Das Gandhara genannte Gebiet, das Teile des heutigen Afghanistan und Pakistan umfasste, war fast 1000 Jahre lang ein Zentrum des Buddhismus: von der Mitte des 3. Jahrhunderts vor Christus bis etwa zur Zeit der Eroberung Afghanistans durch muslimische Soldaten.
Griechische Soldaten unter Alexander dem Großen zogen auf ihrem Indienfeldzug (327/26 vor Christus) durch Gandhara. Sie brachten die griechische Kultur in dieses Gebiet, welche dort über mehrere Jahrhunderte erhalten blieb.
Als Quellen für die Ausbreitung des Buddhismus nach Gandhara dienen archäologische Zeugnisse sowie Handschriften.
Der Herrscher Aschoka (alternative Schreibweise: Ashoka) (ca. 268–232 vor Christus) förderte den Buddhismus. Aus seinen Inschriften geht hervor, dass er dem Buddhismus besonders verbunden war. Für seine Inschriften im Nordwesten Indiens ließ Aschoka auch das Griechische und das Aramäisch verwenden.
In den ersten Jahrhunderten nach Christus verwendeten lokale Bildhauer griechisch-römische Kunstformen für bildliche Darstellungen von buddhistischen Themen und für die Verzierung von buddhistischen Gebäuden.
Das früheste bisher gefundene Bild des Buddha, das zeitlich sicher eingeordnet werden kann, ist das Buddha-Bild auf den Goldmünzen eines Herrschers der Kuschana-Dynastie (alternative Schreibweise: Kushana-Dynastie), Kanischka (alternative Schreibweise: Kanishka). Auf diesen Goldmünzen steht der Name des Buddha in griechischer Schrift (ΒOΔΔO).
Die Zeit der Kuschana-Dynastie war eine Blütezeit des Buddhismus in Gandhara. Das Herrschaftsgebiet der Kuschana-Dynastie umfasste Nordindien und Teile der heutigen Länder Afghanistan, Usbekistan und Tadschikistan und reichte bis in die heutige Autonome Region Xinjiang in der Volksrepublik China.
Die Verbindung zwischen der Seidenstraße und Indien führte durch das Herrschaftsgebiet der Kuschana-Dynastie. Sichere Handelswege ermöglichten den Fernhandel zwischen Ost und West. Dies führte zu einer Zunahme des Wohlstandes in Gandhara.
Der Buddhismus wurde etwa im 1. Jahrhundert nach Christus über die Seidenstraße nach Osten und nach China gebracht. Der Buddhismus aus Gandhara war die Grundlage für die Übernahme des Buddhismus in Ostasien.
In Zentralasien erschufen Künstler buddhistische Kunstwerke an verschiedenen Orten in der Nähe der Seidenstraße. Diese buddhistischen Kunstwerke weisen zum Teil den griechisch-römischen Stil auf, zum Teil den chinesischen Stil.
Buddhistische Handschriften belegen die Bedeutung des Buddhismus in Gandhara (Bamiyan) um das erste Jahrhundert nach Christus.
Bedeutend als Quelle für den Buddhismus in Gandhara sind Fragmente von Mahayana-Sutras. Die Mahayana-Sutras werden von vielen Buddhisten für authentische Reden des Buddha gehalten. Forschungen ergaben aber, dass die Mahayana-Sutras erst nach Buddha verfasst wurden. Die Mahayana-Sutras spielen eine zentrale Rolle für den Mahayana-Buddhismus in Zentralasien und Ostasien.
Die Fragmente von Mahayana-Sutras aus Gandhara deuten darauf hin, dass der Buddhismus in Gandhara wahrscheinlich eine zentrale Rolle bei der Entstehung des Mahayana-Buddhismus spielte.
Viele archäologische Zeugnisse belegen, dass die Zeit der Herrschaft der Kuschana-Dynastie eine Blütezeit der Kultur, Wirtschaft und Religion in Ghandara war. Aber auch nach der Zeit der Herrschaft der Kuschana-Dynastie blieb der Buddhismus in Ghandara ein wichtiges kulturelles Element.
Zu den wichtigsten Monumenten des Buddhismus zählen die beiden monumentalen Buddha-Statuen in Bamiyan, im heutigen Afghanistan. Die Arbeiten an diesen Buddha-Statuen erstreckten sich über rund hundert Jahre. Die kleinere Buddha-Statue in Bamiyan (35 Meter hoch) wurde etwa zwischen 544 und 592 geschaffen. Die größere Buddha-Statue in Bamiyan (53 Meter hoch) wurde etwa zwischen 591 und 644 geschaffen. Der gewaltige Aufwand für das Erschaffen der beiden monumentalen Buddha-Statuen in Bamiyan zeigt die große Bedeutung des Buddhismus in Bamiyan in der Zeit von ca. 544 bis 644.
Aus der Zeit um 632 gibt es Reiseberichte von chinesischen Mönchen, die über die Seidenstraße im Jahr 632 nach Indien pilgerten. Darin wurden die monumentalen Buddha-Statuen und die buddhistischen Gemeinden in Bamiyan beschrieben.
Etwa hundert Jahre später (etwa um 732) reiste der Koreaner Hyecho durch Bamiyan. Sein Reisebericht malte ein positives Bild des Buddhismus in Bamiyan. Er erwähnte auch buddhistische Mönche und buddhistische Klöster in Bamiyan.
Im März 2001 zerstörten Mitglieder der Taliban-Bewegung die beiden monumentalen Buddha-Statuen in Bamiyan.