Bewusstseinstrübung (englischclouding of consciousness[1]) oder Brain Fog[2] bezeichnet seit jeher das wichtigste pathogenetische Merkmal des Deliriums und ist kennzeichnend für eine Reihe von kognitiven Defiziten. Aufmerksamkeit erhält das Phänomen aktuell im Zusammenhang mit Long COVID (englischCOVID-19 brain fog[3]), insbesondere da es nicht nur nach schweren Krankheitsverläufen auftritt.[4]
Weitere gebräuchliche Bezeichnungen sind: Verdunkelung des Bewusstseins, Gehirnnebel[5] oder Nebel im Gehirn.[6]
Es ist jedoch auch möglich, dass ein Teil der genannten Symptome im Zusammenhang mit einer Hormonumstellung (z. B. durch Schwangerschaft oder Menopause), durch Schlafmangel oder die Einnahme bestimmter Medikamente auftritt.[15]
Frauen sind öfter von den diffusen Beschwerden, die unter brain fog als Folge von Long Covid zusammengefasst werden, betroffen. Eine stationäre Anschlussbehandlung benötigt jedoch nur ein Teil der Patienten.[17]
Die Schwere einer Coronaerkrankung ist nicht ausschlaggebend für die anschließend auftretende Intensität von Bewusstseinstrübungen.[18] Eine direkte Beeinflussung des zentralen Nervensystems in Folge einer Covid-Erkrankung ohne schweren Verlauf konnte mittlerweile nachgewiesen werden.[4]
Darüber hinaus gibt es immer mehr Berichte von Betroffenen, die im Zusammenhang mit Long Covid an Gehirnnebel leiden und von umfangreichen Einschränkungen im Alltag, bis hin zur Arbeitsunfähigkeit, berichten.[6][19]
Arbeitgeber haben nach längeren Ausfallzeiten ggf. die Möglichkeit, eine Förderung für eine Wiedereingliederung in Teilzeit zu beantragen.[20]
Es ist noch unklar, ob sich diese Störungsbilder generell zurückbilden oder ob auch langfristige kognitive Störungen möglich sind. Erste Studien legen nahe, dass mechanisch beatmete Patienten mit einer insgesamt schwereren Schädigung rechnen müssten. Diese kann mit einem Leistungsabfall einhergehen, der einer Alterung von 10 Lebensjahren entspricht und somit höher liegt als bei Schlaganfall-Patienten.[12]
Mittlerweile steht jedoch fest, dass es in Folge einer COVID-19-Erkrankung auch bei relativ jungen Menschen zu kognitiven Störungen kommen kann, die ein halbes Jahr oder länger anhalten können. Unter anderem reagierten die Testpersonen langsamer, drückten sich weniger flüssig aus und hatten Probleme bei Abrufung und Abspeicherung von Informationen im Gedächtnis.[11]
Experten der Harvard Medical School sind der Ansicht, dass Aktivitäten, die sich generell positiv auf neurologische Fähigkeiten auswirken, auch im Fall von Bewusstseinstrübungen im Zusammenhang mit Long COVID zu einer Besserung führen können, sie nennen folgende Maßnahmen:[3]
Körperliche Aktivierungstherapien werden nicht empfohlen, wenn kognitive Störungen im Rahmen einer aus Long COVID resultierenden ME/CFS auftreten.[21] Überlastungen durch körperliche oder geistige Anstrengungen können hier zu einer Zustandsverschlechterung führen.[22] In wissenschaftlicher Literatur wird auf die Bedeutung des Einhaltens der geistigen Belastungsgrenzen (Pacing) bei kognitiven Störungen durch Long COVID hingewiesen.[23] Zudem werden zur Behandlung Off-Label-Medikamente aus der ME/CFS-Therapie benannt.[24]
↑George Stein, Greg Wilkinson: Seminars in General Adult Psychiatry. RCPsych Publications, 2007, ISBN 978-1-904671-44-2 (google.com [abgerufen am 30. April 2021]).
↑ abThomas Müller: Long COVID – Langzeitfolgen durch chronische Neuroinflammation? DNP, 2021; 22(3), S. 16–18. PMC 8158075 (freier Volltext), doi:10.1007/s15202-021-4692-8 (open access)
↑ abcM. Ameres, S. Brandstetter, A.A. Toncheva et al.: Association of neuronal injury blood marker neurofilament light chain with mild-to-moderate COVID-19. J Neurol 267, 2020, S. 3476–3478. doi:10.1007/s00415-020-10050-y (open access)
↑Greiner: Der Traum und das fieberhafte Irreseyn: ein physiologisch-psychologischer Versuch. F.A. Brockhaus, 1817 (google.de [abgerufen am 30. April 2021]).
↑Augusto Caraceni, Luigi Grassi: Delirium: Acute Confusional States in Palliative Medicine. OUP Oxford, 2011, ISBN 978-0-19-957205-2 (google.com [abgerufen am 30. April 2021]).
↑Herbert Renz-Polster, Carmen Scheibenbogen: Post-COVID-Syndrom mit Fatigue und Belastungsintoleranz: Myalgische Enzephalomyelitis bzw. Chronisches Fatigue-Syndrom. In: Die Innere Medizin. Band63, Nr.8, August 2022, ISSN2731-7080, S.833, doi:10.1007/s00108-022-01369-x, PMID 35925074, PMC 9281337 (freier Volltext) – (springer.com [abgerufen am 28. Mai 2024]).
↑Herbert Renz-Polster, Carmen Scheibenbogen: Post-COVID-Syndrom mit Fatigue und Belastungsintoleranz: Myalgische Enzephalomyelitis bzw. Chronisches Fatigue-Syndrom. In: Die Innere Medizin. Band63, Nr.8, August 2022, ISSN2731-7080, S.836, doi:10.1007/s00108-022-01369-x, PMID 35925074, PMC 9281337 (freier Volltext) – (springer.com [abgerufen am 28. Mai 2024]).
↑Hannah E. Davis, Lisa McCorkell, Julia Moore Vogel, Eric J. Topol: Long COVID: major findings, mechanisms and recommendations. In: Nature Reviews Microbiology. Band21, Nr.3, März 2023, ISSN1740-1526, S.139f., doi:10.1038/s41579-022-00846-2, PMID 36639608, PMC 9839201 (freier Volltext) – (nature.com [abgerufen am 28. Mai 2024]).
↑Hannah E. Davis, Lisa McCorkell, Julia Moore Vogel, Eric J. Topol: Long COVID: major findings, mechanisms and recommendations. In: Nature Reviews Microbiology. Band21, Nr.3, März 2023, ISSN1740-1526, S.140, doi:10.1038/s41579-022-00846-2, PMID 36639608, PMC 9839201 (freier Volltext) – (nature.com [abgerufen am 28. Mai 2024]).
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