Carl Buchheister

Carl Buchheister[1] (auch: Karl Buchheister; * 17. Oktober 1890 in Hannover; † 2. Februar 1964 ebenda) war ein deutscher Maler, Graphiker, Reliefbildgestalter und Hochschullehrer.[2]

Carls Buchheisters Eltern, Wilhelm und Luise Buchheister, besaßen ein Handarbeitsgeschäft in Hannover. Er hatte drei jüngere Geschwister, zwei Schwestern und einen Bruder. Schon in der Schule machte Carl durch seine Begabung zum Malen und Gestalten auf sich aufmerksam. 1910 machte er sein Abitur an der Leibnizschule in Hannover. Auf Wunsch des Vaters, der hoffte, der älteste Sohn werde das Geschäft übernehmen, begann Carl 1910 eine kaufmännische Lehre in einem Bremer Einzelhandelsgeschäft. Abends besuchte er die Kunstgewerbeschule. Carl wollte unbedingt Maler werden, was zu einer Auseinandersetzung mit dem Vater führte. Schließlich gab er jedoch die Einwilligung zum Studium. 1913 besuchte Carl Buchheister die Unterrichtsanstalt des Kunstgewerbemuseums in Berlin.

Nach dem Ersten Weltkrieg lebte Carl als freier Maler in Hannover. Nach bescheidenen Anfängen katapultierte sich Carl Buchheister unter dem Einfluss von Wassily Kandinsky und Kurt Schwitters in die erste Reihe der deutschen Avantgarde. Seit 1925 schuf Buchheister konstruktivistische Bilder und plastische Objekte. In den Jahren 1927 und 1929 schaffte er den künstlerischen Durchbruch. Mit Kurt Schwitters, Rudolf Jahns, Hans Nitzschke und Friedrich Vordemberge-Gildewart gründete er 1927 die Künstlergruppe „die abstrakten hannover“. 1929 hatte er seine erste Einzelausstellung in Herwarth Waldens Galerie „Der Sturm“ in Berlin („Abstrakte Gemälde“).Von 1933 bis 1936 war er auch Mitglied der Pariser Künstlergruppe „Abstraction-Création“.

Nach 1933 galt Buchheister wie fast alle modernen Künstler als „entartet“. Er musste seine Ehrenämter niederlegen, Museen vernichteten seine Bilder. 1937 wurden in der Nazi-Aktion „Entartete Kunst“ sechs seiner Werke aus dem Provinzial-Museum Hannover und dem Nassauischen Landesmuseum Wiesbaden beschlagnahmt.[3]

Von 1934 an malte er wieder gegenständlich: Landschaften in und um Hildesheim sowie Porträts. 1939 wurde er zur Teilnahme am Zweiten Weltkrieg einberufen. Während seiner Zeit als Soldat in Frankreich malte er weiterhin gegenständlich, und 1943 konnte er sich mit drei Bildern an der Großen Deutschen Kunstausstellung in München beteiligen.

Erst nach dem Zweiten Weltkrieg begann Buchheister wieder mit der abstrakten Malerei. Zögernd entstanden die ersten Bilder, und ab 1949 war der alte Buchheister wieder voll in Aktion. Aus dieser Zeit stammt die Freundschaft mit Karl Otto Götz.

1959 beteiligte Buchheister sich an der documenta II in Kassel. Die Freundschaft mit Jaguer brachte die Bekanntschaft mit anderen Pariser Malern wie Pierre Alechinsky, Arnalt Bryen, Francis Bott, Herold und Jenkins. Dazu kamen Ausstellungen in Japan, Südamerika, Jugoslawien, Polen, Belgien, Dänemark, der Schweiz, England, Frankreich, Italien und Israel.

Buchheister hat auf seinem Wege die Fülle der schöpferischen Möglichkeiten entdeckt. Er nahm die Natur auf natürlichste Weise wahr und bezog sich in seiner abstrakten Arbeit auf reale Beobachtungen und Erlebnisse. Buchheisters Werk, das in einem Œuvrekatalog dokumentiert ist, wurde durch mehrere Retrospektiven gewürdigt und ist in zahlreichen Museen vertreten.

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BW

Carl Buchheisters Grabstein mit einer zusätzlichen Inschrift für Elisabeth Buchheister, geborene Meyer (1906–1989)[4] findet sich auf dem Lindener Bergfriedhof.[5]

Sein schriftlicher Nachlass befindet sich im Deutschen Kunstarchiv im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg.

1937 als „entartet“ nachweislich beschlagnahmte Werke

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  • Abstrakte Komposition (Gemälde; zerstört)
  • Komposition Rot-Dunkelgrau R 30 (Gemälde)
  • Komposition (Aquarell; zerstört)
  • Diagonalkomposition 133 a (Aquarell, 1933; Stand 2018 im Kulturhistorischen Museum Rostock)
  • Komposition (Tusche-Zeichnung; Stand 2018 im Kulturhistorischen Museum Rostock)

Werke (Auswahl)

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  • Komposition Blaugelbstufung (Tafelbild, Öl, 1926; im Bestand der Berlinischen Galerie)
  • Rosarechteck-Komposition (Tafelbild, Öl auf Sperrholz, 1927; 118 × 77 cm, im Bestand des Wilhelm-Hack-Museum, Ludwigshafen)
  • Zugbrücke in Colmey (Öl, um 1942/43)[6]
  • Alte Dächer in Hildesheim (Öl, um 1942/43)[7]
  • Bauerngarten in Colmey (Öl, 1942)[8]

Einzelnachweise

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  1. a b c Hugo Thielen: Buchheister, Carl, in: Stadtlexikon Hannover, S. 90; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  2. o. V.: Buchheister, Carl in der Datenbank Niedersächsische Personen (Neueingabe erforderlich) der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek – Niedersächsische Landesbibliothek in der Version vom 10. Juli 2015, zuletzt abgerufen am 7. Mai 2019
  3. Datenbank zum Beschlagnahmeinventar der Aktion "Entartete Kunst", Forschungsstelle "Entartete Kunst", FU Berlin
  4. Ulf Kronshage: Carl Buchheister, darin Abbildung des Grabsteins, in Jonny Peter, Ulf Kronshage (Red.): Der Lindener Bergfriedhof (= Quartier-Reihe „Rundgänge“, Heft 3), Hrsg.: Quartier e. V., Hannover: 2012, S. 53f.
  5. Peter Schulze: Stadtteilfriedhof Lindener Berg. In: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.) u. a.: Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 593f.
  6. Zugbrücke in Colmey — Die Großen Deutsche Kunstausstellungen 1937 – 1944/45. Abgerufen am 20. Mai 2022.
  7. Alte Dächer in Hildesheim — Die Großen Deutsche Kunstausstellungen 1937 – 1944/45. Abgerufen am 20. Mai 2022.
  8. http://www.gdk-research.de/de/obj19361176.html