Die Tragopogon-Arten sind selten ein-, meist zweijährige bis manchmal ausdauernde krautige Pflanzen,[1][2][3][4] die Wuchshöhen von 15 bis meist 50 bis 150 Zentimetern erreichen.[1] Sie bilden oft starke Pfahlwurzeln.[1][3][4] Es ist Milchsaft vorhanden.[3] Die Stängel sind meist, besonders im unteren Bereich, wenig verzweigt und kahl bis wollig behaart.[1][3][4]
Die in grundständigen Rosetten und wechselständig am Stängel verteilt angeordneten Laubblätter sind sitzend.[4] Die einfachen Blattspreiten sind ganzrandig[3] und oft mit grasartiger, linealischer oder linealisch-lanzettlicher bis länglicher Form.[4] Der Blattrand ist glatt oder gewellt.[4] Es ist eine auffallende Mittelrippe erkennbar.[4]
Der relativ lange Blütenstandsschaft ist unbeblättert und manchmal aufgeblasen.[4] Die Blütenkörbe stehen einzeln an den Zweigenden und schließen sich meist in der zweiten Tageshälfte. Die kahle bis wollig behaarte Korbhülle Involukrum ist im knospigen Zustand zylindrisch,[4] urnenförmig bis schmal-kegelförmig; während die Blüten geöffnet sind, ist es mehr oder weniger glockenförmig[3] mit Durchmessern von meist 10 bis über 20 Millimetern.[1] Die gleich großen meist 8 bis 12 (5 bis 16) in einer Reihe angeordneten[1][4]Hüllblätter sind dreieckig, länglich oder linealisch bis lanzettlich mit spitzem oberen Ende;[4] sie sind während der Fruchtzeit zurückgebogen.[3] Der Korbboden ist flach[4] bis konvex. Es sind keine Spreublätter vorhanden.[3][4] Die Pollenkörner sind echinolophat und tricolporat.[4]
In den Blütenkörben sind nur Zungenblüten vorhanden;[3] sie enthalten 20[4] bis 30 bis 50 bis 180 (oder mehr) Zungenblüten in einer Reihe oder selten zwei Reihen angeordnet. Die Blütenkronen sind gelb bis bronze- oder purpurfarben.[3][4]
Die Achänen stehen zu einem mit Durchmessern von 4 bis 5 Zentimetern Kugel zusammen.[3] Die Achänen sind bei einer Länge von 2,5 bis 3 (0,9 bis 5,5[4]) Zentimetern zylindrisch oder mehr oder weniger spindelförmig mit fünf oder zehn Rippen.[3][4] Die dunkel- bis hellbraunen Achänen bestehen bei den meisten Arten aus einem fruchttragenden Körper und einem gedrungenen,[3] mehr oder minder langen dünnen Schnabel.[1] Der große Pappus (Haarkranz) besteht aus 0,6 bis 4 Zentimeter langen, leicht gefransten, im unteren Bereich fedrigen und im oberen Bereich schuppigen, oder robusten[3] weißen, schmutzig-weißen, gelblichen bis bräunlichen Borsten.[4][5]
Die Gattung Tragopogon wurde 1753 durch Carl von Linné in Species Plantarum, Tomus 2, Seite 789 und 1754 in Genera Plantarum, 5. Auflage, Seite 346 aufgestellt.[6] Der Gattungsname Tragopogon setzt sich aus den altgriechischen Wörtern τράγος = tragos für „Geißbock“ und πώγων = pogon für „Bart“ zusammen und bezieht sich auf die Form des Pappus.[1][7] Als Lectotypus wurde Tragopogon porrifoliusL. festgelegt.
Die GattungTragopogon gehört zur Subtribus Scorzonerinae aus der TribusCichorieae in der UnterfamilieCichorioideae innerhalb der FamilieAsteraceae (Asteraceae).[8][4] Die Monophylie der Gattung Tragopogon ist auch durch viele molekulargenetische Untersuchungen gesichert. Die monotypische Gattung GeropogonL. mit der einzigen Art Geropogon hybridus(L.) Sch.Bip., die auch bei manchen Autoren zur Gattung Tragopogon ist diese Schwestergattung.[4]
Die etwa 150 Tragopogon-Arten sind in der „Alten Welt“ von weiten Teilen Europas und dem gemäßigten Asien vom Atlantischen bis zum Pazifischen Ozean und in Nordafrika weitverbreitet. Das Zentrum der Artenvielfalt reicht von Osteuropa bis Westasien.[4] Einige Arten sind schon lange Neophyten beispielsweise in Nordamerika, dort neigen wenige Arten zur Bildung von Hybriden.[4] Die klare Unterscheidung der Arten ist oft schwierig.[4]
Es gibt etwa 150 Arten in der Gattung Bocksbärte (Tragopogon) (Auswahl):[8][2][9]
Tragopogon buphthalmoides(DC.) Boiss. (Syn.: Tragopogon palaestinusBoiss., Tragopogon persicus Boiss., Tragopogon plantagineusBoiss. & A.Huet, Tragopogon tasch-kalaKuth.): Sie kommt im asiatischen Teil der Türkei, im Nahen Osten und im Kaukasusraum vor.[9][9]
Großer Bocksbart (Tragopogon dubiusScop., Syn.: Tragopogon dubius subsp. campestris(Besser) Hayek, Tragopogon majorJacq.): Es kommt von Europa über das westliche Russland bis Kasachstan und Xinjiang verbreitet.[9][2][1] In weiten Gebieten Nordamerikas ist er ein Neophyt.[1]
Tragopogon graminifoliusDC.: Sie kommt in Rumänien, im asiatischen Teil der Türkei und im Kaukasusraum vor.[9]
Tragopogon heteropappusC.H.An: Die Erstbeschreibung erfolgte 1999. Über diese Art ist wenig bekannt; sie gedeiht in der Halbwüste an steinigen Standorten in Höhenlagen von 1000 bis 1300 Metern nur im chinesischen Xinjiang.[2]
Tragopogon marginatusBoiss. & Buhse (Syn.: Tragopogon flexuosusGrossh.): Sie kommt im Kaukasusraum vor.[9]
Tragopogon marginifoliusN.Pavlov (Syn.: Tragopogon gonocarpusS.A.Nikitin): Sie kommt im europäischen Teil Russlands, in Kasachstan, Kirgisistan, Usbekistan und Xinjiang vor.[2][9]
Tragopogon miscellusOwnbey: Sie gedeiht an gestörten Standorten in Höhenlagen von 700 bis 800 Metern in den US-Bundesstaaten Arizona, Idaho, Washington und Wyoming vor.[1]
Tragopogon montanusS.A.Nikitin: Sie kommt in Südwestasien, Russland, Kasachstan, Kirgisistan, Tadschikistan, Usbekistan und Xinjiang vor.[2]
Tragopogon oligolepisHartvig & Strid: Sie wurde 1987 aus dem asiatischen Teil der Türkei erstbeschrieben.[9]
Tragopogon pichleriBoiss.: Sie kommt im asiatischen Teil der Türkei und auf Inseln der Ägäis vor.[9]
Tragopogon podolicus(DC.) S.A.Nikitin (Syn.: Tragopogon artemczukiiKlokov, Tragopogon brevirostris var. podolicusDC., Tragopogon brevirostris subsp. podolicus(DC.) C.Regel, Tragopogon brevirostris var. volgensisS.A.Nikitin, Tragopogon brevirostris subsp. volgensis(S.A.Nikitin) C.Regel, Tragopogon leiorhynchusKlokov, Tragopogon volgensis(S.A.Nikitin) S.A.Nikitin, Tragopogon stepposus(S.A.Nikitin) Stankov,[2]Tragopogon podolicus subsp. stepposusS.A.Nikitin): Sie ist in Rumänien, Moldawien, Belarus, im östlichen europäischen und im westlichen asiatischen Russlands, in der Ukraine, in Kasachstan und Xinjiang verbreitet.[9]
Haferwurzel (Tragopogon porrifoliusL., Syn.: Tragopogon sinuatusAvé-Lall., Tragopogon porrifolius subsp. australis(Jord.) Nyman) Sie kommt in Europa und Nordafrika vor.[9] In weiten Gebieten Nordamerikas, in Hawaii und Australien ist er ein Neophyt.[1]
Tragopogon porrifolius subsp. cupanii(DC.) I.Richardson (Syn.: Tragopogon cupaniiDC.): Sie kommt nur in Italien, Sizilien und Malta vor.[9]
Tragopogon porrifolius subsp. eriospermus(Ten.) Greuter (Syn.: Tragopogon sinuatus auct. non Avé-Lall., Tragopogon porrifolius subsp. australis auct. non (Jord.) Nyman, Tragopogon eriospermusTen., Tragopogon brachyphyllus(Boiss.) Gand., Tragopogon porrifolius var. brachyphyllusBoiss.): Sie kommt von Italien, auf Korsika, Sizilien, Malta, im ehemaligen Jugoslawien, Griechenland und auf Inseln der Ägäis sowie in der Türkei vor.[9]
Tragopogon porrifolius subsp. macrocephalusBatt.: Sie kommt in Algerien und Marokko vor.[9]
Tragopogon porrifolius subsp. longirostris(Sch. Bip.) Greuter (Syn.: Tragopogon longirostrisBisch. ex Sch. Bip., Tragopogon krascheninnikoviiS.A.Nikitin, Tragopogon coelesyriacusBoiss.): Sie kommt auf Kreta, Zypern, in der Türkei, im Iran, Irak, Israel, Jordanien, Libanon, Syrien, in Afghanistan und in Turkmenistan vor.[9][8]
Tragopogon porrifoliusL. subsp. porrifolius: Sie kommt in Westeuropa, Rumänien und Nordafrika vor.[9]
Wiesen-Bocksbart (Tragopogon pratensisL.):[9] In weiten Gebieten Nordamerikas, in Hawaii und Australien ist er ein Neophyt.[1]
Tragopogon pratensis subsp. hayekii(Soó) Ciocîrlan (Syn.: Tragopogon orientalis subsp. hayekiiSoó, Tragopogon hayekii(Soó) I.Richardson, Tragopogon transsilvanicusHayek non Schur): Sie kommt in Rumänien, Nordmazedonien und Griechenland vor.[9]
Tragopogon pratensis subsp. leiocarpus(Trnka) Greuter (Syn.: Tragopogon leiocarposSaut. nom. illeg., Tragopogon grandiflorusSaut., Tragopogon pratensis subsp. grandiflorus(Saut.) H.P.Fuchs non Döll): Sie kommt von Deutschland über Österreich bis Tschechien und vielleicht in der Slowakei vor.[9]
Tragopogon pratensis subsp. minor(Mill.) Hartm. (Syn.: Tragopogon minorMill.): Sie ist von Süd- über Mittel- bis Nordeuropa verbreitet.[9]
Tragopogon pratensis subsp. orientalis(L.) Čelak. (Syn.: Tragopogon orientalisL., Tragopogon melanantherusKlokov, Tragopogon moldavicusKlokov, Tragopogon rumelicusVelen., Tragopogon transcarpaticusKlokov, Tragopogon xanthantherusKlokov): Es gibt Fundortangaben für Spanien, Andorra, Frankreich, Monaco, Italien, die Schweiz, Liechtenstein, Österreich, Deutschland, Belgien, Luxemburg, die Niederlande, Tschechien, Polen, Lettland, Litauen, Belarus, Bosnien und Herzegowina, Bulgarien, Kroatien, Ungarn, Moldawien, Serbien, den Kosovo, die Slowakei, Slowenien, Albanien, Montenegro, Nordmazedonien, Griechenland, Rumänien, Russland, Nordkaukasien und die Ukraine.[9]
Tragopogon pratensisL. subsp. pratensis: Sie ist in weiten Teilen Europas und in der Türkei verbreitet.[9]
Tragopogon pterocarpusDC. (Syn.: Tragopogon nachitschevanicusKuth.): Sie kommt im asiatischen Teil der Türkei, im Nahen Osten und im Kaukasusraum vor.[9]
Tragopogon pterodesPetrović: Sie kommt in Serbien, Bulgarien, Nordmazedonien, Griechenland und in der Türkei vor.[9]
Tragopogon pusillusM.Bieb.: Sie kommt in der Türkei, in Aserbaidschan, in Armenien, Georgien, im Kaukasusraum und in der Ukraine vor.[9]
Tragopogon reticulatusBoiss. & A.Huet: Sie kommt im asiatischen Teil der Türkei und im Kaukasusraum vor.[9]
Tragopogon ruberS.G.Gmelin[2] (Syn.: Tragopogon kasahstanicusS.A.Nikitin[2]): Sie kommt im südlichen europäischen Russland, in Kasachstan und in Xinjiang vor.[9]
Tragopogon ruthenicusKrasch. & S.A.Nikitin: Sie kommt im europäischen Russland und Kasachstan vor.[9]
Tragopogon sabulosusKrascheninnikov & S.A.Nikitin: Sie kommt in südlichen-zentralen Russland, Kasachstan und Xinjiang vor.[2]
Tragopogon samaritaniiBoiss. (Syn.: Tragopogon crocifolius subsp. samaritanii(Boiss.) I.Richardson): Sie kommt in Marokko, Italien, Kroatien, Bulgarien, Albanien, Mazedonien und Griechenland vor.[9]
Tragopogon tanaiticusArtemczuk (Syn.: Tragopogon donetzicus Artemczuk, Tragopogon ruthenicus subsp. tanaiticus(Artemczuk) C.Regel, Tragopogon ruthenicus subsp. donetzicus(Artemczuk) I.Richardson): Sie kommt in der Ukraine und im europäischen Teil Russlands vor.[9]
Tragopogon tommasiniiSch.Bip.: Sie kommt in Italien, Slowenien, Kroatien, Serbien, Bosnien und Herzegowina, Montenegro, Bulgarien, Albanien und Griechenland vor.[9]
Tragopogon tuberosusK.Koch: Sie kommt in Aserbaidschan, Armenien, Georgien und im Kaukasusraum vor.[9]
Tragopogon turcicusCoşkunç., Gültepe & Makbul: Sie wurde 2015 aus dem asiatischen Teil der Türkei erstbeschrieben.[9]
Tragopogon vaginatusOwnbey & Rech. f.: Sie wurde 1977 aus dem asiatischen Teil der Türkei erstbeschrieben.[9]
Tragopogon vanensisGültepe, Coşkunç. & Makbul: Sie wurde 2016 aus dem asiatischen Teil der Türkei erstbeschrieben.[9]
Tragopogon verrucosobracteatusC.H.An: Die Erstbeschreibung erfolgte 1999. Über diese Art ist wenig bekannt; sie gedeiht in der Halbwüste an steinigen Standorten in Höhenlagen von etwa 500 Metern nur im chinesischen Xinjiang.[2]
I. R. Thompson: In: Flora of Australia. Australian Biological Resources Study, Department of Climate Change, the Environment and Water: Canberra. Tragopogon.
I. R. Thompson: A taxonomic treatment of tribe Lactuceae (Asteraceae) in Australia. In: Muelleria, Volume 25, 2007, S. 96. eingescannt bei biodiversitylibrary.org.
E. V. Mavrodiev et al.: Phylogeny of Tragopogon L. (Asteraceae) based on ITS and ETS sequence data. In: Int. J. Pl. Sci., Volume 166, 2005, S. 117–133.
D. E. Soltis, P. S. Soltis, J. C. Pires, A. Kovarik, J. A. Tate, E. Mavrodiev: Recent and recurrent polyploidy in Tragopogon (Asteraceae): cytogenetic, genomic and genetic comparisons. In: Biological Journal of the Linnean Society, Volume 82, 2004, S. 485–501.
M. A. Zaika, N. Kilian, K. E. Jones, A. A. Krinitsina, M. V. Nilova, A. S. Speranskaya, A. P. Sukhorukov: Scorzonera sensu lato (Asteraceae, Cichorieae) – taxonomic reassessment in the light of new molecular phylogenetic and carpological analyses. In: PhytoKeys, Volume 137, 2020, S. 1–85.
↑
Amanda Neill: A Dictionary of Common Wildflowers of Texas & the Southern Great Plains, TCU Press, Fort Worth, 2005, S. 15.
↑ abcTragopogon im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 12. Januar 2014.