Die Camps-Chinolinsynthese wurde zunächst von Icilio Guareschi (1847–1918) im Jahre 1894[1] entdeckt. Guareschi hatte ortho-Aminoacetophenon mit Cyanessigsäureethylester in einer Kondensationsreaktion zu 2-Hydroxy-3-cyano-4-methylchinolin reagieren lassen.[1] Diese Reaktion hat dann Rudolf Camps erweitert, um Hydroxychinoline zu synthetisieren, indem er N-Acyl-ortho-acylaniline mit einer Base umsetzte. Die Reaktion wird manchmal auch als Camps-Reaktion oder Camps-Cyclisierung[2] bezeichnet.[3][4][5][6][7][8][9]
N-Acyl-ortho-acylaniline reagieren in Gegenwart einer Base zu 4-Hydroxychinolinen (Mitte) und 2-Hydroxychinolinen:[1][10]
Die Reaktion lässt sich also beispielsweise mit ortho-Aminoderivaten von Acetophenon, Benzophenon, Essigsäurebenzylester oder Propiophenon durchführen und führt zu einem Gemisch der beiden Produkte. Sollte einer der Reste elektronenziehende Eigenschaften besitzen (z. B. Cyano-, Acyl- oder Phenylgruppe) so entsteht nur ein Produkt:[1]
Im Folgenden werden die beiden unterschiedlichen Reaktionsmechanismen dargestellt, die je nach Ort der Deprotonierung ablaufen. R1 und R2 sind auch hier organische Reste oder Wasserstoff.
Dieses Produkt bildet sich bei der Deprotonierung der Methylengruppe an dem R1-Rest, also wenn R1 ein elektronenziehender Rest ist oder ein Stoffgemisch der beiden Produkte entsteht:[1][10]
Zunächst deprotoniert die Base die Methylengruppe des N-Acyl-ortho-acylanilins 1, wodurch sich das Enolat 2 bildet. Mit der Wiederausbildung der Carbonylgruppe greift die gerade gebildete C=C-Doppelbindung das Kohlenstoffatom der anderen Carbonylgruppe nucleophil an und bildet somit einen heterocyclischen Sechsring 3 aus. Das so entstandene Alkoholat 3 wird durch Alkohol zu Molekül 4 protoniert und spaltet anschließend Wasser ab. In dem Keton 5 findet dann eine Tautomerisierung statt, was zur Bildung des 2,3-Dialkyl-4-hydroxychinolins 6 führt.
Das 3,4-Dialkyl-2-hydroxychinolin bildet sich hingegen wenn die Methylengruppe der Amino-acylgruppe deprotoniert wird (R2 ist elektronenziehender Rest oder als Teil Produktgemischs):[1][10]
Hier wird die Methylengruppe am Stickstoff 1 von der Base deprotoniert. Auch hier entsteht ein Alkoholat 7. Bei der Ausbildung einer Carbonylgruppe greift die gebildete Doppelbindung 7 das Kohlenstoffatom der Acylgruppe an und bildet einen heterocyclischen Sechsring 8. Die entstandene Alkoholatgruppe 8 wird durch einen Alkohol protoniert 9. Anschließend wird unter Wasserabspaltung eine Doppelbindung ausgebildet. Auch hier findet abschließend eine Keto-Enol-Tautomerie von Keton 10 zum 3,4-Dialkyl-2-hydroxychinolin 11 statt.