Koordinaten: 48° 45′ 53,2″ N, 11° 25′ 48,7″ O
Haupteingang des Bayerischen Armeemuseums (seit 2018) | |
Daten | |
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Ort | Ingolstadt (historisch: München) |
Art |
Militärgeschichtliches Museum
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Architekt | Ludwig von Mellinger (Armeemuseum München) unbekannt (Hauptgebäude Neues Schloss) |
Eröffnung | 1879 Ersteröffnung in München, 1946 Wiedereröffnung nach dem Krieg als Abteilung des Bayerischen Nationalmuseums, 1972 Wiedereröffnung in Ingolstadt, 1994 Eröffnung der Dauerausstellung im Reduit Tilly, 2011 Eröffnung des Bayerischen Polizeimuseums im Turm Triva |
Leitung | |
Website | |
ISIL | DE-MUS-913911 |
Das Bayerische Armeemuseum ist das militärhistorische Museum des Freistaats Bayern. Es wurde 1879 in München gegründet. Zu dieser Zeit hatte das 1871 dem Deutschen Reich beigetretene Bayern bedeutende Reservatrechte, darunter nach wie vor eine eigene Armee unter dem Oberbefehl seines Monarchen. Ein Teil des ehemaligen Münchner Museumsbaus bildet heute den Zentralbau der neuen Bayerischen Staatskanzlei. Das Museum befindet sich seit 1972 in Ingolstadt. Die Hauptsammlung ist im Neuen Schloss untergebracht, die 1994 eröffnete Dauerausstellung zum Ersten Weltkrieg im Reduit Tilly und das 2012 dem Armeemuseum eingegliederte Bayerische Polizeimuseum im Turm Triva. Unter der Leitung des Historikers Ansgar Reiß entwickelte sich die Einrichtung zu einem Lernort auf modernem museumspädagogischen Niveau.[1]
Das Museum wurde von König Ludwig II. auf Anregung General Friedrich von Bothmers und des Kriegsministers Joseph Maximilian von Maillinger im Jahr 1879 gegründet. Es sollte die in ganz Bayern verstreuten Sammlungen zusammenfassen. Erster Direktor war Josef Würdinger (1822–1889). Bis 1905 befand es sich in München im Zeughaus der bayerischen Armee und zog dann nach fünfjähriger Bauzeit in einen nach Plänen von Ludwig von Mellinger neu errichteten Monumentalbau am Hofgarten in München um; an dieser Stelle hatte zuvor die Hofgartenkaserne gestanden.
Im Zweiten Weltkrieg wurde das Bauwerk teilweise zerstört. Die erhaltene Kuppel des alten Museumsbaus in München bildet heute den Zentralbau der neu errichteten Bayerischen Staatskanzlei. Von 1946 bis 1969 war das Armeemuseum im Bayerischen Nationalmuseum in München untergebracht und wurde von Alexander von Reitzenstein geleitet.
Die Sammlung zur Militärgeschichte gelangte 1969 in das Neue Schloss in Ingolstadt. Die Stadt war Sitz der Herzöge von Bayern-Ingolstadt gewesen und wies als ehemalige bayerische Hauptlandesfestung eine reiche militärische Tradition und zahlreiche Bezüge zur Bayerischen Armee auf. 1972 wurde das Museum unter Leitung von Direktor Peter Jaeckel eröffnet. Die damals konzipierte und eingerichtete Dauerausstellung hatte unverändert bis 2014 Bestand.
1979 wurde Ernst Aichner Museumsleiter und erweiterte die Sammlungen des Museums erheblich. Besonderes Augenmerk legte er auf den Ersten Weltkrieg und auf die bayerische Militärmalerei wie z. B. durch Künstler wie Anton Hoffmann oder Louis Braun. Auch eher unbekannte Künstler, die das Geschehen der bayerischen und europäischen Militärgeschichte malerisch verewigt haben, wurden von Aichner gesammelt und stellen heute einen wichtigen Bestand des Museums dar.
Die Ausstellung zum Ersten Weltkrieg wurde im Dezember 1994 im Reduit Tilly eröffnet.[2] Für diese Ausstellung wurde auch ein bereits 1988 vom bayerischen Landtag beschlossenes museumspädagogisches Konzept umgesetzt, während dies für die Hauptausstellung erst mit der Neuordnung nach der Landesausstellung von 2015 realisiert wurde. Das Reduit Tilly entwickelte sich in den letzten Jahren zu einem der wenigen Spezialmuseen des Ersten Weltkrieges. Nicht zuletzt da in ihm die Kriegswirklichkeit physisch begreifbar gemacht wird, fand es allgemein Anerkennung. Zum 100. Jahrestag des Kriegsbeginns steigerte sich nicht nur das Publikumsinteresse, auch die Ausleihen von Exponaten an andere Museen nahm deutlich zu.
Zusätzlich wurde im Jahr 2007 die polizeigeschichtliche Sammlung der Bayerischen Polizei aus Bamberg in das Armeemuseum überführt. Sie enthält Historisches über die bayerische Gendarmerie, die bayerische Polizei während der Zeit des Nationalsozialismus und allgemein die Entwicklung der Gemeinde- und Stadtpolizei sowie der Landes-, Wasserschutz-, Grenz- und Bereitschaftspolizei. Unter dem organisatorischen Dach des Armeemuseums wurde die Sammlung als eigenes Bayerisches Polizeimuseum erst nach mehrjähriger Verzögerung am 19. Dezember 2011 mit einem unter dem neuen Leiter Ansgar Reiß erarbeiteten Konzept eröffnet. Das Polizeimuseum ist im Turm Triva in unmittelbarer Nachbarschaft zum Reduit Tilly untergebracht.[3]
Am 1. Februar 2010 trat Ansgar Reiß den Posten als neuer Museumsleiter an. Im Jahr 2014 legte das Museum einen Schwerpunkt auf das Gedenkjahr 100 Jahre Erster Weltkrieg[4]. Eine Vielzahl von Sonderausstellungen, Veranstaltungen und Publikationen griff dieses besondere Jahr auf und bescherte dem Museum einen großen Zuwachs an Besuchern.
Das Museum sieht heute seine Aufgabe in der „kritische[n] und historisch genaue[n] Reflexion von Militär und kriegerischer Gewalt in der Geschichte und ihrer Auswirkungen auf Mensch, Gesellschaft und Staat“[5]. Nicht zuletzt durch die Veröffentlichung zweier Jahresberichte für die Jahre 2010 bis 2014 bzw. 2015 bis 2019 legt das Museum sich und der Öffentlichkeit hierüber Rechenschaft ab.[6]
Vom 30. April bis zum 31. Oktober 2015 fand im Neuen Schloss die Bayerische Landesausstellung Napoleon und Bayern statt, die mit fast 150.000 Besuchern sehr erfolgreich war.[7] Dafür wurde die bisherige Dauerausstellung ab- und das Museum barrierefrei ausgebaut. Nach dem Ende der Landesausstellung bezieht das Armeemuseum mit einer neu gestalteten Ausstellung sukzessive die gleichen Räumlichkeiten wieder. Dabei werden auch Objekte gezeigt werden, die bislang kaum oder noch nie in einer Ausstellung des Armeemuseums präsentiert wurden. Besonders ein modernes Konzept soll dabei die Ausstellungsstücke dem Besucher besser erklären und in einen klarer nachvollziehbaren historischen Zusammenhang stellen, als das bislang der Fall war.[1] Ein erster Abschnitt wurde am 3. Juni 2019 eröffnet.[8] Seit April 2021 ist auch das berühmte Zelt des Großwesirs Sari Süleiman Pasha, das als „Türkenzelt“ bezeichnet wurde, wieder zu sehen.[9]
Ende 2017 legte das Museum mit dem Band „The Bavarian Army Museum. A Selection of Baroque and Renaissance Arms and Armour“ erstmals einen in Fachkreisen vielbeachteten Sammlungskatalog zur alten Sammlung des Museums vor.[10]
Am 7. September 2018 wurden mit der Sonderausstellung „Im Visier des Fotografen. Alte Waffen in neuem Licht“ und der Eröffnung des neuen Museumseinganges zwei wichtige Projekte zur Erneuerung der Ausstellung im Neuen Schloss vollzogen. Wesentliche Räume des neuen Schlosses sind nunmehr wieder zugänglich, das Museum ist barrierefrei erschlossen und verfügt über einen modernen Eingangsbereich.
Die Ausstellung „Friedensbeginn? Bayern 1918-1923“ im Museum des Ersten Weltkriegs ist die umfangreichste Schau zum 100-jährigen Bestehen des Freistaats.
Das Museum besteht heute aus drei Häusern:
Seit Juli 2022 präsentiert das Museum eine prunkvolle Reitgarnitur des Kurfürsten Maximilian I. von Bayern, die um 1620 entstanden ist. Erstmals seit über 300 Jahren ist das prachtvolle Ensemble aus Sattel, Satteldecke, Zaumzeug und Pallasch wieder zusammen zu sehen. Es bildet das Zentrum des Saales „Bayern wird Kurfürstentum“.
Darüber hinaus verwahrt das Museum in seinen Depots einen umfangreichen Bestand an Gemälden, Graphiken, Musikinstrumenten, Fahrzeugen, Modellen, Spielzeugen, Zinnfiguren, Fotoalben, Tagebüchern, Archivalien und vieles mehr, das auch der wissenschaftlichen Forschung zur Verfügung gestellt wird.
Die Bestände der 1822 als Hauptkonservatorium der Armee in München errichteten Bayerischen Armeebibliothek wurden bei Ende des Zweiten Weltkrieges größtenteils von den US-Streitkräften beschlagnahmt und 1962 zurückgegeben. Bis 1984/85 wurden sie von der Bundeswehr verwaltet, dann wurde die Bayerische Armeebibliothek als Teil des Armeemuseums wiedergegründet und bezog Räume in der ehemaligen Heeresbäckerei in der Ingolstädter Innenstadt.
Auswahl ab 2010:
Wissenschaftliche Mitarbeiter des Museums sind:[31]
In den 1970er Jahren arbeitete mit Rotraud Wrede eine ausgewiesene Expertin für Uniformkunde am Museum. Von 1979 bis 2011 war Jürgen Kraus Konservator bzw. Hauptkonservator am Museum. Von 1991 bis 2023 war Dieter Storz als Hauptkonservator für Schusswaffen am Museum tätig. Frank Wernitz betreute von 2016 bis 2023 die Ordenssammlung und die moderne Uniformsammlung des Museums.
Seit Jahrzehnten begleitet die Geschicke des Museums der „Verein der Freunde des Bayerischen Armeemuseums“ mit Sitz in München. Neben diversen Vertretern von bayerischem Hochadel und Offizierskorps zählte 1967 auch Museumsleiter Ernst Aichner als Student zu den Gründungsmitgliedern. Vorsitzender war von 1989 bis 2016 der ehemalige CSU-Landtagsabgeordnete und langjährige Leiter Außenbeziehungen von Eurocopter, Manfred Dumann. Nachdem das seit 2009 unter FDP-Führung stehende Bayerische Wissenschaftsministerium ohne Beteiligung des Freundeskreises für Aichner einen Nachfolger auswählte, zeigten sich führende Mitglieder des Freundeskreises wie Ingolstadts Zweiter Bürgermeister Albert Wittmann (CSU) zunächst irritiert und wollten eine FDP-Intrige gegen Horst Seehofer nicht ausschließen.[32] Nachdem sich der Kontakt zwischen Dumann und dem neuen Museumsleiter zwischenzeitlich normalisiert hatte[33], sorgte die Sonderausstellung zur NS-Militärjustiz und ihren Opfern für einen Tiefpunkt der Beziehungen. Dumann kritisierte unter Berufung auf seinen Status als Sohn eines gefallenen Wehrmachtssoldaten eine „pauschale Diffamierung“ der Juristen und „Voreingenommenheit“ der Ausstellungsmacher, was Reiß zur Feststellung veranlasste, dass das Museum „kein Sanatorium für gekränkte Wehrmachtsseelen“ sei.[34] Durch eine Satzungsänderung wurden die Grundlagen der weiteren Zusammenarbeit zwischen Museum und Freundeskreis neu geregelt und die Zuständigkeiten klarer gezogen. Neu berufen wurde ein Kuratorium für den Verein unter der Leitung von Prinz Wolfgang von Bayern.
Im August 2016 gab Dumann altersbedingt den Vorsitz ab. Neuer Vorsitzender wurde Ernst Aichner, der ehemalige Direktor des Armeemuseums. Dem Vorstand gehören unter anderem Bürgermeister Albert Wittmann sowie die Abgeordneten Robert Brannekämper und Reinhard Brandl (jeweils CSU).[35]
Am 7. Oktober 2017 wurde im Donaukurier ein Artikel veröffentlicht, in dem auf revisionistische und rechtslastige Texte auf der Internetseite des Vereins der Freunde hingewiesen wurde. Museumsdirektor Reiß wies auf Nachfrage durch die Zeitung darauf hin, dass er Aichner bereits im Juli brieflich auf diesen „offensichtlichen Missstand“[36] hingewiesen und den Verein aufgefordert habe, die Texte zu löschen. Als dies nicht geschah, ging der Museumsleiter „öffentlich auf Distanz zum Verein“ und kritisierte „die Veröffentlichung dieser „rechtslastigen Texte“ heftig“[37]. Sämtliche Links zum Verein wurden von der Homepage des Museums entfernt. Aichner selbst gab an, er habe nach dem Hinweis durch Reiß den Administrator der Vereinswebsite angewiesen, die Texte, die im Übrigen von ihm nicht abgesegnet gewesen seien, aus dem Netz zu entfernen. Danach habe er angenommen, die Sache sei erledigt.[38] Tatsächlich waren aber nur die Links auf die Texte entfernt worden, der direkte Zugriff war jedoch weiterhin möglich.[39] Inzwischen ist dem Administrator laut Aichner der Zugriff auf die Vereinswebsite entzogen worden.[40] Seit 2018 ist Robert Brannekämper Vorsitzender des Vorstands.
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