Am 22. Oktober 1677 heiratete er Catharina Sophia (geborene Lang, † 1678), am 17. September 1681 Anne Sophie (geborene Pincker, † 1682), am 15. September 1685 Johanna Margaretha (geborene Kühlewein, † 1686) und 1690 Catharina Elisabeth (geborene Winckler, † 1693).[5] Aus der vierten Ehe stammt der Arzt Johann August Rivinus (1692–1725).
Rivinus’ fast 8000 Exemplare umfassende Büchersammlung wurde am 27. Oktober 1727 versteigert.[6]
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Rivinus stellte ein Pflanzensystem auf, bei dem die Blütenkrone als differenzierendes Merkmal gilt. Er baute sein System dabei auf den von Joachim Jungius vertretenen morphologischen Prinzipien auf.[7] Er verbreitete Gedanken einer binären Nomenklatur. Dabei forderte er, dass der Gattungsname bei jeder Art genannt werden müsse und der spezifische Artname ihm als Adjektiv zu folgen habe. Allerdings hielt er sich selbst in seinen Arbeiten zur Pflanzensystematik nicht an diese Forderung.
In der DisputationDe dyspepsia (1679) beschrieb Rivinus zum ersten Mal den Ausführungsgang der Unterzungenspeicheldrüse (Glandula sublingualis). Mit Christian Lange und August Hauptmann war er Mitbegründer der „Pathologia animata“ (parasitäre Krankheitslehre), die davon ausging, dass fast alle Krankheiten durch Würmer und Milben entstehen.[8]
Vom wahren Alter so wohl der Welt, als auch unsers Heylandes, wie solches aus genauer Ubereinstimmung der Stern-Kunst mit der so wohl Geist- als Weltlichen Historie deutlich erwiesen. Leipzig 1721 (Digitalisat).
[Epistola ad Johannum Raium]. In: Synopsis methodica stirpium Britannicarum. 2. Auflage, London 1696, S. 3–27 (Digitalisat) – Brief vom 5. November 1694 an John Ray.
Rivinus (August Quirinus). In: Otto Günther (Hrsg.): Fortsetzung und Ergänzungen zu Christian Gottlieb Jöchers allgemeinem Gelehrten-Lexico. Band 7: Ri–Ro. Leipzig 1897, Sp. 101–102 (Digitalisat).
Rivinus (Augustus Quirinus). In: Dictionnaire des sciences médicales: biographie médicale. Band 7, C. L. F. Panckoucke, Paris 1825, S. 31–34 (Digitalisat).
Rivinus (Auguste Quirin). In: Biographie universelle ancienne et moderne. Nouvelle édition, Band 36, [1860], S. 90–94 (Digitalisat).
Augustus Qvirinus Rivinus. In: Augustus Qvirinus Rivinus: Lectiones Therapevticae Facultatis Medicae Lipsiensis Decani. Leipzig 1719 (Digitalisat).
Huldrych M. Koelbing: Bachmann, Augustus Quirinus. In: Complete Dictionary of Scientific Biography. Band 1, Charles Scribner’s Sons, 2008, S. 368–370 ([link.gale.com/apps/doc/CX2830900212/GVRL?u=wikipedia&sid=bookmark-GVRL&xid=82923279 Digitalisat]).
Carl Rabl: Geschichte der Anatomie an der Universität Leipzig. J. A. Barth, Leipzig 1909, S. 51–53 (Digitalisat).
Emilie Markoe Rivinus: Riviniana. Records and memoirs of the Rivinus family. Philadelphia 1945, S. 11–12 (Digitalisat).
Christoph Ernst Sicul (Hrsg.): Annalium Lipsiensium maxime academicorum continuatio. Band 3, Nr. 9, 1727, S. 873–881 (Digitalisat).
Zum botanischen Werk
W. Junk: Rara historico-naturalia et mathematica. Band 1, Junk, Berlin 1900–1913, S. 61–62 (Digitalisat).
Ernst Huth: Clavis Riviniana, Schlüssel zu den Kupferwerken des A. Q. Rivinus. In: Jahresbericht über die Oberschule (Realgymnasium) zu Frankfurt an der Oder. Frankfurt an der Oder 1891, S. 1–28 (Digitalisat).
Henri Mathé: Note sur de très rares ouvrages de botanique, dans l’œuvre de Augustus Quirinus Rivinus. In: Evaxiana. Band 1, 2015, S. 231–247 (PDF).
Frans A. Stafleu, Richard S. Cowan: Taxonomic Literature: A selective guide to botanical publications and collections with dates. 2. Auflage, Band 4, Bohn, Sheltema & Holkema, Utrecht/Antwerpen 1983, S. 806–807 (Digitalisat).
↑Horminum Tingitanum. In: [Supplementum ad Ordo plantarum]. (online).
↑Carl Rabl: Geschichte der Anatomie an der Universität Leipzig. J. A. Barth, Leipzig 1909, S. 3 (online).
↑Ephraim Gotthelf Gersdorf: Beitrag zur Geschichte der Universitát Leipzig. Die Recoren der Universität Leipzig nebst summarischer Übersicht der Inscriptionen vom Jahre der Gründung bis zur Gegenwart. Leipzig 1869, S. 55–56 (online).
↑Christoph Ernst Sicul (Hrsg.): Annalium Lipsiensium maxime academicorum continuatio. Band 3, Nr. 9, 1727, S. 879 (online).
↑Frans A. Stafleu: Deliciae Bibliographicae. In: Taxon. Band 17, Nr. 2, 1968, S. 218–220 (doi:10.2307/1216520).
↑Karl Mägdefrau: Geschichte der Botanik. Leben und Leistung großer Forscher. 2. Auflage. Springer, Berlin/Heidelberg 1992, S. 51.
↑Paul Diepgen, Heinz Goerke: Aschoff/Diepgen/Goerke: Kurze Übersichtstabelle zur Geschichte der Medizin. 7., neubearbeitete Auflage. Springer, Berlin/Göttingen/Heidelberg 1960, S. 25.