Die bretonischen Tänze sind als Bestandteil eines Fest-noz auch Teil des immateriellen Kulturerbes.[1]
Unter den bretonischen Tänzen werden zumeist traditionelle bäuerliche Tänze, also Tänze der Landbevölkerung verstanden. Durch Handel wird es aber dennoch einen kulturellen Austausch zwischen der Landbevölkerung und den Städten gegeben haben. Daher sind es eher ländliche Tänze und nicht ausschließlich Bauerntänze.
In vielen Gegenden starb die Tanztradition zum Zeitpunkt des Ersten Weltkrieges aus, in anderen Gegenden erst zum Zweiten Weltkrieg. Ende der 1950er Jahre erlebten die Tänze eine Wiederbelebung, indem diese Kultur systematisch aufgearbeitet wurde und schließlich zum immateriellen Weltkulturerbe wurde.
Aus dem Mittelalter sind kaum Dokumente über die Tänze erhalten, aus denen eine Beschreibung abgeleitet werden könnte[2].
Die Tänze leiten sich von antiken Kreistänzen ab, auch wenn die heute als bretonischen Tänze konkret von den Renaissancetänzen ableiten. Als kollektive Tänze wurden sie in großen Kreisen getanzt. Sie stellen eine Manifestation der Einheit der bäuerlichen Gemeinschaft dar.
Die erste schriftlich dokumentierte Choreografie eines Tanzes aus der Bretagne erscheint 1588 in der Orchesografie von Thoinot Arbeau: Er sprach von Tors, Caroles, Trihori und Branles[3]. Als Säule der bretonischen Kultur haben sich die Tänze ständig weiterentwickelt und erreichten eine Vielfalt von ca. 500 Tänzen, unter Berücksichtigung von lokalen Variationen. Dabei lassen sich die Tänze auf ca. 10 Muttertänze reduzieren.
Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts folgten Mode und Stil der Tänze der Entwicklung der Gesellschaft. Der Trend zum Individualismus äußerte sich unter anderem auch darin, dass die Kreise zunächst in Ketten aufgebrochen wurden. Später wurden die Ketten immer kürzer und einzelne Tänze wurden auch als Paartanz weitergeführt (An Dro entwickelte sich zu Kas a-barh).
Die bretonischen Tänze im Kreis oder in der Kette werden nahezu ausschließlich nach links getanzt. Die Personen stehen Schulter an Schulter und berühren sich entweder an der Hand oder Arm und bewegen sich überwiegend in die linke Richtung. In bestimmten Abschnitten des Tanzen können auch kurze Schritte nach rechts erfolgen. Aber die Gesamtbewegung erfolgt nach links. Dies ist oft im Gegensatz zu mitteleuropäischen Kreis-/Kettentänze, die nach rechts getanzt werden. Dies soll mit der Verlaufsrichtung des zentralen Gestirn des Stammes korrespondieren: Die Sonnenstämme tanzen nach links, die Mondstämme tanzen nach rechts. Hierbei zählt die Bewegung des Zentralgestirns im Verlauf eines Jahres. Die Sonne geht im Osten auf und im Westen unter, so dass sich eine Bewegung im Uhrzeigersinn (nach links) ergibt.[4]
Die Tänze lassen sich grob in folgende Gruppen einteilen:
Die Melodien weisen pro Einheit 6 Schläge auf und können im 6/4-Takt notiert werden. Tänzerisch werden diese in der Regel auf einem 4er- und einem 2er-Schritt zusammengesetzt.
Die Melodien weisen pro Einheit 8 Schläge auf, mit einer Aufteilung 4/4.
Eine Suite besteht aus mindestens zwei unterschiedlichen Choreographien A und B. Oft wird die zuerst gespielte Choreographie A (Ton simple) nach der 2. Choreographie (Bal) als dritter Teil wiederholt (Ton double):
A: Ton simple – Kreistanz
B: Baleau – Ballteil (Kreis- oder Paartanz)
A*: Ton double – Kreistanz wie A
C (selten): Nachtanz
Auswahl an Tänzen:
Die aktuell in der Bretagne anzutreffenden Paartänze haben sich wohl erst in den letzten 150 Jahre entwickelt.