Die Gemeinde Axstedt liegt in der norddeutschen Tiefebene ca. 35 Kilometer nördlich von Bremen und ca. 30 Kilometer südlich von Bremerhaven. Landschaftlich geprägt ist der Ort durch seine Lage in der Wesermünder Geest, einem eiszeitlichen Endmoränengebiet. Durch die Gemeinde fließt der kleine Wiesenfluss Billerbeck, ein Zufluss der Lune.
Die Hünensteine bei Axstedt liegen nordwestlich des Dorfes. Die Gemeindechronik gibt Aufschluss über zwei Erklärungsmöglichkeiten für den Ortsnamen. Zum einen wird vermutet, dass das Dorf nach einem bedeutenden Mann namens „Ake“ benannt wurde. Er soll an der Billerbeck bei der heutigen Schmiede gewohnt haben. Dieser Ort hieß zunächst „Akes Stätte“, woraus sich der Name Axstedt entwickelt haben könnte. Eine andere Erklärung deutet den Namen als Ableitung aus dem Althochdeutschen, in dem „a“, „aha“ und „ak“ die Bezeichnung für Wasser waren. Axstedt wäre also in diesem Sinne die „Stätte am Wasser“. In den Dokumenten finden sich verschiedene Schreibweisen des Namens. Erstmals erwähnt wird es 1105 unter dem Namen „Achenstedi“, im Jahre 1110 als „Achensted“ geschrieben, 1418 dann als „Axstede“.[2]
Im 16. Jahrhundert wird von acht Axstedter Höfen berichtet, 1718 zählte man bereits 24 und 1791 37 Feuerstellen. Das Axstedter Gebiet war immer schon reich an Wäldern. Es ist also nicht verwunderlich, dass dort oft Wölfe beobachtet wurden. Im Jahre 1675 fand in Axstedt die letzte Wolfsjagd statt.[2]
Mit dem Bau der Bahnlinie 1862 zwischen Bremen und Geestemünde, die der Gemeinde durch Grundstücksverkäufe viel Geld einbrachte, wurde Axstedt mit „der Welt“ verbunden. Allerdings lehnte man aus Angst vor Fremden ab, das Bahnhofsgebäude im Ort in der Nähe des Friedhofs zu errichten und legte die Station an den Dorfrand.
Durch die Einrichtung eines Munitionsdepots kurz vor dem Zweiten Weltkrieg erhielt die Gemeinde einen Platz in der unrühmlichen Geschichte des Nationalsozialismus weit über die Gemeindegrenzen hinaus. Vom Herbst 1939 bis Mitte 1940 waren 7 Barackenlager des Reichsarbeitsdienstes (RAD) und der Wehrmacht in Axstedt und der Nachbargemeinde Lübberstedt entstanden. Die Nutzung als „MUNA“ begann im August 1941. 60 Bunker für die Lagerung von Munition wurden gebaut. Produziert wurden Seeminen und Flak-Munition. Die Aufsicht lag in den Händen von deutschen dienstverpflichteten Frauen und Gefolgschaftsleuten. Die Arbeit musste im Wesentlichen von ca. 1600 Zwangsarbeitern und -arbeiterinnen erledigt werden. Es waren sog. Ostarbeiter und -innen, Kriegsgefangene und 500 jüdische Frauen aus Ungarn. Sie kamen am 21. August 1944 aus dem KZ Auschwitz und wurden im KZ-Außenlager von Neuengamme in Lübberstedt-Bilohe untergebracht. Am 20. April 1945 wurde dieses Lager evakuiert. Die Arbeiterinnen wurden mit einem Zug abtransportiert, in dem auch mehrere Waggons mit Munition mitgeführt wurden. In der Nähe von Eutin und Plön wurde der Zug von britischen Fliegern am 3. Mai 1945 bombardiert, einige Frauen nutzten die Gelegenheit zur Flucht. Von den 500 Frauen überlebten nur ca. 320 den Krieg. Der Produktionsbereich und einige Bunker der Muna wurden am Kriegsende von der Wehrmacht gesprengt.
Nach Kriegsende sollte das große Gelände ursprünglich zivilen Zwecken zugeführt werden, stattdessen wurde 1956 das insgesamt 520 Hektar große Gelände von der Bundeswehr als Munitionsdepot beibehalten und eine Bundeswehreinheit in Axstedt stationiert. Die Bevölkerungszahl stieg sprunghaft an. Obwohl die Anzahl der Arbeitsplätze in beiden Einrichtungen deutlich zurückging, hatte die sogenannte „MUNA“ für Axstedt und die Umlandgemeinden stets eine beachtliche wirtschaftliche Bedeutung. Im Zuge der Truppenverringerung verringerte sich die Zahl der stationierten Soldaten stetig.[2][3] In der Folge schlossen mehrere Geschäfte und Gaststätten in Axstedt. Die 2-stöckigen Mietshäuser für die Soldatenfamilien sind mittlerweile anderweitig vermietet.
Das Munitionsdepot wurde 2009 aufgegeben. Seit 2017 gehört die Fläche zu den Liegenschaften der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, die die Betreuung übernommen hat.[3]
Mittlerweile wurden 2 Baugebiete erschlossen[4] während ein drittes Neubaugebiet an der Harrendorfer Straße in Planung ist.[5]
¹ den 1929 eingemeindeten Ort Wolthöfen (= 15 Einwohner) mit einberechnet
² den 1929 eingemeindeten Ort Wolthöfen mit einberechnet (ohne Einwohnerangabe)
³ jeweils zum 31. Dezember
Die Gemeinde Axstedt gehört zur evangelischen St.-Jacobi-Kirchengemeinde Bramstedt[13] und zur katholischen Kirchengemeinde Heilige Familie in Osterholz-Scharmbeck.[14]
Der Rat der Gemeinde aus Axstedt setzt sich aus 11 Ratsfrauen und -herren zusammen. Dies ist die festgelegte Anzahl für die Mitgliedsgemeinde einer Samtgemeinde mit einer Einwohnerzahl zwischen 1.001 und 2.000 Einwohnern.[15] Die Ratsmitglieder werden durch eine Kommunalwahl für jeweils fünf Jahre gewählt. Die aktuelle Amtszeit begann am 1. November 2021 und endet am 31. Oktober 2026.
Die vergangenen Gemeinderatswahlen ergaben folgende Sitzverteilungen:
Wappenbegründung: Der silberne Wellenbalken erinnert an die Deutung des schon 1105 als „Achenstedi“ urkundlich genannten Ortsnamens als Siedlung an einem Bache, der Billerbeck. Das Eichenblatt zwischen den Hirschstangen weist auf den bereits im Mittelalter erwähnten Axstedter Wald hin, den Vorläufer des Staatsforstes.
In der Grundschule am Billerbeck in Axstedt lernen Kinder der Klassenstufe 1 bis 4.[26]
Die Kindertagesstätte Axstedt liegt in unmittelbarer Nähe zur Grundschule und Turnhalle und betreut Kinder aus den Gemeinden Axstedt, Holste und Lübberstedt.[27]
Verkehrsmäßiger Anschluss besteht mit dem Bahnhof Lübberstedt, der im Axstedter Ortsteil Wolthöfen liegt, an die Bahnstrecke Bremen–Bremerhaven (–Cuxhaven) im stündlichen Rhythmus.
Henrietta Schirmer: Chronik des Henriettenhofs. Handschrift aus dem Privatbesitz der Familie Dr. Schirmer. (Digitalisat [abgerufen am 4. Juni 2020] Archiv der Familie Schirmer 1815–1988 im Thüringischen Hauptstaatsarchiv in Weimar).
Franz Buchenau: Die Ulmen im Bremer Walde bei Axstedt. Fest-Schrift der 45. Versammlung deutscher Philologen und Schulmänner dargeboten von den öffentlichen höheren Lehranstalten Bremens. Gustav Winter Verlag, Bremen 1899, S.157–162.
Margarete Meyer: Die Strukturveränderungen des Dorfes Axstedt und ihre Auswirkungen auf die Schule. Oldenburg 1959 (Hochschulschrift. Pädag. Hochsch., Prüfungsarbeit).
Anna-Luise Berghorn, Detlev Pape: Goden Dag ok! Axstedt vor 1930. Druck und Medien H. Saade, Osterholz-Scharmbeck 1993.
Fritz Hörmann, Ude Meyer, Christian Morisse, Eberhard Nehring, Irmgard Seghorn, Egon Stuve, Else Syassen: Flurnamensammlung Wesermünde – Die Flurnamen des Grundsteuerkatasters von 1876. Hrsg.: Kulturstiftung der Kreissparkasse Wesermünde (= Neue Reihe der Sonderveröffentlichungen der Männer vom Morgenstern, Heimatbund an Elb- und Wesermündung e. V. Band27). Männer vom Morgenstern Verlag, Bremerhaven 1995, ISBN 3-931771-27-X ([Digitalisat (Memento vom 26. Oktober 2007 im Internet Archive) ] [PDF; 431kB]).
Detlev Pape: Von Prügelbau und Pfingstfüchsen: Spaß und Neckereien zur Frühjahrszeit in Axstedt. In: Heimat-Rundblick. Jg. 8. Heftnr. 1. Druckerpresse-Verlag, Lilienthal 1996, S.6.
Harald Giese, Wolfgang Tunnat (Hrsg.): Festschrift : 50 Jahre Schützenverein Axstedt u. Umgebung e. V. - 100 Jahre Ortsfeuerwehr Axstedt. Druckhaus Stelljes, Bremervörde 2002.
Gerhard Sennlaub, Anna-Luise Berghorn: Bauerndorf Axstedt. Interviews. In 2 Bänden. Druck und Medien H. Saade GmbH, Osterholz-Scharmbeck 2002.
Gerhard Sennlaub: Axstedt und sein Henriettenhof. 2. Auflage. Eigenverlag des Autors, 2016.
Manfred Kück: Geest und Moor - LEBEN DAMALS UND HEUTE. Hrsg.: Samtgemeinde Hambergen. Eigenverlag LandLebt, Vollersode 2024.
↑Brigitte Lange: Bauland in Axstedt wird knapp. In: Weser Kurier/Osterholzer Kreisblatt. 21. November 2017, abgerufen am 12. April 2021.
↑Peter von Döllen: Axstedt sucht Baugrundstücke. In: Weser Kurier/Osterholzer Kreisblatt. 12. September 2020, abgerufen am 12. April 2021.
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Fritz Hörmann, Ude Meyer, Christian Morisse, Eberhard Nehring, Irmgard Seghorn, Egon Stuve, Else Syassen: Flurnamensammlung Wesermünde – Die Flurnamen des Grundsteuerkatasters von 1876. Hrsg.: Kulturstiftung der Kreissparkasse Wesermünde (= Neue Reihe der Sonderveröffentlichungen der Männer vom Morgenstern, Heimatbund an Elb- und Wesermündung e. V. Band27). Männer vom Morgenstern Verlag, Bremerhaven 1995, ISBN 3-931771-27-X, S. 2 ([Digitalisat (Memento vom 26. Oktober 2007 im Internet Archive) ] [PDF; 431kB]).
↑Michael Rademacher: Landkreis Wesermünde. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 1. Januar 1900 (Siehe unter: Nr. 6).
↑Statistisches Bundesamt Wiesbaden (Hrsg.): Amtliches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland – Ausgabe 1957 (Bevölkerungs- und Gebietsstand 25. September 1956, für das Saarland 31. Dezember 1956). W. Kohlhammer, Stuttgart 1958, S.192 (Digitalisat).
↑Statistisches Bundesamt Wiesbaden (Hrsg.): Amtliches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland – Ausgabe 1971 (Bevölkerungsstand: 27. Mai 1970, Gebietsstand 1. Januar 1971). W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1971, S.104 (Digitalisat).
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Niedersächsisches Landesverwaltungsamt (Hrsg.): Gemeindeverzeichnis für Niedersachsen. Gemeinden und Gemeindefreie Gebiete. Eigenverlag, Hannover 1. Januar 1973, S.47, Landkreis Wesermünde (Digitalisat [PDF; 21,3MB; abgerufen am 4. Juni 2020]).
↑Erica Henrietta Fischer: Reinhard Woltmann, der Strombaudirektor der Niederelbe, in: Mitteilungen des Stader Geschichts- und Heimatvereins / Stader Geschichts- und Heimatverein. - Stade : Stader Geschichts- und Heimatvereins, 1952-, ZDB-ID 501189-9
Bd. 40 (1965), S. 74–76
↑Norbert Fischer: Woltman, Reinhard : geb. 28.12.1757 Axstedt, gest. 20.4.1837 Hamburg ; ev.-luth. ; Wasserbauingenieur, in: Lebensläufe zwischen Elbe und Weser ; Bd. 2:Lebensläufe zwischen Elbe und Weser: ein biographisches Lexikon / Lokers, Jan *1958-*. - Stade : Landschaftsverb. der Ehemaligen Herzogtümer Bremen und Verden 2010, ISBN 3-931879-46-1, S. 347–350
↑Adolf von Bodecker. In: Deutsche National Bibliothek. Abgerufen am 12. April 2021.