Bait Sahur

Bait Sahur
بيت ساحور
Gebiet: Westjordanland
(Judäa und Samaria)
Koordinaten: 31° 42′ N, 35° 13′ OKoordinaten: 31° 42′ 1″ N, 35° 13′ 0″ O
 
Einwohner: 15.400
Bait Sahur (Palästinensische Autonomiegebiete)
Bait Sahur (Palästinensische Autonomiegebiete)
Bait Sahur

Bait Sahur (arabisch بيت ساحور, DMG Bait Sāḥūr, auch Beit Sahour) ist eine palästinensische Stadt, östlich von Betlehem im Westjordanland. Die Bevölkerung von 15.400[1] Einwohnern ist zu 80 Prozent christlich und zu 20 Prozent muslimisch.

19. Jahrhundert

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1896 gründete der Orden der Rosenkranzschwestern eine Schule in Bait Sahur.[2]

Bait Sahur ist ein Ausgangspunkt verschiedener politischer Aktivitäten. Die Stadt spielte eine wichtige Rolle in der ersten und zweiten Intifada, als Bewohner Bait Sahurs als Zeichen ihres Protests gewaltfreie Aktionen anwandten.

Während dieser zwei Intifadas rief das in Bait Sahur ansässige Palestinian Center for Rapprochement between Peoples (PCR) unter George Rishmawi zu gewaltfreien Aktionen unter Leitung des International Solidarity Movements auf. Als Zeichen der Versöhnung lud das PCR während der ersten Intifada in der Aktion „Break Bread, Not Bones“ (zu deutsch: Brich Brot, nicht Knochen) Israelis zu einem Schabbat bei palästinensischen Familien ein.

Teil des gewaltlosen Widerstandes war ein Steuerboykott während der ersten Intifada 1989 unter dem Motto „No taxation without representation“.[3][4] Israels Verteidigungsminister Jitzchak Rabin, der für die Niederschlagung der Intifada verantwortlich war, erwiderte “We will teach them there is a price for refusing the laws of Israel.” (dt. Wir werden sie lehren, dass sie einen Preis dafür zahlen müssen, die Gesetze Israels nicht einzuhalten.)[5] Die israelische Militärbehörde verhängte eine 42-tägige Ausgangssperre über die Stadt, blockierte Nahrungsmittellieferungen, kappte die Telefonleitungen und verhaftete 40 Einwohner der Stadt. Außerdem brach die Armee in Privathäuser ein und stahl/requirierte Gelder.[6] Die Militärverwaltung Israels hinderte die Generalkonsuln von Belgien, des Vereinigten Königreichs, Frankreichs, Griechenlands, Italiens, Spaniens und Schwedens bei dem Versuch, Beit Sahour zu betreten und sich ein Bild über die Auswirkung der israelischen Politik zu machen.[7]

Die Militärverwaltung Israels hatte nach der israelischen Gesetzgebung das Recht, eigene Fantasiesteuern zu erfinden. Während der Intifada wurden als Kollektivstrafen die Steuern für „kaputte Fensterscheiben“, für „Raketenbeschuss“ (durch von Saddam Husseins Irak verursachte Raketentreffer im zweiten Golfkrieg) und für „Steinschäden“ (verursacht durch gewaltsame Proteste) erhoben. Auf diese Weise mussten Palästinenser Steuern für Schäden zahlen, für die sie nicht verantwortlich waren.[3][8]

Der UN-Sicherheitsrat arbeitete an der Verabschiedung einer Resolution, die Israel dazu aufforderte, die beschlagnahmten Gelder zurückzuzahlen. Die USA verhinderten mit einem Veto die Verabschiedung dieser Resolution.[9]

Jüngere Geschichte

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Das Alternative Information Centre befindet sich ebenfalls zu Teilen in der Bait Sahur.

Der Stadtrat von Bait Sahur, Elias Rishmawi, ist Mitbegründer der Alternative Tourism Group (ATG), einer Nichtregierungsorganisation, die Reisen nach Israel und Palästina anbietet.[10] Dabei wird anhand der Olivenernte die Auswirkung der israelischen Okkupation auf die palästinensische Bevölkerung veranschaulicht.[11]

Bait Sahurs Wirtschaft basiert größtenteils auf dem Tourismus und der darauf bezogenen Industrie, wie beispielsweise Olivenholzschnitzwerk. Daneben spielt Landwirtschaft in Israel eine Rolle. Die Stadt profitierte in größerem Ausmaß vom „Betlehem 2000“-Projekt, das die Renovierung von Touristenattraktionen, Hotels und den angeschlossenen Geschäften vor der Jahrtausendwende vorsah.

Der soziale und wirtschaftliche Sektor wurden im September 2000 durch die Ereignisse der Zweiten Intifada stark in Mitleidenschaft gezogen.

Franziskanerkapelle auf den „Hirtenfeldern“

Die Stadt befindet sich der Überlieferung nach auf dem Gebiet, wo laut Neuem Testament jene Hirten lagerten, denen die Geburt Jesu Christi zuerst verkündet wurde. Die Nähe zu Bethlehem und die heute noch ideale Weidelandschaft mit Höhlen lassen diese Lokalisierung aus Sicht der Gläubigen plausibel erscheinen. Auf den „Hirtenfeldern“ im Gemeindegebiet gibt es daher verschiedene Gedenkstätten, die an die Verkündung der Weihnachtsbotschaft an die Hirten (Lk 2,1-20) erinnern. Diese Hirten und der Zusatz „Hirtenfeld“ (arabisch حقل الرعاة) erscheinen auch im Stadtwappen von Bait Sahur.[12]

Hirtenfelder der Franziskaner (Der es-Siar)

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Auf dem Gelände befinden sich mehrere Zisternen und Grotten in der Art, wie man sich einen Stall zur Zeit Jesu vorstellen könnte. Über einer Grotte wurde zwischen 1953 und 1954 eine Kapelle in Form eines Zelts errichtet. Sie wird von der Kustodie des Heiligen Landes der Franziskaner unterhalten und ist Anziehungspunkt für Touristen, besonders am Heiligen Abend.

Hirtenfelder mit orthodoxem Kloster (Der er-Ra'wat)

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Auf dem Gelände befindet sich eine unterirdische orthodoxe Kirche, die der Gottesmutter Maria geweiht ist. Dort werden auch die angeblichen Gräber von drei Hirten gezeigt, denen die Weihnachtsbotschaft verkündet worden sein soll. Neben dieser Grotte wurde eine neue Klosterkirche errichtet.

Marienbrunnen (Bir as-Sydah)

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Im Stadtzentrum gibt es eine Zisterne, die von Isaak, dem Sohn Abrahams, gegraben worden sein und aus der Maria bei der Flucht nach Ägypten getrunken haben soll. Auch darüber wurde eine Kapelle errichtet.

Bait Sahur hat 20 Partnerstädte, vor allem in Italien und Frankreich:[13]

Söhne und Töchter der Stadt

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Commons: Beit Sahour – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Projected Mid -Year Population for Bethlehem Governorate by Locality 2004–2006 (Memento vom 16. Juni 2008 im Internet Archive)
  2. Yves Teyssier d’Orfeuil: Bethléem, 2000 ans d’Histoire. Éditions Desclée de Brouwer, Paris 1999, ISBN 2-220-04641-9, S. 150.
  3. a b Local Government in the West Bank and Gaza (Memento vom 14. Juni 2008 im Internet Archive) (says parenthetically that the property tax “rate and base” were “unchanged since 1963”)
    Sidney J. Baxendale: Taxation of Income in Israel and the West Bank: A Comparative Study. In: Journal of Palestine Studies, Vol. 18, No. 3 (Spring, 1989), Seiten 134–141 ("it retained the Jordanian tax law").
  4. Linda Gradstein: Palestinians Claim Tax is Unjust, Many Don’t Pay. [Ft. Lauderdale] Sun-Sentinel 8 October 1989, S. 12A.
  5. Stephen J. Sosebee: The Passing of Yitzhak Rabin, Whose ‘Iron Fist’ Fueled the Intifada. In: The Washington Report on Middle East Affairs. 31. Oktober 1990. Vol. IX #5, S. 9.
  6. Anne Grace: The Tax Resistance at Bayt Sahur In: Journal of Palestine Studies, 1990.
    New York Times Lewis, Anthony “It Can Happen There” 29. Oktober 1989, S. E23.
    Mary Curtius: Palestinian Villagers are Defiant After Israeli Troops End Tax Siege. In: Boston Globe, 2. November 1989, S. 2.
    Daniel Williams: Israeli troops withdraw after failing to stop tax revolt. In: Austin American Statesman. 1. November 1989, S. A6.
    Israel abandons attempt to crush town's tax revolt. In: The Ottawa Citizen 1. November 1989, S. A10.
    Food to West Bank Town Blocked. In: The Washington Post, 28. Oktober 1989, S. A18.
    Israelis stop bishops from helping besieged town. In: The Ottawa Citizen, 28. Oktober 1989, S. A10.
    Michal Sela: Elias Rashmawi’s ‘Tea Party’. In: The Jerusalem Post, 29. September 1989, S. 9
    Daniel Williams: Anti-Israel Boycott: Tax Man Cometh, but an Arab Town Resists. In: Los Angeles Times, 9. Oktober 1989, S. 10.
  7. Envoys turned back on road to Beit Sahour. In: The [Toronto] Globe and Mail, 7. Oktober 1989, S. A9.
    Israeli Troops Bar Western Envoys. In: Los Angeles Times 6. Oktober 1989, S. 1.
  8. “A Matter of Justice: Tax Resistance in Beit Sahour” Nonviolent Sanctions Albert Einstein Institution, Spring/Summer 1992
  9. “U.S. vetoes UN resolution that Israel return property seized in tax revolt” The [Montreal] Gazette. 8. November 1989, S. A14
  10. Heiligabend auf dem Hirtenfeld, in: FAZ-Magazin vom Dezember 2013, S. 80–83.
  11. Olive Picking Program 2008 (Memento vom 24. Juli 2011 im Internet Archive) bei Joint Advocacy Initiative
  12. Beit Sahour Municipality (Memento vom 27. September 2011 im Internet Archive)
  13. Liste der Partnerstädte (Memento des Originals vom 18. Juni 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.beitsahourmunicipality.com