Beluschja Guba

Siedlung städtischen Typs
Beluschja Guba
Белушья Губа
Föderationskreis Nordwestrussland
Oblast Archangelsk
Stadtkreis Nowaja Semlja
Oberhaupt Schiganscha Mussin
Gegründet 1897
Siedlung städtischen Typs seit 2005
Bevölkerung 1972 Einwohner
(Stand: 14. Okt. 2010)[1]
Höhe des Zentrums m
Zeitzone UTC+3
Telefonvorwahl (+7)
Postleitzahl 163055
Kfz-Kennzeichen 29
OKATO 11 243 551
Geographische Lage
Koordinaten 71° 32′ N, 52° 20′ OKoordinaten: 71° 32′ 27″ N, 52° 20′ 11″ O
Beluschja Guba (Europäisches Russland)
Beluschja Guba (Europäisches Russland)
Lage im Westteil Russlands
Beluschja Guba (Oblast Archangelsk)
Beluschja Guba (Oblast Archangelsk)
Lage in der Oblast Archangelsk
Beluschja Guba im unteren Kreis auf einem NASA-Satellitenbild. Im oberen Kreis liegt die Militärluftbasis Rogatschowo.

Beluschja Guba (russisch Белу́шья Губа́) ist eine Siedlung städtischen Typs im Archipel Nowaja Semlja. Es ist dem autonomen Kreis der Nenzen untergestellt, welcher Teil der Oblast Archangelsk ist. Die Siedlung hat 1972 Einwohner (Stand 14. Oktober 2010).[1] Die meisten Einwohner gehören der Urbevölkerung, den Nenzen, an.

Beluschja Guba befindet sich an der gleichnamigen Bucht im Westen der Südinsel von Nowaja Semlja, auf der Halbinsel Gussinaja Semlja. Neun Kilometer nordöstlich der Siedlung befindet sich die Militärluftbasis Rogatschowo.

Die Bucht wird das ganze Jahr über von warmen Meeresströmungen umströmt. Der Eintritt in die Bucht ist 30 bis 50 Meter und die Bucht selbst 10 bis 30 Meter tief. Durch diese Bedingungen ist sie das ganze Jahr mit Schiffen aller Klassen, mit nur minimalem Einsatz von Eisbrechern, befahrbar. In harten Wintern reicht das gefrorene Eis maximal 1 km weit aus der Bucht und ist nur maximal einen Meter dick. Die Bucht ist durch natürliche Gegebenheiten gut vor schwimmenden Eismassen geschützt.[2]

Im Jahr 1894 wurde bei einem Besuch des damaligen Gouverneurs des Gouvernementes Archangelsk A. P. Engelgard entschieden, dass Beluschja Guba zum Siedlungsort wird. Im Jahre 1896 erforschte eine Expedition auf dem Schiff Samojed (Самоед) das westliche Ufer der Insel Nowaja Semlja. Einige der Expeditionsteilnehmer wurden Namensgeber für geografische Objekte der Insel. So wurden die Kaps Lilje (Лилье) und Morosow (Морозов), der Golf Gawrilow (Гаврилов) und die Buchten Nasimow (Назимов) nach Mitgliedern der Expedition benannt. Am Ufer der Bucht Samojed entstand 1897 die Siedlung Beluschja Guba.[3]

Am 17. September 1954 wurde auf Nowaja Semlja das Nukleare Testgelände Nowaja Semlja gegründet. In den Folgejahren fanden auf Nowaja Semlja zahlreiche Kernwaffentests statt. Beluschja Guba wurde während dieser Zeit zum zentralen Wohn- und Wissenschaftszentrum von Nowaja Semlja. Am 27. Februar 1992 unterschrieb der Präsident der Russischen Föderation Boris Jelzin Dekret № 194. Damit wurde das Testgelände zum Zentralen Testgelände der Russischen Föderation (Центральный полигон Российской Федерации; ZPRF) gemacht.[4]

Beluschja Guba ist heute der Hauptort des Zentralen Polygons der Russischen Föderation, eines Kernwaffentestgebiets. Am 30. Oktober 1961 wurde dort mit der sogenannten Zar-Bombe der atomare Sprengsatz mit der bislang stärksten Sprengkraft (über 50 Megatonnen TNT-Äquivalent) gezündet.

In der Siedlung gibt es 17 Wohnhäuser, eine Schule für 560 Schüler, einen Kindergarten mit 80 Plätzen, drei Hotels, die Fernseh- und Radiostation Orbita (russisch Орбита), ein Militärkrankenhaus, ein Haus der Offiziere und eine orthodoxe Kirche.[4]

Eine Rolle spielen die Fischerei und die Pelztier­jagd, insbesondere auf den Polarfuchs.

In naher Zukunft soll Beluschja Guba zu einem wichtigen Transportzentrum werden. Es existiert ein Projekt für einen großen Erdölhafen in Beluschja Guba, von dem das Erdöl aus Westsibirien und Gas von der Jamal-Halbinsel weiter transportiert werden soll.[5] In der Umgebung der Siedlung gibt es Edelmetall- (unter anderem Silber) und Nichteisenmetallvorkommen (Mangan, Blei, Zink).[2] Bei der Ausbeutung der nahegelegenen Erzvorkommen sollen die Erze vom Hafen aus weiter auf dem Seeweg transportiert werden. Der Bau eines Erdölhafens in Beluschja Guba würde die Ausgaben für den Export von Erdöl im Vergleich zum Transport mit einer Pipeline senken.[5]

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b Itogi Vserossijskoj perepisi naselenija 2010 goda. Tom 1. Čislennostʹ i razmeščenie naselenija (Ergebnisse der allrussischen Volkszählung 2010. Band 1. Anzahl und Verteilung der Bevölkerung). Tabellen 5, S. 12–209; 11, S. 312–979 (Download von der Website des Föderalen Dienstes für staatliche Statistik der Russischen Föderation); Čislennost' naselenija po municipal'nym obrazovanijam i naselennym punktam Archangel'skoj oblasti, vključaja Neneckij avtonomnyj okru Itogi Vserossijskoj perepisi naselenija 2010 goda (Bevölkerungsanzahl der munizipalen Gebilde und Ortschaften der Oblast Archangelsk einschließlich des Autonomen Kreisen der Nenzen Ergebnisse der allrussischen Volkszählung 2010.) Tabelle (Download von der Website des Föderalen Dienstes für staatliche Statistik der Oblast Archangelsk)
  2. a b Alexander Parfenow: Wie muss ein Seehafen sein? In: Journal "Sewer Promyschlenny". April 2006, abgerufen am 21. März 2010 (Quelle in russischer Sprache).
  3. Geschichte der Siedlung auf belushka.narod.ru (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive), (russisch)
  4. a b Geschichte des Poligon Beluschja Guba auf belushka.narod.ru (russisch)
  5. a b Der Pfad des Sparens führt über Nowaja Semlja (Memento vom 24. Juli 2011 im Internet Archive), Oil & Gas Eurasia, Mai 2009, russisch