Diese CSSVs wurden bislang nur in westafrikanischen Kakaoplantagen gefunden, überwiegend in Ghana, Togo und Nigeria. Das Absterben der Pflanzen durch eine CSSV-Infektion und die rasche Verbreitung innerhalb einer Plantage ist eine erhebliche wirtschaftliche Bedrohung des Kakaoanbaus.
Im Jahr 1963 wurde erstmals ein CSSV als stäbchenförmiges, unbehülltes Virus dargestellt und als Erreger der Mosaikkrankheit des Kakaobaumes identifiziert.[2]
Ein CSSV-Genom wurde erstmals 1991 charakterisiert;[3]
es besteht aus einer zirkulären, doppelsträngigen DNA, die partiell einzelsträngige Regionen besitzt. Das Genom wird mittels einer Reversen Transkriptase aus einer RNA-Vorstufe generiert, weshalb CSSV bzw. Badnavirus den echten Retroviren (Retroviridae) nahesteht.
Die unbehüllten Virusteilchen (Virionen) der CSSVs sind wie alle Badnaviren stäbchenförmig („bazilliform“) und gleichförmig 30 nm breit; ihre Länge beträgt durchschnittlich 130 nm, variiert jedoch zwischen 60 und 900 nm. Ausgehend von einer idealen ikosaedrischen (isometrischen) Symmetrie des Kapsids entsteht die längliche Form durch wiederholt eingefügte Ringe aus Hexameren, die eine langgestreckte stäbchenförmige („bacilliforme“), nicht-isometrischen Gestalt entstehen lassen. Sie können daher ein vergleichsweise größeres Genom aufnehmen.
Das Genom von CSSTBV besitzt rund 7161 bp (Referenzstamm Agou1) und umfasst wahrscheinlich fünf offene Leserahmen (englischOpen Reading Frames, ORFs) 1, 2, 3, X und Y, die sich alle auf dem Plusstrang des doppelsträngigen DNA-Genoms befinden.
Die ORFs 1 und 2 codieren für Proteine unbekannter Funktion, wobei das ORF 2 ein DNA-bindendes Protein darstellt.[15] Das Genprodukt des ORF 3 (211 kDa) kann in drei unterschiedliche Regionen unterteilt werden, wobei die Region 1 ein für die direkte Ausbreitung des Virus zwischen Zellen wichtiges Protein codiert. Das Produkt der Region 2 ist das virale Kapsidprotein. Die Region 3 schließlich besitzt die Struktureigenschaften einer DNA-Polymerase, Reversen Transkriptase und RNase H, wie sie für Pararetroviren typisch sind.[16] Die ORFs X und Y (13 und 14 kDa) überlappen den ORF 3 und sind in keiner anderen beschriebenen Spezies der Gattung Badnavirus vorhanden. Wie bei anderen Caulimoviridae ebenfalls besitzt das CSSV eine ähnliche Genomorganisation wie die umhüllten Hepadnaviridae bei Tieren.
Die CSSV-Viren vermögen auch experimentell nur die Kakaopflanze zu infizieren. Wie alle Viren der Gattung Badnavirus infizieren die CSSVs nicht alle Zellen der Wirtspflanze, sondern sind auf Zellen des Leitbündels beschränkt. Virionen der CSSVs können überwiegend in begleitenden Zellen des Blattphloems und weniger in denen des Xylems beobachtet werden.[17]
Nach einer Inkubationszeit von 4 bis 7 Wochen treten die Symptome der Infektion an der Pflanze hervor, die zunächst die Blätter betreffen. Die spätere typische Anschwellung des Stammes und junger Triebe (shoot swelling) beruht auf einem übermäßigen, regenerativen Wachstum der Rinde und der Leitungsbündel des Stammes und wird nach 8–11 Wochen sichtbar. Der Nachweis einer Erkrankung von Plantagenpflanzen kann in einem frühen Stadium (6 bis 20 Tage nach Infektion) mittels Polymerase-Kettenreaktion erfolgen.[18]
R. Hull et al.: Genus Badnavirus. In: C.M. Fauquet, M.A. Mayo et al.: Eighth Report of the International Committee on Taxonomy of Viruses. London / San Diego 2005, S. 392 f.
↑A. A. Brunt, R. H. Kenten: The use of protein in the extraction of cocoa swollen-shoot virus from cocoa leaves. In: Virology, Band 19, 1963 S. 388–392, PMID 14016365 (englisch).
↑Hervé Lot, Edem Djiekpor, Mireille Jacquemond: Characterization of the genome of cacao swollen shoot virus. In: J. General Virology, Band 72, Nr. 7, 1991, S. 1735–1739, PMID 1856700 (englisch); microbiologyresearch.org (PDF; 6,1 MB) mit einer elektronenmikroskopischen Abbildung des CSSV.
↑Ervín Muller, Sammy Sackey: Molecular variability analysis of five new complete cacao swollen shoot virus genomic sequences. In: Archives of Virology, Band 150, Nr. 1, Februar 2005, S. 53-66; doi:10.1007/s00705-004-0394-8, ResearchGate: 8374787 (englisch).
↑E. Jacquot et al.: The open reading frame 2 product of cacao swollen shoot badnavirus is a nucleic acid-binding protein. In: Virology, 1996, 225, 1, S. 191–195, PMID 8918546
↑L. S. Hagen, M. Jacquemond et al.: Nucleotide sequence and genomic organization of cacao swollen shoot virus. In: Virology, 1993, 196,2, S. 619–628, PMID 7690503
↑E. Jacquot, L. S. Hagen et al.: In situ localization of cacao swollen shoot virus in agroinfected Theobroma cacao. In: Archives of Virology, 1999, 144,2, S. 259–271, PMID 10470252
↑E. Müller, E. Jacquot, P. Yot: Early detection of cacao swollen shoot virus using the polymerase chain reaction. J. Virol. Methods. (2001) 93, 1–2: S. 15–22 PMID 11311339