Milde hatte nach dem Kunststudium in Dresden und München sich zunächst der Porträtmalerei zugewandt, nahm aber 1838 eine Stelle als Zeichenlehrer am Lübecker Katharineum an und betätigte sich seitdem in der Hansestadt als Dokumentator.
Sein besonderes Interesse auf Grundlage der Ideen des Kunsthistorikers Carl Friedrich von Rumohr galt der Rettung und Wiederherstellung von mittelalterlichen Ausstattungsstücken in Kirchen und der Wiederbelebung der Glasmalerei.
Milde war Zeitgenosse von Georg Friedrich Lisch und diesem vor allem wegen gleicher Interessen eng verbunden. Beide waren den historischen Wissenschaften besonders zugetan, wobei Milde eine besondere Beziehung zur Sphragistik (Siegelkunde) und Heraldik entwickelte. In Lischs Gesamtverzeichnis der nachgelassenen Schriften und Briefe taucht Mildes Name zwanzigmal auf, was eine engere Beziehung verdeutlicht. Lisch hatte sich über Jahrzehnte des Sachverstandes von Milde bedient.[1]
Milde half Lisch auch mit aufwändigen Recherchen bei 25 von 42 Adelswappen in den Chorfenstern aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts im Zusammenhang mit der Restaurierung der Klosterkirche Dargun 1859–1860.[2] Die Glasmalereien wurden beim Brand der Kirche am 30. April 1945 zerstört.
Lisch vermittelte ihm weitere Aufträge in Mecklenburg. So wurde Milde gebeten, für die Ausgestaltung des Thronsaales im Schweriner Schloss die von Lisch mühsam ermittelten 40 Städte- und Landesteilwappen in die entsprechende heraldische Form zu bringen. Milde schuf daraufhin die Vorlagen, die anschließend vom Schweriner Maler Trilk künstlerisch umgesetzt wurden.[3][4]
Einen festen Platz in der Kunstlandschaft Mecklenburg-Vorpommerns schuf sich Milde ebenfalls durch seine Arbeiten in den Kirchen von Schlemmin und von Semlow. Nach der 1856 restaurierten Semlower Kirche wurde Milde durch den Kirchenpatron Graf Ulrich von Behr-Negendank mit der kompletten Neuausmalung beauftragt. Einbezogen in die von 1861 bis 1863 durchgeführten Arbeiten waren auch die Decke, die Emporen, die Taufe von 1576 und die Glasfenster. Die farbig angelegten Entwurfskatons zu den Fenstern werden heute bei dem Nachlass Mildes im St. Annen-Museum in Lübeck aufbewahrt. In Schlemmin schuf er von 1863 bis 1864 die Wand- und Glasmalereien in der Grabkapelle für den Grafen zu Stollberg. Die Ausführung der Glasmalereifenster erfolgte jeweils durch den Lübecker Glaser Johann Jacob Achelius.
Mildes Arbeiten wurden so gerühmt, dass sich das preußische Kronprinzenpaar Friedrich und Victoria die Semlower Kirche ansah und Milde mit dem Entwurf und der Ausführung des von ihnen gestifteten Westfensters für den Kölner Dom beauftragten. Das Fenster, ein 22 m hohes Glasgemälde, entstand 1865–1870 in der Glaswerkstatt von Johann Jacob Achelius in Lübeck; es wurde 1877, zwei Jahre nach Mildes Tod, eingesetzt. Vor der Bombardierung wurde das Milde-Fenster ausgebaut und eingelagert, nach dem Zweiten Weltkrieg wurde für das Westfenster dann ein anderer Künstler beauftragt. Erst auf Anweisung von Dombaumeister Arnold Wolff hin wurde das Milde-Fenster im Jahre 1993 an seinem alten Ort wieder eingebaut.[5]
Die chirurgische Muskellehre in Abbildungen. Hamburg, J. A. Meißner, 1838
Das Handgelenk in mechanischer, anatomischer und chirurgischer Beziehung. Mit Zeichnungen von Julius Milde. 1841
Die chirurgische Knochenlehre, mit Abbildungen. Hamburg, Meißner 1844
Denkmäler bildender Kunst in Lübeck, gezeichnet und herausgegeben von C. J. Milde und begleitet mit erläuterndem historischen Text von Ernst Deecke, Hefte I und II, Lübeck, Selbstverlag 1843–1847
Lübecker ABC, 26 Radierungen, gezeichnet und herausgegeben von C. J. Milde, radiert von E. Bollmann, Selbstverlag, Lübeck 1857, (Digitalisat, 2. Aufl. Grautoff, 1873; 3. Aufl. B. Nöhring, 1926).
Der Todtentanz in der Marienkirche zu Lübeck, gezeichnet von C. J. Milde und mit Text von Wilhelm Mantels, Lübeck 1866.
Aus Lübecks alten Tagen, von C. J. Milde, Verlag Bernhard Nöhring, Lübeck 1908. Werk ist inhaltlich in neuer Ausstattung das 1857 erschienene Lübecker ABC. Es wurde in späteren Auflagen um Anekdoten von Otto Anthes ergänzt.
1987: Das Schöne soll man schätzen. Carl Julius Milde, Lübecks erster Denkmalpfleger, zeichnet nach mittelalterlicher Kunst. Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Hansestadt Lübeck
2019: Hamburger Schule – Das 19. Jahrhundert neu entdeckt (12. April bis 14. Juli), Hamburger Kunsthalle
Alexander Bastek: Irr-real. Carl Julius Milde, das Porträt und die Psychiatrie. Imhof, Petersberg 2019, ISBN 978-3-7319-0834-0.
Ronald Max Vollmer: Ein ungewöhnliches Familienporträt: Carl Julius Mildes Aquarell „Die Familie Duncker – Kerner bei der Abendunterhaltung “ (1832). In: Nordelbingen. Beiträge zur Kunst- und Kulturgeschichte Schleswig-Holsteins. Bd. 83 (2014), S. 137–142.
Jan Zimmermann: Das alte Lübeck lächelt einem so treuherzig ins Gesicht. Carl Julius Milde und sein „Lübecker ABC“. Lübeck 2007, ISBN 978-3-933652-29-4
Gerhard Ahrens: Carl Julius Mildes Wirken für den Lübecker Geschichtsverein. In: Zeitschrift des Vereins für Lübeckische Geschichte und Altertumskunde, Band 83, Verlag Schmidt-Römhild, Lübeck 2003, S. 271–278.
Der Dom zu Köln S. 14–15, Arnold Wolff (1995), Greven Verlag Köln GmbH, ISBN 978-3-7743-0284-6
Suzanne Grosskopf: Milde, Carl Julius. In: Lübecker Lebensläufe, hg. von Alken Bruns, Karl Wachholtz Verlag, Neumünster 1993, ISBN 3-529-02729-4, S. 261–265.
Suzanne Grosskopf-Knaack: Carl Julius Milde (1803–1875). Univ., Diss., Hamburg 1988 (mit Werkverzeichnis)
Carl Julius Milde, Sylvina Zander: Das Schöne soll man schätzen. Carl Julius Milde, Lübecks erster Denkmalpfleger, zeichnet nach mittelalterlicher Kunst. Lübeck 1987 (Katalogtext und Ausstellung).
Jenns Eric Howaldt: Carl Julius Milde und die Entdeckung des mittelalterlichen Lübeck. In: Kunst und Kultur Lübecks im 19. Jahrhundert. Hefte zur Kunst u. Kulturgeschichte der Hansestadt Lübeck, Heft 4.Hrsg.: Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Hansestadt Lübeck, Lübeck 1981, S. 287–289.
Harald Richert: Der Künstler und Kunsthistoriker Carl Julius Milde (16. Februar 1803 – 19. November 1875). In: Nordelbingen. Beiträge zur Kunst- und Kulturgeschichte, Bd. 46, 1977, S. 49–61.
Alfred Lichtwark: Julius Milde als Naturforscher. In: Hamburgische Aufsätze (= Gesellschaft Hamburger Kunstfreunde [Hrsg.]: Hamburgische Hausbibliothek. Zur hamburgischen Kulturgeschichte). 1.–5. Tausend Auflage. Alfred Janssen, Hamburg 1917, S.93–96 (uni-hamburg.de).
↑Horst Ende: ... kein besserer Beistand als beim Geschichtsmaler Milde in Lübeck. Friedrich Lisch, Carl Julius Milde und die Restaurierung mecklenburgischer Kulturgüter. In: SVZ, Mecklenburg-Magazin (2003) Nr. 9 S. 11–12.
↑Bernhard Kuhl: Glasmalereien des 19. Jahrhunderts, Mecklenburg-Vorpommern, Die Kirchen. Leipzig 2001, ISBN 3-361-00536-1, S. 11–12.
↑200 Jahre Beständigkeit und Wandel bürgerlichen Gemeinsinns: Gesellschaft zur Beförderung gemeinnütziger Tätigkeit in Lübeck, 1789-1989. Lübeck: Schmidt-Römhild 1989, S. 160