Gösser-Brauerei AG
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Rechtsform | AG |
Gründung | 1860 |
Auflösungsgrund | Eingliederung in die Brau Union |
Sitz | Leoben-Göss, Österreich |
Branche | Brauerei |
Website | www.goesser.at |
Die Brauerei zu Göss ist eine traditionsreiche Großbrauerei in der steirischen Stadt Leoben. Ihr bekanntestes Produkt ist die Biermarke Gösser. Die Bierbrauerei ist Teil der Brau Union Österreich AG, die seit 2003 zum Konzern Heineken gehört.[1]
Bereits um das Jahr 1000 stiftete die Gräfin Adala auf einem Ackerland an der Mur das Stift Göß, in dem von Nonnen Bier gebraut wurde. Das Bier verlor aber bald gegenüber Wein an Bedeutung, und keine Brauerei konnte sich in dieser Gegend etablieren.
Erstmals urkundlich erwähnt wurde eine Brauerei in Göss im Jahre 1459 durch einen im Nonnenstift angesiedelten Bierbrauer namens Lenhart Newmaister. Dieses Nonnenstift war bis zu seiner Aufhebung im Jahre 1782 kultureller und wirtschaftlicher Mittelpunkt der gesamten Gegend rund um Göss.
Die Tradition des Bierbrauens in den Stiftsgebäuden lebte wieder auf, als 1860 der damals 28-jährige Braumeister der Brauerei Saybusch, Max Kober, Teile des Klosters erwarb und gegen den Willen des Gemeinderates die Klosterbrauerei reaktivierte. 1892 betrug die Produktionsmenge 70.000 Hektoliter.
Mit der Gründung einer AG im Jahr 1893, dem Kauf der Sixt’schen Brauerei in Leoben und der Fusion mit der Brauerei Farrach legte Max Kober den Grundstein für die Entwicklung zu einer der bedeutendsten Brauereien Österreichs.
Durch die Fusion mit der Farracher Brauerei konnte Dank des energiereichen Einsatzes der Großaktionäre der Farracher AG Hrn. Georg Ritter von Metaxa und Leopold Löwy eine dauerhafte Vereinigung zwischen den sich bisher konkurrenzierenden Brauereien entstehen, was den Preisfluktuationen der benachbarten Brauereien entgegenwirken sollte. Leopold Löwy hatte zuvor die Farrach Brauerei übernommen und in kurzer Zeit deren Produktion von 8000 auf 40000 Hektoliter Bier erhöht.
Leopold Löwy brachte vor allem seine kaufmännische Begabung und seine Erfahrungen aus der Gründung der Sarajevo Brauerei ein.
Das Angebot von Metaxa und Löwy für einen Aktientausch von 2500 Aktien der Farrach AG gegen 3750 Gösser Aktien wurde vom Verwaltungsrat der Gösser AG unter der Leitung von Max Kober im Frühjahr 1894 angenommen.
In der Obersteirer Zeitung wurde die Fusion wie folgt kommentiert: „Durch die Fusion wird die Konkurrenz, die bisher zur Unterbietung des Preises geführt hat, aufhören, und wird die Bereinigung sowohl im Interesse des gemeinsamen Unternehmens selbst, als auch der Konsumenten liegen, da sich der Betrieb billiger und vorteilhafter wird gestalten lassen. Das Produkt wird mit vereinten Kräften und bei konzentrierten Betrieb sich besser und zugleich bei niedrigeren Kosten hergestellt werden können. Die Fusion der beiden Unternehmen hat durchaus sein monopolistisches Ziel, sie soll aber nicht die Bierproduktion in der Obersteiermark monopolisieren, sondern soll einfach den Betrieb vereinfachen und verbilligen, wodurch die Qualität des erzeugten Produktes verbessert werden kann, was einen entschiedenen Fortschritt sowohl in der Erzeugung und Produktionsweise, als hinsichtlich der Qualität bedeutet.“
In diesen Jahren konnte die Gösser AG stark expandieren und weitere Brauereien wurden erworben: Sixt-Leoben 1894, Finze-Mautern 1895, Unterdrauburg 1895, Pissl-Knittelfeld 1899, Lochs-Bruck a.d. Mur 1899, Hafner-St. Veit a.d. Glan 1903, Hörlberger-Möderburgg 1904, Rieder-Schellenberg 1907.
Die positive Entwicklung des Unternehmens und des Rufes von „Gösser Bier“ war getragen von den zu dieser Zeit umgesetzten Großprojekten wie dem Bau der Karawanken-, Tauern- und Pyhrnbahn, wobei die Versorgung der Arbeiter mit Bier durch Gösser sichergestellt wurde. Diese Positionierung beruhen auf den guten Beziehungen Löwy´s in Wien. Löwy war nicht nur politisch, sondern auch wirtschaftlich stark in Wien vernetzt. In der Steiermark hat Löwy bereits 1905 und 1906 weitblickend Freundschaftsverträge mit den größten steirischen Konkurrenten, der Brauerei Brüder Reininghaus AG und der Ersten Grazer Aktienbrauerei (vormals Franz Schreiner & Söhne in Puntigam) abgeschlossen, die 1907 zur Gründung des Schutzverbandes alpenländischer Brauereien in Form einer Genossenschaft m.b.H. ausgeweitet wurde.
Es war im Jahr 1908, in dem Jahr als Kaiser Franz-Josef sein 60ig jähriges Thronjubiläum feierte, als Leopold Löwy vom Kaiser mit dem Ritter der Eisernen Krone Orden III. Klasse dekoriert wurde. Dieser napoleonische Orden wurde seit 1815 an Personen mit besonderen Leistungen für die Monarchie verliehen und bis 1882 war die Verleihung mit der Aufnahme in den Ritterstand verbunden.
1909 beteiligte sich die Gösser AG gemeinsam mit einer der größten Banken Europas, der Wiener Creditanstalt, wo Leopold Löwy persönlich Miteigentümer war und die auch viele andere Finanzierungen begleitet, gemeinsam mit den zwei steirischen Brauereien Steinfeld und Puntigamer an der Brauerei AG Union in Laibach, wo bereits Georg von Metaxa als Verwaltungsrat tätig war.
In den folgenden Jahren stieg der Bierausstoss bis auf 244.374 hl und weitere bauliche Erweiterungen wurden durchgeführt, wozu 1911 der Ankauf des Stiftes Göss samt Gründung der Herrschaft Mayr-Melnhof zählten. Bereits zuvor erfolgte die Gründung des Elektrizitätswerks Krempl in Leoben, wobei Leopod Löwy maßgebend dazu beitrug. Bei diesen Ausbauarbeiten war auch Ing. Alexander Zerkowitz, der Schwager von Leopold Löwy, involviert, der die Kellerei und das dominierende, noch heute erhaltene, Kühlhaus im Eingangsbereich errichtete.
Ein schwerer Verlust für die Gesellschaft war 1911 der Tod des Gründers Max Kober im Alter von 80 Jahren. „An seine Stelle trat Leopold Löwy, der schon seit Jahren als der geistige Leiter des Unternehmens galt.“ Leopold Löwy führte nun das Unternehmen als Präsident des Verwaltungsrats in Sinne des Gründers nämlich im Charakter eines Eigentümer Unternehmens weiter. Im Jahr 1913 betrug das Aktienkapital rund 6 Millionen Kronen. Bis zum Ausbruch des 1. Weltkriegs wurden noch weitere Brauereien erworben und das Unternehmen stand wirtschaftlich konsolidiert und gefestigt auf einem Höhepunkt mit gesicherten Absatzmärkten.
Während des 1. Weltkrieges hat Leopold Löwy gemeinsam mit anderen Industriellen wie u.a. Julius Meindl aber steirischen Adeligen in der „Österreichischen politischen Gesellschaft“ versucht den Kaiser zu bewegen den 1. Weltkrieg vorzeitig zu beenden, um den weitreichenden Wirtschaftsraum der Habsburger Monarchie für die österreichische Wirtschaft zu sichern.
Mit der Entwicklung des Pasteurisationsverfahrens und der Verwendung von Kronkorken in den 1920er-Jahren, expandierte Gösser über die Österreichischen Staatsgrenzen hinaus. Im und nach dem Ersten Weltkrieg beteiligte sich die Brauerei Göss an zahlreichen weiteren Brauereien: 1921 wurde die bis heute noch mit dem Konzern verwobene Brauerei Falkenstein in Lienz erworben.
Am 1. Juni 1923 beschließt der Gemeinderat der Gemeinde Göss „…Hrn. Leopold Löwy, Präsident der Gösser AG, in dankbarer Anerkennung seiner durch stets bewiesenen Förderung der Gemeinde-Interessen erworbenen Verdienste zum Ehrenbürger der Gemeinde Göss zu ernennen“.
Leopold Löwy blieb bis zu seinem Tode im Alter von 85 Jahren am 14. Februar 1928 Präsident der Gösser AG. Zu Zeit seines Ablebens von Leopold Löwy und bis zu den 1930er Jahren erwirtschaftet die Gösser AG mit einem Bierausstoss von rund 400.000 hl die erfolgreichsten Jahre.
Im Jahr 1933 erhielt das Unternehmen die unwiderrufliche Staatliche Auszeichnung und darf seither das Bundeswappen im Geschäftsverkehr verwenden.
Die beiden Weltkriege bedeuteten für die Gösser Brauerei Produktionseinbrüche und Rückschläge. Nach dem Wiederaufbau der Braustätte ging der Erfolg der Brauerei weiter. Beim Abendessen zur Unterzeichnung des österreichischen Staatsvertrages 1955 wurde Gösser Spezial serviert. In Erinnerung an dieses bedeutende Ereignis wurde zum 50-jährigen Staatsvertragsjubiläum (2005) eine Sonderabfüllung ausgeschenkt.
Beim Bierausstoß wurde die Millionen-Hektoliter-Marke 1973 überschritten, sechs Jahre nach der Gründung der Steirerbrau (mit der Reininghaus AG).
1977 wurde die Gösser Brauerei in den Verband der Steirerbrau aufgenommen (Puntigamer, Reininghaus). 1992 wurde die Steirerbrau mit der Brauerei Göss von dem Mitbewerber, der Brau-Beteiligungs-Aktiengesellschaft (BBAG), übernommen und aufgekauft. Die BBAG firmiert heute als Brau Union Österreich AG, die wiederum seit 2003 zum niederländischen Brauereikonzern Heineken gehört.
Dem Bier Gösser Spezial kam in der österreichischen Geschichte eine ehrenvolle Aufgabe zu. Das Bier wurde anlässlich der Unterzeichnung des Staatsvertrages zum Festmahl serviert. Als Erinnerung daran wurde zum 50-jährigen Staatsvertragsjubiläum (2005) eine Sonderabfüllung ausgeschenkt.
Seit 2012 wurde eigens für die Ski-WM 2013 in Schladming das Gösser WM-Gold gebraut, welches es nur für die Zeit der WM geben sollte.
Koordinaten: 47° 21′ 43,9″ N, 15° 5′ 40,6″ O