Der Ortsname geht auf den wendischen Namen des Flusses Schwartau zurück, der als „die Schlängelnde“ gedeutet wird. Damit wird Bezug auf den sehr gewundenen Unterlauf des Flusses vor der viel später erfolgten Begradigung genommen.
Im Jahr 1177 wurde der heutige Ortsteil Rensefeld erstmals in einer Urkunde erwähnt, die bischöfliche Mühle Schwartau Molendinium szwartowe wurde erstmals 1215 in einem Dokument genannt. 1258 richtete der Lübecker Bischof ein Siechenhaus („Domus leprosum“), das Schwartauer Siechenhaus, für Leprakranke in der Nähe der heutigen Georgskapelle ein.[2] Dieses wurde im 15. Jahrhundert – nach dem Abklingen der Lepra („Aussatz“) – in ein Alten- und später Armenhaus umgewandelt. Im Jahr 1280 gründete der Lübecker Bischof Burkhard von Serkem den Wirtschaftshof Kaltenhof außerhalb der Stadt Lübeck an der Schwartau.
Am 26. Oktober 1932 hielt Hitler auf den Sportplatz des Riesebuschs seinen ursprünglich für den 6. November (Lübeck) geplanten Wahlkampfauftritt ab. Um eine möglichst große Menge zu erreichen, fanden die Veranstaltungen der NSDAP unter freiem Himmel statt. Der Lübecker Marktplatz war, bedingt durch Brunnen, Baumreihe und Kaak, der NSDAP zu klein, der Alternativort, der Buniamshof, lag der Partei zu weit abseits. Ergo wurde die Veranstaltung nach Bad Schwartau verlegt.[3][4]
Auch in Bad Schwartau wurden Menschen in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt. Heute zeugen eine Reihe von Stolpersteinen in Bad Schwartau von diesen Verfolgungen.
Bad Schwartau blieb während des Zweiten Weltkrieges weitgehend von Luftangriffen verschont.[5] Während der Schlacht um Berlin, unmittelbar nach dem letzten Geburtstag Hitlers, am 20. April 1945, kamen vorbereitete Evakuierungsmaßnahmen der Reichsregierung, Reichsministerien und dem Sicherheitsapparat zur Ausführung.[6] Alle Reichsminister sammelten sich sodann im Raum Eutin-Plön, also nördlich von Bad Schwartau, da dieses Gebiet noch kampffrei war.[7][8] Auch der frisch ernannte Präsident des VolksgerichtshofsHarry Haffner flüchtete nach Schleswig-Holstein. Nachdem der vorherige Vorsitzende Roland Freisler im Februar 1945 bei einem Luftangriff ums Leben gekommen war, hatte Hitler am 12. März 1945 ihn zum neuen Präsidenten des Volksgerichtshofs ernannt. Haffner setzte sich am 24. April 1945 auf Anraten Wilhelm Keitels von Potsdam nach Schwerin ab und von dort weiter nach Bad Schwartau. In Bad Schwartau wollte er den Volksgerichtshof neu etablieren.[9][10] Vor den herannahenden britischen Truppen floh Karl Dönitz, der vor dem Suizid Hitlers von diesem zum Reichspräsidenten bestimmt worden war, zusammen mit der letzten Reichsregierung schließlich am 2. Mai 1945 von Plön weiter in den Sonderbereich Mürwik. Der Volksgerichtshof wurde dabei offenbar nicht mit verlegt.[11] Trotzdem fällte die NS-Militärjustiz weiterhin harte Urteile, so zum Beispiel im Fall des Matrosen Fritz Wehrmann, der aufgrund eines noch am 9. Mai durch ein von einem spontan zusammengetrenen Militärgericht verhängten Urteils am 10. Mai hingerichtet wurde.[12] Über die Aktivitäten des Volksgerichtshofs in Bad Schwartau existieren keine weiteren Belege.[13] Die Besetzung Bad Schwartaus durch die englischen Truppen am 2. Mai 1945 verhinderte weitere Aktivitäten des Volksgerichtshofs.[14] Am 4. Mai 1945 unterschrieb Hans-Georg von Friedeburg im Auftrag von Dönitz die Teilkapitulation der Wehrmacht für Nordwestdeutschland, Dänemark und die Niederlande.[15] Der Krieg endete schließlich mit der bedingungslosen Kapitulation am 8. Mai. Am 20. Oktober 1945 löste der Alliierte Kontrollrat des Weiteren den Volksgerichtshof endgültig auf.[16]
Während des Kalten Krieges wurden die Relikte des Zweiten Weltkrieges, die Sprengschächte im Verlauf der Kaltenhöfer Straße, in die Straße integriert, um die Brücke über die Schwartau im Ernstfall sprengen zu können. Es wurde ein Vordringen feindlicher Kräfte von Osten angenommen und entlang des natürlichen Hindernisses Schwartau, deren Taleinschnitten und umliegender Feuchtgebiete einige Brücken über die Schwartau mit Sprengschächten ausgestattet. Die zugehörigen fünf Pioniersperrmittelhäuser (Sprengstoffbunker) stehen in der Nähe des Ratekauer Blocksbergs und werden als Fledermausbehausung genutzt. Ein Sprengschachtdeckel befindet sich heute im Schwartauer Museum.
1957 erwarb die Stadt Bad Schwartau den Kurbetrieb von den Schwartauer Werken und verkaufte die städtischen Kurbetriebe 1994 in private Trägerschaft.
31. Dezember 1934: ca. 7.000 (nach den erfolgten Eingemeindungen)
Mit dem Zuzug nach Ende des Zweiten Weltkrieges verdoppelte sich die Einwohnerzahl.[17] Seit 1998 war ein leichter Rückgang der Einwohnerzahl zu beobachten. Seit 2010 wächst die Bevölkerung jedoch wieder.
Seit einer Änderung des Kommunalwahlrechts 1998 wird der Leiter der Stadtverwaltung nicht mehr von den Stadtverordneten, sondern in direkter Wahl gewählt. Die Hauptsatzung der Stadt Bad Schwartau sieht derzeit eine Wahlzeit von sechs Jahren vor.[21]
Bei der Wahl 2016 stellten sich neben den Bewerbern von SPD und CDU drei unabhängige Kandidaten zur Wahl, wobei sich der parteilose Bewerber der SPD in der Stichwahl am 8. Mai mit 67,7 % der Stimmen gegen die Fraktionsvorsitzende der CDU durchsetzen konnte.[22] Bei der Wahl am 8. Mai 2022 stellten sich neben dem Amtsinhaber drei weitere Kandidaten und Kandidatinnen zur Wahl – in der Stichwahl am 22. Mai 2022 konnte sich die unabhängige Kandidatin Katrin Engeln (mit 65 % der Stimmen) gegen den Amtsinhaber durchsetzen.
Blasonierung: „Gespalten und halbgeteilt. Rechts in Silber ein schwarzer Schrägrechtswellenbalken, links oben in Blau ein goldenes, an den verdickten Enden einfach gekerbtes Steckkreuz, links unten in Gold zwei rote Balken.“[28]
Das Wappen wurde 1948 genehmigt. Der Wellenbalken stellt den Fluss Schwartau dar. Das Kreuz entstammt dem Wappen des früheren Bistums Lübeck und die Balken dem Wappen des früheren Großherzogtums Oldenburg.
Seit 1961 hat Bad Schwartau eine Flagge.
Diese zeigt die schwarze Wellenlinie der Schwartau von oben links nach unten rechts sowie im linken unteren Viertel das rote Steckkreuz auf weißem Grund.
Bad Schwartau trägt den Beinamen „Das Jodsole- und Moorheilbad des Nordens“. Mit einem Jodidgehalt von 6,36 mg/l verfügt der Ort über eine der stärksten Jodsolequellen Norddeutschlands. Die Schwartauer Sole empfiehlt sich u. a. bei degenerativen und entzündlichen Krankheiten der Bewegungsorgane, verschiedenen Frauenleiden und nach Operationen am Bewegungsapparat.
Für Spaziergänge und Wanderungen bietet sich der Kurpark mit dem Kurparksee und der Riesebusch (ein Wald) an.
Gebäude
Den gesellschaftlichen Mittelpunkt Bad Schwartaus bildete einst die Waldhalle. Hier traten u. a. auch Stars wie Zarah Leander auf. Die Bezeichnung des zweiten Bad Schwartauer Bahnhofs trug dem Rechnung. Er hieß Bad Schwartau (Waldhalle), oder, als die Waldhalle schon lange nicht mehr existierte umgangssprachlich nur Waldhalle.
Bronzeskulptur „Die Lesende“ – auf dem Marktplatz vor der Bücherei
Steinskulptur „Der Knoten“ (von Jo Kley) – auf dem Europaplatz/Auguststraße
Marktbrunnen mit der Plastik „Im Spiel der Wellen“ von Paul Peterich (* 1864 Schwartau; † 1937 Rotterdam) auf dem Marktplatz (Reproduktion der 1942 eingeschmolzenen Originalplastik)
Büste des Schriftstellers Thomas Mann am Eingang zum Kurpark in der Eutiner Straße/Riesebusch
Auguststraße: Vier Stolpersteine (seit dem 19. August 2004 bei der Auguststraße 22) zur Erinnerung an Lucy, Eugen, Jochen & Jürgen Jaschek, die 1941 in das KZ Riga deportiert wurden
Bad Schwartau ist vor allem durch seine Lebensmittelindustrie bekannt. Der größte Arbeitgeber sind die Schwartauer Werke.
Ein weiterer wirtschaftlicher Schwerpunkt ist das Gesundheitswesen.
Mit Eröffnung der Festen Fehmarnbeltquerung sollen vermehrt Güterzüge durch Bad Schwartau verkehren. Zum Schutz vor Schallemissionen und Erschütterungen forderte die Stadt ein 7 Meter tiefes Trogbauwerk im Rahmen eines übergesetzlichen Schallschutzes.[31] Die Umsetzung dieser Forderung wurde 2020 auf 267,6 Mio. Euro geschätzt, was das Gesamtprojekt unwirtschaftlich gemacht hätte. Der Bundestag genehmigte zusätzliche Mittel i.H.v. 50 Mio. Euro[32], womit ein 3,2 Meter tiefer Trog auf einem Kilometer Länge geplant wird.[33]
Georg Harders: Kolonialpionier August Lüderitz war Bad Schwartauer Bürger. In: Verband zur Pflege und Förderung der Heimatkunde (Hrsg.): Jahrbuch für Heimatkunde. Struve’s Buchdruckerei und Verlag, Eutin 1990, S.182f.
↑Siehe Übersicht der Gesellschaft für Leprakunde über alle Leprosorien in Schleswig-Holstein unter Archivierte Kopie (Memento vom 10. Dezember 2014 im Internet Archive) (PDF), letzter Zugriff am 26. Dezember 2014
↑Gerhard Schneider: Gefährdung und Verlust der Eigenstaatlichkeit der Freien und Hansestadt Lübeck und seine Folgen. Veröffentlichungen zur Geschichte der Hansestadt Lübeck, Reihe B, Band 14, Verlag Schmidt-Römhild, 1986, ISBN 3-7950-0452-7
↑Manfred Bannow-Lindtke: Bad Schwartau unterm Hakenkreuz. Albers & Range, Bad Schwartau 1993.
↑Stephan Link: „Rattenlinie Nord“. Kriegsverbrecher in Flensburg und Umgebung im Mai 1945. In: Gerhard Paul, Broder Schwensen (Hrsg.): Mai ’45. Kriegsende in Flensburg. Flensburg 2015, S. 20 f.
↑Ernst Piper: Alfred Rosenberg. Hitlers Chefideologe. München 2005, S. 620.