Dieser Artikel behandelt die als Basiliken bekannte Sammlung des byzantinischen Rechts. Für die als Basiliken bezeichneten Bauwerke siehe
Basilika (Bautyp).
Die Basiliken (altgriechisch τὰ βασιλικὰ [νόμιμα bzw. βιβλία], „die kaiserlichen [Gesetze bzw. Bücher]“) sind eine griechischsprachige Sammlung des byzantinischen Rechts in 60 Büchern. Die Gesetzessammlung (deren Bezeichnung als Basiliken erst im 11. Jahrhundert nachweisbar ist, vormals wurden Kaiserkonstitutionen novellae constitutiones genannt) wurde unter dem byzantinischen Kaiser Basileios I. begonnen und unter dessen Sohn Leo VI. – vermutlich 888 – fertiggestellt. Nach dem von Leo VI. verfassten Vorwort war der Zweck des Werkes eine übersichtlichere Zusammenstellung des im Corpus iuris civilis enthaltenen Gesetzesmaterials unter Ausscheidung alles Überflüssigen.
Fast ausschließliche Quellen der Basiliken sind demgemäß die vier Teile der justinianischen Kodifikation,[1] die Institutionen allerdings nur in sehr geringem Ausmaß, weil diese durch ein eigenes Einführungslehrbuch (die Eisagoge tu nomu, später den Procheiros nomos) ersetzt wurden. Für die lateinischen Texte der Digesten und des Codex Iustinianus griffen die Kompilatoren der Basiliken auf griechische Übersetzungen der Rechtslehrer aus der Zeit des Kaisers Justinian zurück.[2]
Die 60 Bücher sind in Titel unterteilt, die nach Materien geordnet und regelmäßig in der Weise aufgebaut sind, dass den betreffenden Kapiteln (κεφάλαια) aus den Digesten solche aus dem Codex Iustinianus und diesen wiederum solche aus den novellae Justinians folgen. Viele Bücher der Basiliken sind lediglich in einem Manuskript enthalten, manche sind handschriftlich überhaupt nicht überliefert und können nur indirekt – etwa durch die Eisagoge aucta, die Synopsis maior, die Peira, den Tipukeitos und den Kommentar des Theodoros Balsamon – teilweise restituiert werden. In der Mitte des 11. Jahrhunderts wurde das Werk unter Leitung des Ioannes Xiphilinos überarbeitet und mit einem Katenen-Kommentar versehen, so wie er in der byzantinischen Theologie üblich war.[2] Er bestand zum größten Teil aus sogenannten „alten Scholien“ (Exzerpten aus Schriften der Rechtslehrer) und zu einem kleinen Teil aus jungen beziehungsweise jüngeren (oder auch neuen) Scholien (Einzelkommentierungen hauptsächlich aus dem 11. Jahrhundert).
- Charles Annibal Fabrot: Τῶν Βασιλικῶν Βιβλία Ξ΄. Βασιλικῶν libri LX, 7 Bände, Paris 1647 (1. Edition mit lateinischer Übersetzung)
- Jan Dirk Harke: Römisches Recht. Von der klassischen Zeit bis zu den modernen Kodifikationen. Beck, München 2008, ISBN 978-3-406-57405-4 (Grundrisse des Rechts), § 2 Rnr. 3 (S. 21).
- Karl Wilhelm Ernst Heimbach: Basilicorum libri LX, 5 Bände, Leipzig 1833–1850 (2. Edition mit lateinischer Übersetzung).
- Karl Wilhelm Ernst Heimbach: Prolegomena et manuale Basilicorum, Leipzig 1870.
- Wolfgang Kunkel, Martin Schermaier: Römische Rechtsgeschichte. 14. Auflage. UTB, Köln/Wien 2005, § 11 (Das Nachleben des römischen Rechts), S. 223–244 (hier 226–228).
- Karl Eduard Zachariae von Lingenthal: Supplementum editionis Basilicorum Heimbachianae. Leipzig 1846.
- P. E. Pieler: Νομικὴ φιλολογία. In: Herbert Hunger: Βυζαντινὴ λογοτεχνία (Ἡ λόγια κοσμικὴ γραμματεία τῶν Βυζαντινῶν). Athen 1994, S. 340–342 u.ö. (443).
- Herman Jan Scheltema, Nicolaas van der Wal, Douwe Holwerda: Basilicorum libri LX. A: Textus, 8 Bände, B: Scholia, 9 Bände, Groningen 1953–1988 (3., jetzt maßgebliche Edition).
- Herman Jan Scheltema: Opera minora ad iuris historiam pertinentia. Groningen 2004 (Nachdruck von Artikeln aus den Jahren 1933–1980, von denen mehrere die Basiliken betreffen).
- Andreas Schminck: Studien zu mittelbyzantinischen Rechtsbüchern. Frankfurt am Main 1986, S. 17–54 u.ö. (149) (Edition und deutsche Übersetzung des Prooimions mit Kommentar zum ganzen Text).
- Andreas Schminck: „Frömmigkeit ziere das Werk“ – Zur Datierung der 60 Bücher Leons VI. In: Subseciva Groningana. III, 1989, S. 79–114.
- Nicolaas van der Wal: Probleme bei der Restitution verlorengegangener Basilikenbücher. in: Subseciva Groningana. III, 1989, S. 143–154.
- S. N. Troianos: Οι πηγές του βυζαντινού δικαίου. 3. Auflage. Komotini, Athen 2011, S. 252–263 u.ö. (467).
- ↑ Jan Dirk Harke: Römisches Recht. Von der klassischen Zeit bis zu den modernen Kodifikationen. Beck, München 2008, ISBN 978-3-406-57405-4 (Grundrisse des Rechts), § 2 Rnr. 3 (S. 21).
- ↑ a b Wolfgang Kunkel, Martin Schermaier: Römische Rechtsgeschichte. 14. Auflage. UTB, Köln/Wien 2005, § 11 (Das Nachleben des römischen Rechts), S. 223–244 (hier 226–228).