Birni-N’Konni liegt im Süden des Landes an der Grenze zu Nigeria, in der Großlandschaft Sudan an deren Übergang zur Sahelzone. Die Nachbargemeinden in Niger sind Tsernaoua im Norden und Bazaga im Westen. Die Altstadt (der „ancien noyau“) wird im Osten vom saisonal Wasser führenden Fluss Maggia begrenzt.[1]
Das Gemeindegebiet ist in acht Stadtviertel und ein ländliches Gebiet mit 38 Dörfern und neun Weilern gegliedert. Die Stadtviertel heißen Fada, Matan Karawa, Moun Wadata, Moun Wadata II, Rini, Roumdji, Sabon Gari und Tagagia.[2] Das Stadtzentrum liegt auf einer Höhe von 280 m.[3] Zu den größeren ländlichen Dörfern zählen Dossey und Massalata.[2]
In Birni-N’Konni herrscht trockenes Wüstenklima vor. Die synoptischeWetterstation im Stadtzentrum liegt auf 272 m Höhe und wurde 1933 in Betrieb genommen.[4]
Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Birni-N’Konni
Die Region von Birni-N’Konni bildete zunächst ein relativ autonomes Gebiet unter der Oberherrschaft von Kebbi und wurde um 1750 von Gobir erobert. Sie reichte von Baizo (heute ein Dorf im Gemeindegebiet von Alléla) im Westen bis Doguérawa im Osten und dehnte sich Richtung Norden nach Ader aus.[7] 1823 erhielt ihr Hauptort eine Befestigung, birni auf Hausa, um gegen den 1804 von Usman dan Fodio ausgerufenen Dschihad der Fulbe geschützt zu sein. Seitdem heißt die Stadt Birni-N’Konni, übersetzt „Befestigung der Kanni“. Die Kanni waren die alte Herrscherdynastie von Kebbi.[1] Birni N’Konni entschloss sich dazu, keinen aussichtslosen Krieg gegen Usman dan Fodio zu führen und unterwarf sich seiner Herrschaft. Die Stadt wurde in Usman dan Fodios Kalifat von Sokoto eingegliedert und ihre Einwohner islamisiert.[7]
Im Jahr 1899 war Birni-N’Konni Schauplatz eines berüchtigten Massakers. Im Zuge der Besetzung Französisch-Westafrikas wurde den französischen Offizieren Paul Voulet und Julien Chanoine von der Mission Voulet-Chanoine die Übergabe von sechs jungen Ochsen verweigert, woraufhin diese den Befehl zur Zerstörung der Stadt und zur Tötung der damals über 10.000 Einwohner gaben.[8] Eine französisch-britische Vereinbarung schlug Birni-N’Konni zunächst Britisch-Nigeria zu. Durch ein weiteres Grenzabkommen vom 8. April 1904 kam die Stadt an Französisch-Westafrika. Dadurch löste sie sich auch endgültig von der Herrschaft Sokotos.[9]
Die Franzosen richteten 1916 die erste Schule im Ort ein.[10] Die 558 Kilometer lange Piste nach Agadez, die ab Tahoua auf Kamele ausgerichtet war, galt in den 1920er Jahren als einer der Hauptverkehrswege in der damaligen französischen Kolonie Niger. Gleiches galt für die durch Birni-N’Konni führende 1375 Kilometer lange Piste von Niamey nach N’Guigmi, die in der Trockenzeit bis Guidimouni und wieder ab Maïné-Soroa von Automobilen befahrbar war.[11]
Bis 1972 hatten in Niger nur die Großstädte Niamey, Maradi, Tahoua und Zinder den Status einer eigenständigen Gemeinde. In diesem Jahr wurde Birni-N’Konni zeitgleich mit sechs weiteren nigrischen Orten zur Gemeinde erhoben.[12] Im Spätsommer 2024 war die Gemeinde von einer Cholera-Epidemie betroffen.[13]
Bei der Volkszählung 2012 hatte die Stadtgemeinde 149.414 Einwohner in 23.529 Haushalten. Davon lebten 63.169 Personen im städtischen und 86.245 Personen im ländlichen Gemeindegebiet.[2]
Jeweils ein traditioneller Ortsvorsteher (chef traditionnel) steht an der Spitze von 24 Dörfern im ländlichen Gemeindegebiet.[2]
Birni-N’Konni ist der Sitz eines Tribunal de Grande Instance, eines der landesweit zehn Zivilgerichte der ersten Instanz.[18] Die Haftanstalt Birni-N’Konni hat eine Aufnahmekapazität von 600 Insassen.[19]
In der verwinkelten Altstadt befinden sich die alte Große Moschee und die chefferie, der Sitz des sarki, des traditionellen Stadtoberhaupts. Entlang der Maggia liegen Gärten. Ein weiteres großes Gartenareal ist Tchilankom zwischen den Stadtteilen Sabon Gari und Moun Wadata.
Die örtliche Maison des jeunes et de la culture ist die Maison Kondo. Hier finden gelegentlich Turniere der lutte traditionnelle, einer beliebten Kampfsportart, sowie Konzerte statt.[1] Im zu Birni-N’Konni gehörenden Dorf Massalata wird alljährlich im Januar oder Februar eine große Versammlung der Azna veranstaltet.[20]
Bedingt durch die günstige Verkehrslage ist Birni-N’Konni ein wichtiges Handelszentrum. Die Hauptstraße, die vom Carrefour de l’Unité entlang der Altstadt Richtung nigerianischer Grenze verläuft, ist eine belebte und verkehrsreiche Geschäftsstraße. An der Hauptstraße befindet sich der täglich geöffnete Marktplatz, der besonders am Mittwoch, dem Markttag, von einer Vielzahl ethnischer Gruppen besucht wird – neben Hausa unter anderen von Fulbe, Tuareg und Zarma.[1] Das staatliche Versorgungszentrum für landwirtschaftliche Betriebsmittel und Materialien (CAIMA) unterhält eine Verkaufsstelle im Stadtzentrum.[21]
Gesundheitszentren des Typs Centre de Santé Intégré (CSI) sind in den Stadtvierteln Moun Wadata und Sabon Gari[23] sowie in den ländlichen Siedlungen Dossey,[13] Folakam und Tallé Alforma vorhanden. Das Gesundheitszentrum in Moun Wadata verfügt über ein eigenes Labor und eine Entbindungsstation.[23]
In Birni-N’Konni befindet sich ein Stützpunkt des staatlichen agronomischen Forschungsinstituts Institut National de Recherches Agronomiques du Niger (INRAN).[24]Allgemein bildende Schulen der Sekundarstufe sind der CEG Konni Commune, der CEG FA Konni, der CES Birni-N’Konni und der CEG Folakam. Das Kürzel CEG steht für Collège d’Enseignement Général und das Kürzel CES für Collège d’Enseignement Secondaire. Als CEG FA wird ein Collège d’Enseignement Général des Typs Franco-Arabe bezeichnet, das einen Schwerpunkt auf die arabische zusätzlich zur französischen Sprache aufweist.[25] Der Collège d’Enseignement Technique de Konni (CET Konni) ist eine technische Fachschule.[26] Das Berufsausbildungszentrum Centre de Formation aux Métiers de Konni (CFM Konni) bietet Lehrgänge in Metallbau, familiärer Wirtschaft und Tischlerei an.[27] Die katholische Mission betreibt mit dem Centre Kan Kowa Shi Waye ein Bildungszentrum, das insbesondere die Lese- und Schreibfähigkeit von Erwachsenen in den Sprachen Französisch und Hausa fördert. Dem Zentrum ist eine Bibliothek angeschlossen.[1]
Birni-N’Konni ist ein bedeutender Verkehrsknotenpunkt. Die Stadt befindet sich am Dakar-N’Djamena-Highway und wird von allen vier großen Busunternehmen des Landes angefahren. Beim Busbahnhof befindet sich ein großer Schwarzmarkt.[1]
Moustapha Mahamane Abdoulkader: Pression foncière sur les espaces agricoles aménagés et leur implication sur la sécurité alimentaire dans la commune de Konni. Mémoire de Master. Département de Géographie, Université Abdou Moumouni de Niamey, Niamey 2019.
Issa Boubacar: Diversification des cultures de rente dans la commune urbaine de Konni. Faculté d’Agronomie, Université Abdou Moumouni de Niamey, Niamey 2009.
David Christ: Urban and Rural Economies in the Western Sudan: Birni N’Konni and Its Hinterland. In: Cahiers d’etudes africaines. Vol. 8, Nr.32, 1968, S.547–565.
Issa Abdou Dodo: Planification et extension de la ville de Konni, République du Niger. Mémoire de de fin d’etudes. Ecole Nationale d’Urbanisme et d’Architecture, Dakar 1987.
Souley Abdou Hassane: Fonctionnement des marchés et commercialisation de bétail dans la région de Tahoua, cas des marchés de Tchintabaraden, Tahoua commune 2, Badaguichiri, Birni Nkonni et Tounfafi. Faculté d’Agronomie, Université Abdou Moumouni de Niamey, Niamey 2013.
Seybou Kadidiatou Zakou: Evolution des dépenses de production des systèmes pastoraux liées aux résidus de récoltes à Birni N’Konni (Tahoua). Mémoire. Centre Régional d’Enseignement Spécialisé en Agriculture (CRESA), Niamey 2014.
Ibrahim Karamba: Organisation et Renforcement des Services d’Action Economique de la ville de Birni N’Konni (Niger). Thèse. Ecole Africaine des Métiers de l’Architecture et de l’Urbanisme (EAMAU), Lomé 1993.
Brigitte Keïta: Habitat traditionnel et société hawsa à Birnin Konni, Niger. Mémoire de Maîtrise. Université de Paris VII, Paris 1981.
↑Abdel Kader Hassane Saley: Évaluation des ressources en eau de l’aquifère du Continental Intercalaire/Hamadien de la Région de Tahoua (bassin des Iullemeden, Niger). Impacts climatiques et anthropiques. Thèse de doctorat. Université Paris-Saclay/Université Abdou Moumouni de Niamey, Saclay/Niamey 2018, S.209 (tel.archives-ouvertes.fr [PDF; abgerufen am 9. April 2021]).
↑Evaluation Hydrologique de l’Afrique Sub-Saharienne. Pays de l’Afrique de l'Ouest. Rapport de Pays: Niger. Mott MacDonald International / BCEOM / SOGREAH / ORSTOM, Cambridge / Montpellier / Grenoble August 1992, Annexe E: Liste des postes pluviométriques, S.6 (horizon.documentation.ird.fr [PDF; abgerufen am 16. März 2022]).
↑Jean-François Trape, Youssouph Mané: The snakes of Niger. In: Amphibian & Reptile Conservation. Volume 9, Nr.2, 2015, S.41, 43 und 46 (amphibian-reptile-conservation.org [PDF; abgerufen am 7. Februar 2024]).
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↑Résultats élections – Communales. Commission Électorale Nationale Indépendante, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 7. Januar 2021; abgerufen am 2. Januar 2021 (französisch).Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ceniniger.org
↑ abNiger DSS. In: Systeme Nationale d’Information Sanitaire (SNIS). Ministère de la Santé Publique, République du Niger, archiviert vom Original am 8. Januar 2023; abgerufen am 14. April 2024 (französisch).