Charles P. Kindleberger (Charles Poor „Charlie“ Kindleberger; * 12. Oktober 1910 in New York City, USA; † 7. Juli 2003 in Cambridge (Massachusetts), USA) war ein Nationalökonom und Wirtschaftshistoriker. Er war ein führender Experte auf dem Gebiet der internationalen Geld- und Währungsfragen. Kindleberger verfasste mehr als 30 Bücher. Sein Buch Manias, Panics, and Crashes von 1978 über die Spekulationsblase des Aktienmarktes wurde 2000 nach dem Zusammenbruch der Dotcom-Blase neu aufgelegt. Bekannt wurde er unter anderem für seine Hegemoniale Stabilitätstheorie (Hegemonic Stability Theory).
Kindleberger wurde in New York geboren. Mit seiner Ehefrau Sarah hatte er vier Kinder: Charles P. Kindleberger III, Richard S. Kindleberger; Sarah Kindleberger und E. Randall Kindleberger. Er besuchte die Kent School in Kent (Connecticut) und absolvierte 1932 die University of Pennsylvania. Seinen Master erwarb er an der Columbia University, wo er 1937 auch promoviert wurde.
Er arbeitete für diverse amerikanische Institutionen, wie die Federal Reserve Bank of New York (1936–1939), die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich in Basel (1939–1940) und im Board of Governors of the Federal Reserve System (1940–1942). Während des Zweiten Weltkriegs diente er im Office of Strategic Services.
Von 1945 bis 1947 war er kommissarischer Direktor des Office of Economic Security Policy des amerikanischen Außenministeriums und anschließend von 1947 bis 1948 Berater des Marshallplans (European Recovery Program). 1948 wurde er Associate Professor (später Ford International Professor of Economics) am Massachusetts Institute of Technology. 1976 trat er offiziell in den Ruhestand, führte aber seine Lehrtätigkeit noch weiter. Im Jahr 1985 stand Kindleberger der American Economic Association als gewählter Präsident vor.[1]
Zu seinen Doktoranden gehörte unter anderem der kanadische Nobelpreisträger Robert Mundell.
Als historischer Ökonom bediente sich Kindleberger zur Beweisführung mehr deskriptiver Darstellungen und historischen Wissens als mathematischer Modelle.
Sein Buch The World in Depression 1929-1939 von 1973 (Neuauflage 1986) zeigt einen spezifischen internationalistischen Ansatz in der Analyse der Ursachen und des Wesens der Weltwirtschaftskrise. Für die besondere Länge und das Ausmaß der Krise macht er die Zögerlichkeit der Vereinigten Staaten verantwortlich, die Führungsrolle der Weltwirtschaft zu übernehmen, als Großbritannien diese nach dem Ersten Weltkrieg nicht mehr ausüben konnte. Seine Schlussfolgerung ist, dass die Weltwirtschaft zu ihrer Stabilisierung Führung (leadership) benötigt.[2] Damit bezieht er sich, zumindest im Kontext der Zwischenkriegszeit, auf die Vereinigten Staaten.
In seinem letzten Kapitel An Explanation of the 1929 Depression beschreibt Kindleberger die fünf Verantwortlichkeiten, die die Vereinigten Staaten übernehmen müssen, um die Weltwirtschaft zu stabilisieren:
Kindleberger war gegenüber den monetaristischen Ansichten von Friedman und Schwartz über die Gründe der Depression sehr skeptisch. Er betrachtete sie als zu eng und zu dogmatisch. Samuelsons Interpretation lehnte er als zufällig ab. The World in Depression wurde von John Kenneth Galbraith als das beste Buch zu diesem Thema gelobt.
In der Zeit von 1929 bis 1933 sank der Welthandel auf ein Drittel des ursprünglichen Niveaus. Die Kindleberger-Spirale oder Welthandelsspirale zeichnet den Rückgang des Warenverkehrs ab.
Personendaten | |
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NAME | Kindleberger, Charles P. |
ALTERNATIVNAMEN | Kindleberger, Charles Poor Charlie |
KURZBESCHREIBUNG | US-amerikanischer Nationalökonom und Wirtschaftshistoriker |
GEBURTSDATUM | 12. Oktober 1910 |
GEBURTSORT | New York City, USA |
STERBEDATUM | 7. Juli 2003 |
STERBEORT | Cambridge (Massachusetts), USA |