Zu Themen wie Globalisierung, Theorien der Gewalt, Zeugenschaft, Fotografie und kulturellen Identitäten hält sie regelmäßig Seminare und Vorträge und publiziert dazu. 2007 erinnerte sie in dem Bericht Stumme Gewalt an ihren „Patenonkel“[8] und Freund ihres Vaters, Alfred Herrhausen, der als Vorstandssprecher der Deutschen Bank am 30. November 1989 bei einem Attentat ermordet wurde, das Mitgliedern der dritten Generation der Rote Armee Fraktion zugeschrieben wird. Emcke plädierte in der Veröffentlichung für einen gesellschaftlichen Dialog, an dem sich die Täter beteiligen sollten.[9] Als Ersatz für die gescheiterte Aufklärung des Verbrechens im strafrechtlichenErmittlungsverfahren schlug sie nach dem Vorbild der Wahrheits- und Versöhnungskommission in Südafrika vor, durch „Freiheit gegen Aufklärung“ das Schweigen zu brechen: Den Tätern werde unter der Bedingung Amnestie gewährt, dass sie ein umfassendes Geständnis ablegten. Das impliziere beiderseits die Bereitschaft, auf Gewalt, Rache und Verachtung zu verzichten.[10] Carolin Emcke erhielt 2008 für diesen Text und Vorschlag den Theodor-Wolff-Preis.
In dem autobiographischen Buch Wie wir begehren (2013) beschreibt Emcke die Entdeckung ihrer Homosexualität, wobei sie ihre Wünsche formuliert, aber auch die soziale Ausgrenzung als Ergebnis ihres Coming-out diskutiert.[11] Im Januar 2014 führte sie zusammen mit Moritz Müller-Wirth für Die Zeit ein Interview mit Thomas Hitzlsperger über dessen Coming-out.[12][13]
Kollektive Identitäten. Sozialphilosophische Grundlagen. Campus, Frankfurt am Main / New York NY 2000, ISBN 3-593-36484-0 (Zugleich: Dissertation, Universität Frankfurt, 1998); 2. Auflage 2010, ISBN 978-3-593-39222-6.
Von den Kriegen. Briefe an Freunde. S. Fischer, Frankfurt am Main 2004, ISBN 3-10-017013-X (Die ursprünglichen Texte wurden von Sebastian Vogel aus dem Englischen übersetzt und für die Druckfassung von der Autorin überarbeitet).
Echoes of Violence. Letters from a War Reporter. Princeton University Press, Princeton/Oxford 2007, ISBN 978-0-691-12903-7.
↑Streitraum. In: carolin-emcke.de. Abgerufen am 23. Oktober 2016.
↑Sie nennt ihn ihren Patenonkel. Siehe Carolin Emcke: Stumme Gewalt. Nachdenken über die RAF. Mit Beiträgen von Winfried Hassemer und Wolfgang Kraushaar, S. Fischer, Frankfurt 2008, S. 11, 24, 25 und 128. Im religiösen Sinn war er nicht ihr Patenonkel, denn ihre Taufe erfolgte einen Tag vor ihrer Konfirmation, da habe es keine Paten gebraucht. Er war ihr allerdings nah, so Emcke, daher die Bezeichnung „Patenonkel“. Siehe Stumme Gewalt. Nachdenken über die RAF. Mit Beiträgen von Winfried Hassemer und Wolfgang Kraushaar, S. Fischer, Frankfurt 2008, S. 38.
↑Carolin Emcke, Moritz Müller-Wirth: Thomas Hitzlsperger: „Homosexualität wird im Fußball ignoriert“. In: Die Zeit. Nr.3, 2014 (zeit.de [abgerufen am 31. Oktober 2016]).
↑Christoph Rohlwing: Homosexualität im deutschen Profifußball: Schwulenfreie Zone Fußballplatz? Tectum Wissenschaftsverlag, 2015, ISBN 978-3-8288-6315-6 (google.de [abgerufen am 23. Juni 2021]).