Brattahlíð („steiler Abhang“) ist eine mittelalterliche Wüstung der Grænlendingar. Brattahlíð lag an der Stelle des heutigen Orts Qassiarsuk.
Der Name Brattahlíðs ist in den altnordischen Sagas überliefert. Die Landnámabók berichtet, dass Erik der Rote sich um 985 als erster Siedler in Brattahlíð am nach ihm benannten Eiríksfjǫrðr (identifiziert als Tunulliarfik) niederließ und dort anschließend mit seiner Familie wohnte. Gemäß der Eiríks saga rauða ließ seine Frau Þjóðhildr kurz darauf die erste Kirche Grönlands in Brattahlíð bauen. Aus dem Grænlendinga þáttr ist bekannt, dass Sokki Þórisson, der sich für die Gründung des Bistums Garðar einsetzte, in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts ebenfalls in Brattahlíð lebte. Mit dem Aussterben der Grænlendingar in der Eystribyggð im 15. Jahrhundert war auch Brattahlíð verlassen.[1]
Die Eystribyggð wurde 1723 von Hans Egede als erstem Europäer wiederentdeckt, aber es ist unbekannt, ob er auch Brattahlíð sichtete. 1832 ließ der Missionar in Qaqortoq Ove Kielsen die Ruinen auf Aufforderung von Det kongelige nordiske oldskriftselskab untersuchen und erforschen. 1894 wurde Brattahlíð von Daniel Bruun erforscht. Die umfassendsten archäologischen Untersuchungen wurden 1932 von Poul Nørlund und Mårten Stenberger durchgeführt. Nachdem man bei Bauarbeiten 1961 weitere Funde gemacht hatte, erforschten Jørgen Meldgaard und Knud J. Krogh Brattahlíð von 1961 bis 1964 ein weiteres Mal.
Im Laufe der Jahre wurden in Qassiarsuk vier Ruinengruppen mit über 60 Einzelruinen aus der Blütezeit Brattahlíðs entdeckt und untersucht:
In Qassiarsuk steht heute eine Rekonstruktion der ersten Kirche, die nur eine Grundfläche von 7 m² hatte, sowie eines Wohnhauses um 1000. Brattahlíð ist seit 2017 Teil des UNESCO-Welterbes Kujataa.[1]
Koordinaten: 61° 9′ N, 45° 31′ W