Ab 2012 war Obermayer Redakteur im Ressort Investigative Recherche der Süddeutschen Zeitung; 2015 wurde er stellvertretender Ressortleiter. Anfang 2018 rückte er zum Ressortleiter auf; er führte das Ressort zunächst mit Nicolas Richter[17] und zuletzt mit Frederik Obermaier[3] als Stellvertreter. Dort deckte er 2014 gemeinsam mit Uwe Ritzer Manipulationen bei der Vergabe des ADAC-Preises „Gelber Engel“ und weitere Missstände beim deutschen Automobilclub auf[18] und wurde dafür mehrfach ausgezeichnet. Der Skandal innerhalb des ADAC-Automobilclubs führte zu einer kompletten Umstrukturierung des größten deutschen Clubs.[19]
In den Folgejahren arbeitete er immer wieder an internationalen Kooperationen des Internationalen Netzwerks investigativer Journalisten mit und koordinierte diese gemeinsam mit Frederik Obermaier für die Süddeutsche Zeitung, so im Sommer 2012 Offshore-Leaks,[20]Luxemburg-Leaks[21] und Swiss-Leaks.[22] Die Projekte gewannen zahlreiche internationale Preise.[23]
Gemeinsam mit einer Gruppe von Journalisten der Süddeutschen Zeitung und des Norddeutschen Rundfunks deckte er die Rolle Deutschlands im US-Drohnenkrieg auf, insbesondere die Rolle der Airbase in Ramstein.[24]
Internationale Bekanntheit erlangte Obermayer vorwiegend durch seine Beteiligung an den im April 2016 veröffentlichten Panama Papers. Medien wie die New York Times,[25] die Washington Post,[26]CNN[27] oder The New Yorker[7] berichteten über oder interviewten Bastian Obermayer und Frederik Obermaier dazu, wie das Leak bei ihnen gelandet war. Die beiden Rechercheure standen als diejenigen, die die 11,5 Millionen Dateien mit dem Internationalen Netzwerk investigativer Journalisten geteilt hatten, im Zentrum der globalen Investigation. Fast 400 Reporter aus rund 80 Ländern recherchierten ein Jahr lang in dem Datenberg, in Folge der Veröffentlichungen verloren unter anderem der Premierminister von Island[28] sowie der Premierminister von Pakistan ihre Ämter.[29]
Im Sommer 2016 erwarb die Streaming-Plattform Netflix nach eigenen Angaben die Rechte an Obermayers Buch Panama Papers. Die Geschichte einer weltweiten Enthüllung.[30]
Im Herbst 2016 traf Obermayer den französischen Enthüllungsjournalisten Laurent Richard in Ann Arbor, Michigan, wo beide zehn Monate als Knight-Wallace-Stipendiaten verbrachten.[33] Richard war mit der Idee nach Ann Arbor gekommen, eine investigative Non-Profit-Nachrichtenredaktion zu gründen, die sich dem Kampf gegen Zensur durch kollaborativen Journalismus widmet – ein Bereich, in dem Obermayer nützliches Wissen anbieten konnte, nachdem er die Panama Papers ins Leben gerufen hatte. Als Richard später, Mitte 2017, die Organisation gründete, die er Freedom Voices Network nannte, bat er Obermayer, als Vizepräsident zu fungieren.[34]
Im November 2017 folgte die Publikation der Paradise Papers, eine zweite weltweite Investigation, die erneut auf Daten beruhte, die Obermayer und Frederik Obermaier zugespielt worden waren.[35][36] Erneut ging es um die Rolle der Offshore-Welt und der Briefkastenfirmen, erneut waren zahlreiche Politiker, Prominente und große multinationale Firmen im Datenleck zu finden. Bei den Paradise Papers gehörte neben The Guardian und der BBC erstmals auch die New York Times zu den Recherche-Partnern.[37][35]
Nach der Ermordung der maltesischen Investigativjournalistin Daphne Caruana Galizia im Oktober 2017 rief Obermayer gemeinsam mit Laurent Richard und der Organisation Forbidden Stories das „Daphne Projekt“ ins Leben, um die Recherchen der Ermordeten fortzusetzen. Am Ende beteiligten sich auch Teams des Guardian, von Reuters, Le Monde und der Wochenzeitung Die Zeit. Dafür erhielt Forbidden Stories, wo Obermayer das Amt des Generalsekretärs innehat, im Mai 2019 den European Press Prize.[38]
Im Mai 2019 löste Bastian Obermayer erneut mit Frederik Obermaier sowie Leila Al-Serori, Oliver Das Gupta und Peter Münch die sogenannte Ibiza-Affäre aus,[39] und damit eine Staatskrise in Österreich. Das SZ-Team veröffentlichte gemeinsam mit dem Nachrichtenmagazin Der Spiegel die Recherche über ein heimlich aufgenommenes Video, das den damaligen österreichischen Vize-Kanzler Heinz-Christian Strache innerhalb von nicht einmal 24 Stunden zum Rücktritt zwang.[40] Strache war in eine Falle getappt: Er hatte in einer Villa auf Ibiza einer vermeintlichen Nichte eines russischen Oligarchen Staatsaufträge gegen Wahlkampfunterstützung in Aussicht gestellt sowie ein offenbar illegales Parteispendensystem erläutert.[39] Im Laufe der Ibiza-Affäre zerbrach innerhalb von wenigen Tagen die damalige österreichische Regierung von Kanzler Sebastian Kurz. Am 29. September 2019 erfolgten Neuwahlen.
2008 Deutscher Journalistenpreis für die Arbeit Einer von uns, erschienen im Süddeutsche Zeitung Magazin.[45]
2009 Theodor-Wolff-Preis für die Arbeit Bis zum letzten Schlag, erschienen im Süddeutsche Zeitung Magazin.[46]
2010 Henri-Nannen-Preis gemeinsam mit Mauritius Much, Martin Langeder und Marc Baumann für die Arbeit Feldpost aus Afghanistan, erschienen im Süddeutsche Zeitung Magazin[47]
2013 Helmut-Schmidt-Preis gemeinsam mit Frederik Obermaier, Bastian Brinkmann und Christoph Giesen für die Enthüllungen um Offshore-Leaks.[48]
2013 IRE Award gemeinsam mit dem ICIJ für die Enthüllungen um Offshore-Leaks.[49]
2014 Helmut-Schmidt-Preis gemeinsam mit Uwe Ritzer für die Enthüllungen um die Manipulationen beim ADAC.[50]
2014 Leuchtturmpreis des Netzwerk Recherche gemeinsam mit Uwe Ritzer für die Enthüllungen um die Manipulationen beim ADAC.[51]
2014 Deutscher Journalistenpreis gemeinsam mit Uwe Ritzer für die Enthüllungen um die Manipulationen beim ADAC.[53]
2015 Deutscher Journalistenpreis gemeinsam mit Frederik Obermaier, Bastian Brinkmann, Christoph Giesen, Klaus Ott und Hans Leyendecker jeweils für Swiss-Leaks und Luxemburg-Leaks.[54]
Marc Baumann, Martin Langeder, Mauritius Much, Bastian Obermayer, Franziska Storz (Hrsg.): Feldpost. Briefe deutscher Soldaten aus Afghanistan. Rowohlt, Reinbek 2011, ISBN 978-3-498-00670-9
↑Nicola Clark: How a Cryptic Message, ‘Interested in Data?,’ Led to the Panama Papers. In: The New York Times. 5. April 2016 (englisch, nytimes.com [abgerufen am 7. Mai 2017]).
↑ abElisabeth Zerofsky: How a German Newspaper Became the Go-To Place for Leaks Like the Paradise Papers. In: The New Yorker. 11. November 2017 (englisch, newyorker.com [abgerufen am 3. Dezember 2017]).
↑Nicola Clark: How a Cryptic Message, ‘Interested in Data?,’ Led to the Panama Papers. In: The New York Times. 5. April 2016 (englisch, nytimes.com [abgerufen am 3. Dezember 2017]).
↑Jon Henley: Iceland PM steps aside after protests over Panama Papers revelations. In: The Guardian. 5. April 2016 (englisch, theguardian.com [abgerufen am 3. Dezember 2017]).
↑Sune Engel Rasmussen: Pakistani court removes PM Nawaz Sharif from office in Panama Papers case. In: The Guardian. 28. Juli 2017 (englisch, theguardian.com [abgerufen am 3. Dezember 2017]).
↑ abMichael Forsythe: Paradise Papers Shine Light on Where the Elite Keep Their Money. In: The New York Times. 5. November 2017 (englisch, nytimes.com [abgerufen am 3. Dezember 2017]).
↑Interview zum 'Paradise Papers'-Skandal: 'Wir stehen erst am Anfang'. In: www.t-online.de. (t-online.de [abgerufen am 3. Dezember 2017]).
↑Mike McIntire, Sasha Chavkin, Martha M. Hamilton: Commerce Secretary’s Offshore Ties to Putin ‘Cronies’. In: The New York Times. 5. November 2017 (englisch, nytimes.com [abgerufen am 3. Dezember 2017]).
↑ abLeila Al-Serori, Oliver Das Gupta, Peter Münch, Frederik Obermaier, Bastian Obermayer: Heimliche Aufnahmen belasten Österreichs Vizekanzler schwer. In: sueddeutsche.de. 2019 (sueddeutsche.de [abgerufen am 28. Mai 2019]).
↑Getting the scoop: Q&A with Bastian Obermayer of The Panama Papers. In: Reynolds Center. 6. Dezember 2016 (businessjournalism.org [abgerufen am 7. Mai 2017]).
↑Medien: Titel „Journalisten des Jahres“ geht an „SZ“-Team. In: Die Zeit. 24. Dezember 2016 (archive.org).