Brewcaria ist eine Pflanzengattung in der UnterfamilieNavioideae innerhalb der Familie der Bromeliengewächse (Bromeliaceae). Früher wurden sie in die Unterfamilie Pitcairnioideae eingeordnet. Die etwa sechs Arten sind im Guayana-Hochland im nordöstlichen Südamerika, nur in den Staaten Kolumbien und Venezuela verbreitet. Es ist keine Nutzung durch den Menschen bekannt und selbst Botanische Gärten besitzen nur selten Exemplare in ihren Sammlungen.
In grundständigen Rosetten stehen die derben, steifen Laubblätter zusammen. Die Blattränder sind stachelig gesägt. Mindestens die Blattunterseite ist beschuppt.
Brewcaria-Arten bilden einen mehr oder weniger langen, aufrechten Blütenstandsschaft. Die immer einfachen, ährigen, dichten Blütenstände besitzen Hochblätter. Es sind nie Blütenstiele vorhanden.
Die zwittrigen Blüten sind dreizählig. Die drei Kelchblätter sind nicht gekielt. Die drei freien Kronblätter besitzen zwei transversal, horizontal inserierte Schüppchen (Ligulae); Hauptunterscheidungsmerkmal zu den nahe verwandten Navia, die keine Ligulae besitzen und zu den Steyerbromelia, deren Ligulae vertikal inseriert sind. Es sind zwei Kreise mit je drei gleichen, freien Staubblättern vorhanden. Drei Fruchtblätter sind zu einem halbunterständigen Fruchtknoten verwachsen. Der Griffel endet in drei schmalen Narbenästen.
Die Gattung Brewcaria wurde 1984 von Lyman B. Smith, Julian Alfred Steyermark und Harold E. Robinson in Acta Botanica Venezuelica, Volume 14, 3 mit nur zwei neu beschriebenen Arten aufgestellt.[1] Typusart ist Brewcaria duidensisL.B.Sm., Steyerm. & H.Rob. Der Gattungsname Brewcaria ehrt den venezolanischen Entdecker und Naturwissenschaftler Charles Brewer-Carías (* 1938).[1]
Da molekulargenetische Untersuchungen ergaben, dass die Unterfamilie Pitcairnioideae in ihrem ursprünglichen Umfang nicht monophyletisch war, deshalb wurde sie in mehrere Unterfamilien aufgeteilt. Dabei wurde die Unterfamilie Navioideae reaktiviert mit den Gattungen Navia, Cottendorfia, Sequencia, Steyerbromelia und Brewcaria. Aus der Gattung Navia wurden von Bruce K. Holst 1997 die Arten mit ährigen oder rispigen Blütenständen in die Gattung Brewcaria und die Arten mit Anhängseln am Samen in die Gattung Steyerbromelia ausgegliedert. Dadurch kamen vier weitere Arten zur Gattung Brewcaria, die bisher alle von Lyman B. Smith als Navia-Arten beschrieben waren.
Brewcaria brocchinioides(L.B.Sm.) B.Holst (Syn.: Navia brocchinioidesL.B.Sm.): Sie gedeiht terrestrisch entlang von Granitaufschlüssen am Ufer von Fließgewässern in Höhenlagen von etwa 650 Metern im venezolanischen Bundesstaat Amazonas.[3]
Brewcaria duidensisL.B.Sm., Steyermark & H.Rob.: Sie gedeiht terrestrisch oder lithophytisch auf dem sumpfigen Gifelplateu des Tepui Cerro Duida in Höhenlagen von etwa 1500 Metern im venezolanischen Bundesstaat Amazonas.[3]
Brewcaria hechtioides(L.B.Sm.) B.Holst (Syn.: Navia hechtioidesL.B.Sm.): Dieser Endemit kommt nur auf dem Cerro Autana sowie Cerro Sipapo im venezolanischen Bundesstaat Amazonas vor. Er gedeiht terrestrisch in montanen Strauchsavannen in Höhenlagen von 1200 bis 1500 Metern.[3]
Brewcaria hohenbergioides(L.B.Sm.) B.Holst (Syn.: Navia hohenbergioidesL.B.Sm.): Sie gedeiht terrestrisch an unteren Bereichen von felsigen Hängen und in den Savannen in Höhenlagen zwischen 200 und 600 Metern im venezolanischen Bundesstaat Amazonas und ist lokal relativ häufig.[3]
Brewcaria marahuacaeL.B.Sm., Steyermark & H.Rob.: Dieser Endemit kommt nur auf dem Cerro Marahuaka im venezolanischen Bundesstaat Amazonas vor. Er gedeiht dort als dominante Art auf dem offenen, felsigen Gipfelbereich dieses Tepui in Höhenlagen von 2500 bis 2600 Metern.[3]
Brewcaria reflexa(L.B.Sm.) B.Holst (Syn.: Navia reflexaL.B.Sm., Navia gracilisL.B.Sm.): Sie gedeiht terrestrisch in Höhenlagen von 180 bis 300 Metern an Ufern von Fließgewässern in Kolumbien nur im Departamento del Vaupés und in Venezuela.[3]
Werner Rauh: Bromelien – Tillandsien und andere kulturwürdige Bromelien. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 1990, ISBN 3-8001-6371-3
Thomas J. Givnish, Kendra C. Millam, Paul E. Berry, Kenneth J. Sytsma: Phylogeny, adaptive radiation, and historical biogeography of Bromeliaceae inferred from ndhF sequence data. In: Aliso, Volume 23, 2007, Rancho Santa Ana Botanic Garden, S. 3–26: Online. (PDF; 2,1 MB)
Bruce K. Holst: Bromeliaceae, S. 548–676, In: Paul E. Berry, Bruce K. Holst, K. Yatskievych (Herausgeber): Flora of the Venezuelan Guayana, Volume 3, Missouri Botanical Garden, St. Louis, USA, 1997.
Andreas Gröger: Im venezolanischen Guayanagebiet: Brewcaria, die große Schwester von Navia. In: Die Bromelie, 2007, Nummer 3, S. 134–138.
↑ ab
Jason R. Grant: An Annotated Catalogue of the Generic Names of the Bromeliaceae.In: The Marie Selby Botanical Gardens, 1998. (Herkunft der Gattungsnamen in der Familie der Bromeliaceae in englischer Sprache) online.
↑
Eric J. Gouda, Derek Butcher (fortlaufend updated): A List of Accepted Bromeliaceae Names.online, University Botanic Gardens, Utrecht. zuletzt eingesehen am 5. April 2021
T. J. Givnish, J. C. Pires, S. W. Graham, M. A. McPherson, L. M. Prince, T. B. Patterson: Phylogeny, biogeography, and ecological evolution in Bromeliaceae: Insights from ndhF sequences. In: J. T. Columbus, E. A. Friar, J. M. Porter, L. M. Prince, M. G. Simpson: Monocots: Comparative Biology and Evolution. Poales, Rancho Santa Ana Botanical Garden, Claremont, 2006, 23, Seite 3–26.