Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 51° 52′ N, 10° 2′ O | |
Bundesland: | Niedersachsen | |
Landkreis: | Northeim | |
Höhe: | 143 m ü. NHN | |
Fläche: | 90,85 km2 | |
Einwohner: | 9519 (31. Dez. 2023)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 105 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 37581 | |
Vorwahl: | 05382 | |
Kfz-Kennzeichen: | NOM, EIN, GAN | |
Gemeindeschlüssel: | 03 1 55 001 | |
LOCODE: | DE BGM | |
Adresse der Stadtverwaltung: |
Markt 10 37581 Bad Gandersheim | |
Website: | www.bad-gandersheim.de | |
Bürgermeisterin: | Franziska Schwarz (SPD) | |
Lage der Stadt Bad Gandersheim im Landkreis Northeim | ||
Bad Gandersheim (bis 1932 Gandersheim) ist eine Kurstadt im niedersächsischen Landkreis Northeim. Die Stadt, deren Namensbestandteil Bad sich auf ihr Soleheilbad bezieht, liegt westlich des Harzes. Nach der Dichterin Roswitha von Gandersheim wird die Stadt auch „Roswithastadt“ genannt.
Die Stadt Bad Gandersheim liegt zwischen Leinebergland, Weserbergland und Harzvorland im Tal des Flusses Gande, in den im Stadtgebiet die Eterna mündet. Im Norden liegt der Höhenzug Heber. Das Stadtgebiet ist überwiegend bergig. Etwa zehn Kilometer östlich der Stadt beginnt der Harz, fünf Kilometer westlich liegt das Leinetal.
Alfeld (Leine) 23 km |
Hildesheim 40 km |
Bockenem 26 km |
Holzminden 51 km |
Seesen 14 km | |
Einbeck 19 km |
Göttingen 46 km |
Osterode am Harz 29 km |
* Entfernungen sind gerundete Straßenkilometer bis zum Ortszentrum.
Bad Gandersheim besteht neben der Kernstadt aus folgenden Stadtteilen:
Das Stift Gandersheim wurde 852 von Sachsenherzog Liudolf, dem Namensgeber der Liudolfinger, gegründet. Es handelte sich um ein Frauenstift, das seit 877 reichsunmittelbar war. Bereits in früherer Zeit bestand eine Kaufmannsniederlassung (der Wiek) an der Stelle der heutigen Georgskirche. Die Stadt erlebte eine Blütezeit unter den Liudolfingern im 10. Jahrhundert. Zu dieser Zeit lebte auch die Dichterin Roswitha von Gandersheim. Das Markt-, Münz- und Zollrecht wurde ihr 990 von der Kaiserin Theophanu im Namen ihres (unmündigen) Sohnes Otto III. verliehen.
Um 1300 wurde die herzoglich-braunschweigische Burg Gandersheim als Gegenpunkt zum Stift errichtet. 1329 kauften sich die Bürger der Stadt endgültig aus ihrer Abhängigkeit vom Stift frei (Magna Charta Gandershemensis). Die drei Machtzentren Stift, Stadt und Burg waren künftig für Gandersheim bestimmend.
1568 wurde auf Betreiben des Herzogs Julius von Braunschweig die Reformation auch für das Stift durchgeführt. Eine weitere Blüte erlebte das Stift im Barock unter der Äbtissin Elisabeth von Sachsen-Meiningen (Äbtissin von 1713 bis 1766). Mit dem Reichsdeputationshauptschluss verlor das Stift 1803 seine Unabhängigkeit und wurde 1810 nach dem Tod der letzten Äbtissin ganz aufgelöst. Das Vermögen ging an das Königreich Westphalen. Das Stift bestand zunächst als evangelisches Damenstift fort, die Territorien fielen an den Herzog von Braunschweig.[2]
Stadtbrände ereigneten sich 1580, als die damalige Stadtkirche St. Mauritius zerstört wurde, und 1833. Zudem kam es im Dreißigjährigen Krieg zu erheblichen Verwüstungen, sodass von der ursprünglichen Stadtbefestigung nur Reste vorhanden sind.[3]
1833 wurde der Landkreis Gandersheim gegründet und 1977 im Wesentlichen auf die Landkreise Goslar und Northeim aufgeteilt. 1878 wurde das erste Solebad in Gandersheim gegründet, und der Kurbetrieb setzte langsam ein. Nach dem Ersten Weltkrieg begann eine professionelle Fremdenverkehrswerbung und ab 1932 durfte die Stadt sich „Bad“ Gandersheim nennen. Zur Entwicklung des Postwesens in Gandersheim siehe: Postroute Braunschweig–Göttingen
1936 wurde auf dem kleinen Osterberg über der Stadt eine NSKK-Motorsportschule eröffnet; diese war nicht die einzige im deutschen Reich, galt aber als Vorzeigeeinrichtung ihrer Art.
1944 wurde im ehemaligen Kloster Brunshausen bei Gandersheim das KZ Bad Gandersheim als Außenlager des KZs Buchenwald errichtet, in dem hunderte Häftlinge unter unmenschlichen Bedingungen leben mussten. Sie mussten Zwangsarbeit im zu den Heinkel-Werken gehörenden Flugzeugwerk und in einem nahegelegenen Steinbruch verrichten. Der französische Schriftsteller Robert Antelme, der dort interniert war, schildert das Leben und Sterben im Lager Gandersheim eindringlich in seinem Werk Das Menschengeschlecht. Außerdem existierte in Bad Gandersheim der Betrieb Gandersheimer Flachsröste GmbH, der 1935 als Zweigbetrieb der Deutschen Flachsbau GmbH Berlin gegründet wurde und sich bald zur größten Flachsröste im Deutschen Reich entwickelte. Mit der Weiterverarbeitung von Rohstoffen zu Garnen und Stoffen, unter anderem zur Verwendung für Fallschirme, zählte die Einrichtung in der NS-Kriegswirtschaft zu den kriegswichtigen Betrieben, die beim Arbeitseinsatz nachdrücklich zu unterstützen waren. Die Gandersheimer Flachsröste verfügte in der Karl-Dinklage-Straße im Gandersheimer Stadtgebiet über ein eigenes Lager für Zwangsarbeiter. Spätestens ab Mai 1940 wurden in der Flachsröste 40 Polinnen, die zwischenzeitlich im Lager Meierhof wohnten, später noch 20 Russinnen und 15 Ukrainerinnen eingesetzt.[4] Diese wohnten in der örtlichen Molkerei, da im Zwangsarbeiterlager zu diesem Zeitpunkt noch Kriegsgefangene untergebracht waren. Einwohnermeldekarten bezeugen für den Zeitraum zwischen 1940 und 1945 den Einsatz von mindestens 51 osteuropäischen „Zivilarbeiterinnen“ und „Zivilarbeitern“ in der Flachsröste.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden zahlreiche Heimatvertriebene vor allem aus Schlesien im Stadtgebiet angesiedelt. Deshalb wurde in den 1950er Jahren eine neue katholische Kirche in der Innenstadt errichtet. Der angrenzende ehemalige Domänenhof des Stiftes wurde zu einem zentralen Busbahnhof umgebaut. An dessen südlicher Seite wurde für die evangelische Stiftskirchengemeinde auf dem Gelände des ehemaligen Kreuzgangs des Klosters das Martin-Luther-Haus als modernes Zentrum der Kirchengemeinde gebaut.
Vor allem in den 1960er, 1970er und 1980er Jahren wurde der Kurbetrieb in der Stadt Bad Gandersheim maßgeblich erweitert. Zahlreiche neue Kuranlagen mit Sole-Trinkpavillon, Wassertretbecken, Musikpavillon, Kleingolfanlage und Naturwanderwegen wurden angelegt. Daneben wurden ein neues Kurhaus und ein halbes Dutzend Kurkliniken am Rande der Parkanlagen errichtet. Der Kurbetrieb wurde zum wichtigsten Wirtschaftsfaktor der Stadt und des Umlandes.
In den 1990er Jahren wurde die gesamte Innenstadt umgestaltet: Am Markt und neben der Stiftskirche gibt es seitdem eine kleine Fußgängerzone. Außerdem wurde die Moritzstraße – die Haupteinkaufsstraße der Stadt – verkehrsberuhigt; etliche Gebäude des historischen Stadtkerns wurden saniert. Hinzu kamen zwei Naturlehrpfade im Bad Gandersheimer Norden, der Bergkurpark in steiler Hanglage, und ein Weg durch ein Feuchtgebiet mit hölzernem Beobachtungsturm.
In jüngster Zeit wurde der innerstädtische Park Plangarten unter anderem mit einem großzügigen Spielplatz neu gestaltet.
Am 1. März 1974 wurden die Gemeinden Ackenhausen, Altgandersheim, Clus, Dankelsheim, Dannhausen, Ellierode, Gehrenrode, Gremsheim, Hachenhausen, Harriehausen (bisher im Landkreis Osterode am Harz), Heckenbeck, Helmscherode, Seboldshausen, Wolperode und Wrescherode eingegliedert.[5]
Im Mittelalter gab es in und bei Gandersheim fünf Klöster: Stift Gandersheim, Kloster Brunshausen, Kloster Clus, Marienkloster und ein Kloster der Franziskaner.
Die Bewohner der Stadt sind seit der Reformation mehrheitlich evangelisch-lutherisch. Ihre evangelische Pfarrkirche ist seit der Säkularisierung 1810 die Stiftskirche.
1953 wurde in unmittelbarer Nähe der Stiftskirche die neue katholische Kirche Mariä Himmelfahrt gebaut, zu der heute (einschließlich der umliegenden Dörfer) 1800 Gemeindemitglieder gehören.
Zudem gibt es eine Freie evangelische Gemeinde (FeG) und die Agape-Gemeinde, die dem Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden angehört.
Seit 1987 befindet sich auf dem Osterberg im Kasernengebäude der ehemaligen Zollschule Bad Gandersheim, das von 1936 bis 1945 als Motorsportschule des Nationalsozialistischen Kraftfahrkorps (NSKK) genutzt wurde, das Glaubenszentrum Bad Gandersheim. Es bezeichnet sich als konfessionsübergreifendes Glaubenswerk und kann der charismatisch-evangelikalen Richtung zugeordnet werden.
Die Neuapostolische Kirche in der Neuen Straße 32 wurde 2007 geschlossen.
Der Rat der Stadt Bad Gandersheim besteht aus 20 Ratsfrauen und Ratsherren. Auf Grund der Einwohnerzahl der Stadt würde der Rat eigentlich eine Zahl von 24 Mitgliedern umfassen. Allerdings hat der Rat der Stadt in der letzten Legislatur von der Möglichkeit der Reduzierung der Ratsmandate gem. § 46 Abs. 4 NKomVG auf 20 Gebrauch gemacht. Die Ratsmitglieder werden durch eine Kommunalwahl für jeweils fünf Jahre gewählt. Neben den 20 in der Gemeinderatswahl gewählten Mitgliedern ist außerdem der Bürgermeister im Rat stimmberechtigt.
Aus dem Ergebnis der Kommunalwahl 2021 ergab sich folgende Sitzverteilung:[6]
Derzeitige amtierende Bürgermeisterin ist seit 2014 Franziska Schwarz (SPD).
Bisherige Bürgermeister:
Dabei ist zu beachten, dass das Amt des Bürgermeisters gemäß der Niedersächsischen Gemeindeordnung ab 1945 bis 2001 ehrenamtlich besetzt wurde.
Das Verwaltungsgericht Göttingen erklärte 2024 auf die Klage eines unterlegenen Bewerbers die Bürgermeisterwahl vom September 2021 für ungültig. Die damals amtierende Bürgermeisterin Franziska Schwarz habe durch Gespräche mit Bürgern „über den Gartenzaun“, als wegen der COVID-19-Pandemie keine Wahlkampfveranstaltungen stattfinden durften, verdeckt Wahlkampf geführt und gegen ihre Neutralitätspflicht verstoßen. Das Niedersächsische Oberverwaltungsgericht lehnte eine Berufung von Schwarz ab und bestätigte die Entscheidung des Verwaltungsgerichtes mit Beschluss vom 18. September 2024.[7] Nach dem Niedersächsischen Kommunalrecht muss demnach binnen sechs Monaten eine Neuwahl stattfinden.[8]
Blasonierung: „In Gold ein blauer Helm mit abhängenden schwarzen Bändern, darauf zwei mit grünen Pfauenfedern besteckte schwarze Hörner; unten eine heraldische blaue Lilie.“[9] | |
Wappenbegründung: Seit 1906 entspricht das Wappen wieder dem Bild im Schild des ersten Stadtsiegels, das wohl kurz nach 1300 entstanden und seit 1335 nachweisbar ist. Das wenig spätere kleine Siegel lässt nur die Lilie weg, die vermutlich als Zeichen des Fürststifts galt. Helm und Helmzier sind die der Herzöge von Braunschweig-Lüneburg und kommen ebenso in den Siegeln Ottos des Strengen von 1323 ab vor. In den Stadtsiegeln des 18. Jahrhunderts steht ein Stechhelm mit der damaligen fürstlichen Helmzier (mit einzelnen Pfauenfedern besteckte, gezähnte Sicheln). Im 18. und 19. Jahrhundert verwendete man auch nur den gekrönten Anfangsbuchstaben „G“ in Siegeln und sonstigen Wiedergaben. |
Die Stadtflagge ist Schwarz – Gelb (1:1) längsgestreift und mittig mit dem Wappen der Stadt belegt.
Städtepartnerschaften mit:[10]
Bad Gandersheim liegt an der Deutschen Fachwerkstraße.
2023 war der Ort Ausrichter der Landesgartenschau Bad Gandersheim[13], die auf einem dreißig Hektar großen Gelände entlang der Flüsse Gande und Eterna sowie der Osterbergseen stattfand.
Die größten Unternehmen der Stadt sind: Auer-Lighting (ehemals: Schott AG) (Spezialglasprodukte), Loro-X-Rohr (verzinkte Metallrohre für Entwässerungssysteme), Baumüller (Kleinmotoren), Prahmann & Neidhardt (Fleisch- und Wurstwaren – Marke „Harzländer“), part AG (Investor und Immobilienprojektentwickler) sowie AEET Energy Group GmbH (Hersteller von Photovoltaikmodulen und Projektentwickler von Solarprojekten).
Als Kurort verfügt die Stadt über drei Kurkliniken mit fast 600 Betten (Paracelsus-Gruppe). Die Roswitha Klinik ist auf Psychosomatik spezialisiert, die Klinik an der Gande auf die Anschlussheilbehandlung (AHB) von orthopädischen Eingriffen sowie Bandscheibenvorfälle und Osteoporose, die Klinik am See behandelt schwerpunktmäßig Anschlussheilbehandlungen onkologischer Erkrankungen. Weiterhin verfügt die Stadt über ein Krankenhaus der Grundversorgung (Helios Klinik) – unter anderem mit einer internistischen Station, chirurgischen Station, Gynäkologie, Geburtshilfe, Intensivstation mit sechs bis sieben Betten, Ambulanzen, OP, Computertomographie, Notarztstützpunkt und Standort einer Rettungswache mit je einem RTW, KTW und NEF. Vor allem die Abteilungen für Orthopädie und Geburtshilfe sind weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt.
Für die Stadt Bad Gandersheim erscheint das Gandersheimer Kreisblatt. In dieser täglich (außer sonntags) erscheinenden Lokalzeitung wird auch über das Geschehen in den an das Stadtgebiet angrenzenden Gemeinden Kreiensen (seit 2013 Stadtteil von Einbeck) und Kalefeld berichtet.
Bad Gandersheim verfügt über eine Grundschule mit zwei Außenstellen in den Ortsteilen Dankelsheim und Altgandersheim, über die Freie Schule Heckenbeck, über eine Oberschule, eine Förderschule mit dem Schwerpunkt Lernen und das Roswitha-Gymnasium. Im August 1923 gründeten der jüdische Reformpädagoge Max Bondy und seine Frau Gertrud Bondy das Internat Schulgemeinde Gandersheim im Ort. 1929 zog die Einrichtung auf das Gut Marienau in der Gemeinde Dahlem um, wo sie bis heute als Landerziehungsheim Schule Marienau besteht.