Boaventura de Sousa Santos (* 15. November 1940 in Coimbra, Portugal) ist ein portugiesischer Soziologe. Er ist emeritierter Professor der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften an der Universität Coimbra und Distinguished Legal Scholar an der University of Wisconsin-Madison.
De Sousa Santos schloss 1963 das Studium der Rechtswissenschaft an der Juristischen Fakultät der Universität Coimbra ab. Im Anschluss daran absolvierte er ein Aufbaustudium in Rechtsphilosophie an der Freien Universität Berlin.[1] Dabei erlebte er die Situation der beiden durch die Berliner Mauer getrennten Welten des Kalten Krieges. Zwei Jahre später kehrte er nach Coimbra zurück und war kurze Zeit Assistent an der juristischen Fakultät. In den späten 1960er Jahren wechselte er zur Promotion an die Yale University. Seine Doktorarbeit (Right of the Oppressed), die auf den Ergebnissen von Feldforschung basiert und sich auf die Beobachtung von Bewohnern einer Favela in Rio de Janeiro stützt, gilt als Meilenstein der Rechtssoziologie. Während seines Promotionsstudiums in Yale kam er mit der politischen Diskussion in den Vereinigten Staaten von Amerika in Berührung. Im Umfeld der Bürgerrechtsbewegung, der Radikalisierung der schwarzen Bewegung, des Widerstands gegen den Vietnamkrieg und des ersten Studentenstreik in Yale entwickelte sich de Sousa Santos zum Marxisten. Er besuchte Vorlesungen von John Niemeyer Findlay und nahm an Arbeitsgruppen teil, die gemeinsam Das Kapital lasen und diskutierten.
1973 war er einer der Mitbegründer der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften der Universität von Coimbra, an der er das Fach Soziologie aufbaute. Mitte der achtziger Jahre begann er die Rolle eines Forschers zu übernehmen, für den das Verständnis der Welt viel weiter gefasst ist als das der westlichen Weltsicht. Er hat in Brasilien, Kap Verde, Macao, Mosambik, Südafrika, Kolumbien, Bolivien, Ecuador und Indien geforscht. Er war einer der Hauptinitiatoren des Weltsozialforums. Der Geist, der dieses Forum bestimmt, ist von grundlegender Bedeutung für die Erforschung der anti-hegemonialen Globalisierung, aber auch für die Förderung des Kampfes für eine globale Gerechtigkeit des Wissens, die seinem Konzept der „Epistemologien des Südens“ zugrunde liegt.[2][3]
De Sousa Santos ist Direktor des Centro de Estudos Sociais (CES) der Universität Coimbra und leitet derzeit das Projekt ALICE, Fremde Spiegel, Unerwartete Lektionen, ein Projekt, das die Wiederbelebung sozialer Emanzipation fortsetzen und wissenschaftlich-soziales Wissen im Licht der „Epistemologien des Südens“ überdenken und erneuern soll, um neue theoretische und politische Paradigmen sozialer Transformation zu entwickeln.[4]
Er hat Arbeiten zu Globalisierung, Rechtssoziologie, Epistemologie, Demokratie und den Menschenrechten veröffentlicht. Seine Werke wurden ins Spanische, Englische, Italienische, Französische und Deutsche übersetzt.[3]
Zu seinen Grundkonzepten gehören die Soziologie der Abwesenheiten und der Emergenzen sowie die Ökologie des Wissens.
Er ist auch Dichter und Autor des Buches Escrita INKZ: antimanifesto para uma arte incapaz (Antimanifest für eine unfähige Kunst).
Er beteiligt sich an der wissenschaftlichen Koordination der folgenden Promotionsprogramme des Zentrums für Sozialstudien der Universität Coimbra:
Er ist Herausgeber folgender Zeitschriften:
Personendaten | |
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NAME | Sousa Santos, Boaventura de |
KURZBESCHREIBUNG | portugiesischer Soziologe |
GEBURTSDATUM | 15. November 1940 |
GEBURTSORT | Coimbra, Portugal |