Dieser Artikel beschreibt die elsässische Stadt Bischheim. Zur gleichnamigen rheinland-pfälzischen Ortsgemeinde siehe Bischheim (Donnersberg). Siehe auch:Bischheimer Kultur. Zur ehemaligen Gemeinde im sächsischen Kreis Bautzen siehe Haselbachtal.
Der Dorfname wird traditionell als ‚Heim/Ort des Bischofs‘ erklärt. Der Legende nach soll Bischoffsheim von Chlodwig an den Heiligen Remigius gegeben worden sein.
Ältere Ortsbezeichnungen sind Biscovesheim (1163) und Biscovisheim (1212).[2] In einem handgeschriebenen Zollbuch des 14. Jahrhunderts ist Byschovisheim unter den Dörfern aufgeführt, die an Straßburg keinen Zoll zu entrichten brauchen.[3] Weitere Ortsnamen sind Bischofsheim und Biscofesheim sowie Bischen am Saum.[4][5]
Die Ortschaft lag früher auf dem Territorium des Heiligen Römischen Reichs und war ein vom Bistum Straßburg vergebenes Lehen.[4] Hier wurde 1620 von Robert Königsmann der erste Tabak im Elsass gepflanzt.[6]
Im Jahr 1680 wurde die Ortschaft zusammen mit dem weltlichen Besitz des Bistums Straßburg im Rahmen der sogenannten ReunionspolitikLudwigs XIV. durch Beschluss der Reunionskammern vom Königreich Frankreich annektiert.[7] Besitzer des Dorfs war um 1780 der Baron Böcklin von Böcklinsau.[8]
Durch den Frankfurter Frieden vom 10. Mai 1871 kam das Gebiet an das deutsche Reichsland Elsaß-Lothringen, und das Dorf wurde dem Landkreis Straßburg im Bezirk Unterelsass zugeordnet. Am Anfang des 20. Jahrhunderts hatte Bischheim eine Simultankirche, eine Synagoge, eine Eisenbahn-Reparaturwerkstätte, eine Bierbrauerei, eine Mälzerei, Stärke-, Seiden- und Konservenfabrikation sowie Ziegel- und Kalkbrennerei.[9]
„Englischer Hof“ oder „Engländerhof“ (Château (de la Cour) d’Angleterre), denkmalgeschütztes Schloss mit Gartenanlage der Familie De Dietrich (1751), nicht zu besichtigen[17]
Protestantische Kirche (Glockenturm aus dem 14. Jahrhundert, Kirchenschiff aus dem 18. Jahrhundert; Ausstattung aus dem 18. Jahrhundert, darunter denkmalgeschützte Orgel; Glasfenster von Joseph Ehrismann)
Kirche St. Laurentius (Saint-Laurent; neugotisch, frühes 20. Jahrhundert)
Cerf Beer (* um 1726 in Medelsheim; † 7. Dezember 1793 in Straßburg), Vorkämpfer für die jüdische Emanzipation, heiratete nach Bischheim und lebte hier
David Sinzheim (* 16. November 1745 in Trier; † 11. Februar 1812 in Paris), Rabbiner in Straßburg, wirkte ab 1785 in Bischheim
Maximilien de Ring (* 27. Mai 1799 in Bonn; † 5. März 1873 in Bischheim), Archäologe, Historiker, Landschaftsmaler und Zeichner, starb in Bischheim
Jakob Ignatius Simonis (* 12. März 1831 in Ammerschweier; † 11. Februar 1903 in Oberbronn), katholischer Pfarrer in Bischheim, Professor und Reichstagsabgeordneter
Adolf Ury (* 14. Juni 1849 in Niederbronn; † 24. August 1915 in Straßburg), Oberrabbiner und Landtagsabgeordneter, besuchte in Bischheim die Jüdische Gemeindeschule
Johann Adam Rüppel (* 13. Januar 1864 in Weibersbrunn; † 1. Januar 1930 in Stockstadt am Main), Baumeister und Architekt, baute 1909/10 die Pfarrkirche in Bischheim
Dionysius Will (* 8. September 1867 in Landersheim; † 23. Juli 1912 in Hœnheim), katholischer Geistlicher und Mitglied des Deutschen Reichstags, war Vikar in Bischheim
Otto Bender (* 17. Dezember 1897 in Eichtersheim; † 27. Mai 1988), Politiker (NSDAP), ab 1940 Chef der Zivilverwaltung in Bischheim
Cédric Stoll (* 6. April 1982 in Schiltigheim), Fußballspieler, spielte bei FC Soleil Bischheim
↑ abJohann Friedrich Aufschlager: Das Elsass. Neue historisch-topographische Beschreibung der beiden Rhein-Departemente, Band 2, Johann Heinrich Heitz, Straßburg 1825,S. 372 (Google Books).
↑Franz Xaver Kraus: Kunst und Alterthum in Elsass-Lothringen. Beschreibende Statistik. Band I: Unter-Elsass, Friedrich Bull, Straßburg 1876, S. 30 (Google Books).
↑Urkunden und Akten der Stadt Straßburg, herausgegeben mit Unterstützung der Landes- und der Stadtverwaltung. Verlag Karl J. Trübner, Strassburg 1879–1900. Teil I: Urkundenbuch der Stadt Straßburg; Band 4, 2. Hälfte (1888): Stadtrechte und Aufzeichnungen über bischöflich-städtische und bischöfliche Ämter, bearbeitet von Aloys Schulte und Georg Wolfram, S. 227, Ziffer [6] (Google Books).
↑ abDie alten Territorien des Elsaß nach dem Stand vom 1. Januar 1648. Mit Ortsverzeichnis und zwei Kartenbeilagen. Statistische Mittheilungen über Elsaß-Lothringen, Heft 27. Herausgegeben vom Statistischen Bureau für Elsaß-Lothringen. Verlag M. DuMont-Schauberg, Straßburg 1896, S. 100 (Google Books).
↑Sigmund Billings: Geschichte und Beschreibung des Elsasses und seiner Bewohner von den ältesten bis in die neuesten Zeiten, Basel 1782, S. 205 (Google Books).
↑ abcC. Stockert: Das Reichsland Elsaß-Lothringen. Geographischer Leitfaden für die Höheren Lehranstalten, Friedrich Bull, Straßburg 1873, S. 34–35 (Google Books) und S. 78, Ziffer 32 (Google Books)
↑Maximilian du Prel: Die Deutsche Verwaltung in Elsass-Lothringen 1870-1879. Denkschrift mit Benutzung amtlicher Quellen. Karl J. Trübner, Straßburg 1879, S. 7, Ziffer II.1 (Google Books).
↑Sigmund Billings: Geschichte und Beschreibung des Elsasses und seiner Bewohner von den ältesten bis in die neuesten Zeiten, Basel 1782, S. 205 (Google Books).
↑ abLexikoneintrag zu Bischheim, in: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage, Band 2, Leipzig/Wien 1905, S. 903 (Zeno.org).
↑Joseph Lemann: Eintritt der Israeliten in die bürgerliche Gesellschaft der christlichen Staaten. Sutter, Rixheim 1888, S. 80, Abschnitt III (Google Books).
↑Allerneueste Mannigfaltigkeiten – Eine gemeinnützige Wochenschrift. Erster Jahrgang, Berlin 1782, S. 167 (Google Books).
↑Bischheim – statistische Angaben der Arbeitsgruppe für Demographie und Geschichte der École des hautes études en sciences sociales (EHESS), Frankreich (EHESS).
↑Vollständiges geographisch-topographisch-statistisches Orts-Lexikon von Elsass-Lothringen. Enthaltend: die Städte, Flecken, Dörfer, Schlösser, Gemeinden, Weiler, Berg- und Hüttenwerke, Höfe, Mühlen, Ruinen, Mineralquellen u. s. w. mit Angabe der geographischen Lage, Fabrik-, Industrie- u. sonstigen Gewerbethätigkeit, der Post-, Eisenbahn- u. Telegraphen-Stationen u. geschichtlichen Notizen etc. Nach amtlichen Quellen bearbeitet von H. Rudolph. Louis Zander, Leipzig 1872, Sp. 6 (Google Books).
↑Statistisches Büreau des Kaiserlichen Ministeriums für Elsaß-Lothringen: Ortschafts-Verzeichniß von Elsaß-Lothringen. Aufgestellt auf Grund der Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1880. C. F. Schmidts Universitäts-Buchhandlung Friedrich Bull, Straßburg 1884, S. 5, Ziffer 54 (Google Books).
↑Bischheim, Elsaß-Lothringen, in: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer alten Landkarte der Umgebung von Bischheim (meyersgaz.org).