Charles Waterton (* 3. Juni 1782; † 27. Mai 1865) war ein englischer Naturforscher, Plantagenaufseher und Entdecker, der durch seine Pionierarbeit auf dem Gebiet des Naturschutzes bekannt wurde.[1]
Waterton war ein römisch-katholischer Landadliger (Gentry) aus der Familie von Reiner de Waterton. Die Watertons waren nach der Englischen Reformation Katholiken geblieben und der größte Teil ihrer Ländereien war daraufhin konfisziert worden.[2] Charles Waterton selbst war ein frommer und asketischer Katholik und unterhielt enge Verbindungen mit dem Vatikan.
„Squire“ Waterton wurde in Walton Hall, Wakefield, Yorkshire, geboren. Seine Eltern waren Thomas Waterton und Anne Bedingfield.
Er erhielt seine Ausbildung am Stonyhurst College in Lancashire, wo sein Interesse für Entdeckung und die Natur bereits offensichtlich waren. Einmal wurde er vom Superior der Schule, einem Jesuiten, erwischt, wie er die Türme am Gebäudeeingang erklomm; er war schon fast oben, als der Superior ihm befahl, auf demselben Wege wieder herunterzuklettern, wie er hinaufgekommen war.[3] Waterton erzählt in seiner Autobiographie über seine Zeit an der Schule: „In gegenseitigem Einvernehmen war ich als Rattenfänger der Einrichtung sowie als Fuchsjäger, Foumart-Killer und Armbrustschütze eingesetzt in der Zeit, wenn die jungen Saatkrähen flügge wurden. … Ich folgte meiner Berufung mit großem Erfolg. Das Ungeziefer verschwand dutzendweise. Die Bücher wurden moderat durchgeblättert; und nach meiner Wahrnehmung der Dinge lief alles perfekt richtig.“[4]
1804 reiste er nach British Guiana, um die Plantagen mit den Sklaven seines Onkels bei Georgetown zu übernehmen.[1] 1812 begann er das Hinterland der Kolonie zu erforschen. Bis 1824 unternahm er vier Reisen und erreichte das portugiesische Brasilien. Dabei wanderte er in der Regenzeit barfuß. Er beschrieb seine Entdeckungen in seinem Buch Waterton’s Wanderings in South America.[5] Das Buch war Inspiration für britische Schuljungen wie Charles Darwin und Alfred Russel Wallace. Seine Berichte widerlegten endgültig Walter Raleighs Mythos vom Lake Parime. Er vermutete, dass die saisonalen Überschwemmungen der Rupununi-Savanne fälschlich als See interpretiert worden waren.
Waterton war ein fähiger Präparator (taxidermist) und präparierte viele der Tiere, die er auf seinen Expeditionen entdeckte. Er verwendete eine einzigartige Methode der Taxidermie. Er tränkte die Exemplare in seinem sogenannten „sublimate of mercury“ (Quecksilber-Sublimat). Im Gegensatz zu vielen anderen ausgestopften („stuffed“) Tieren sind seine Specimen hohl und lebensecht. Er zeigte dabei oft auch seinen anarchischen Humor in einigen seiner Präparate: Ein (heute verlorenes) Tableau bestand aus Reptilien, die gekleidet waren wie berühmte englische Protestanten, und hatte den Titel The English Reformation Zoologically Demonstrated („Die englische Reformation zoologisch dargestellt“). Ein anderes Präparat war das Hinterteil eines Brüllaffen, das er in ein beinahe menschliches Gesicht verwandelte und es einfach als Das Unauffällige („The Nondescript“) beschriftete. Dieses Präparat wird noch heute im Wakefield Museum ausgestellt, zusammen mit anderen Stücken aus Watertons Sammlung.[6]
Während er in Britisch-Guiana lebte, lehrte Waterton seine Fähigkeiten einen der Sklaven seines Onkels, John Edmonstone. Edmonstone, der später freigelassen wurde und Taxidermie in Edinburgh praktizierte, unterrichtete wiederum den jugendlichen Darwin.[7]
Waterton wird auch die Einführung des Betäubungsmittels Curare wourali nach Europa zugeschrieben.[8] In London, vor den Fellows der Royal Society, betäubte er mehrere Tiere, einschließlich einer Katze und einer Eselin, mit seinem wourali [curare]. Dann weckte er die Eselin mit einem Blasebalg. Daraufhin wurde die Eselin „Wouralia“ benannt und lebte noch Jahre lang in Walton Hall.
In den 1820er-Jahren kehrte Waterton nach Walton Hall zurück und baute eine drei Meter hohe Mauer (9 ft) mit einer Länge von 3 mi (5 km) rund um sein Anwesen und verwandelte es in das erste Entenvögel- und Nature Reserve. Damit war er einer der ersten Naturschützer weltweit. Er erfand auch den Nistkasten. Die Waterton Collection war bis 1966 im Stonyhurst College untergebracht und befindet sich heute im Wakefield Museum. Waterton hatte einen Hund, der für die Rasse des heutigen English Mastiff bedeutend war und wahrscheinlich am Anfang aller Stammbäume der heute lebenden Hunde dieser Rasse steht.[9] Waterton wurde im Gründungsjahr 1822 als Ehrenmitglied der Yorkshire Philosophical Society aufgenommen.[10]
Am 11. Mai 1829, im Alter von 47 Jahren, heiratete Waterton die 17-jährige Anne Edmonstone, die Enkelin eines Arawak. Seine Frau starb kurz nach der Geburt ihres Sohnes Edmund mit nur 18 Jahren. Nach ihrem Tod schlief Waterton auf dem Boden mit einem Holzklotz als Kissen, „als selbstauferlegte Buße für ihre Seele“ („as self-inflicted penance for her soul!“).[11][12]
Waterton war ein früher Gegner von Umweltverschmutzung. Er focht einen langwierigen Prozess gegen die Eigentümer eines Seifenwerks, das 1839 in der Nähe seiner Ländereien eröffnet worden war und giftige Chemikalien ausstieß, die die Bäume im Park schädigten und den See verschmutzten. Er war letztlich erfolgreich und das Seifenwerk wurde verlegt.
Waterton starb am 27. Mai 1865 nach einem Sturz mit gebrochenen Rippen an einer Leberverletzung. Sein Sarg wurde vom Landhaus mit einem Boot zu seinem ausgewählten Begräbnisplatz gebracht, in der Nähe der Stelle, wo sich der Unfall ereignet hatte. Der Leichenzug wurde vom Bischof von Beverley angeführt und von zahlreichen Menschen begleitet. Das Grab lag zwischen zwei Eichenbäumen, die nicht mehr vorhanden sind.
Zahlreiche Anekdoten werden von Charles Waterton erzählt, von denen nur wenige nachweisbar sind. Einige dokumentierte Anekdoten sind:
Waterton ist hauptsächlich bekannt dafür, dass er Curare bekannt gemacht hat, sowie für seine Schriften zu Naturgeschichte und Naturschutz. David Attenborough beschrieb ihn als „einen der ersten Menschen überhaupt, der nicht nur erkannte, dass die natürliche Welt von großer Wichtigkeit ist, sondern auch, dass die Natur Schutz benötigt, da die Menschheit mehr und mehr von ihr fordert.“[17]
Watertons Anwesen, Walton Hall, welches man als Fußgänger nur über eine Brücke auf dessen eigener Insel erreichen kann, ist heute das Hauptgebäude eines Hotels. Ein Golfplatz liegt in der Umgebung und es gibt verschiedene öffentliche Spazierwege. Einige davon führen zum Naturschutzgebiet Anglers Country Park.
Waterton Lakes in Alberta, Kanada, heute Waterton Lakes National Park, wurde von Thomas Blakiston 1858 nach Charles Waterton benannt. Eine Straße in Wakefield und eine Schule sind ebenfalls nach ihm benannt.
Personendaten | |
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NAME | Waterton, Charles |
KURZBESCHREIBUNG | englischer katholischer Naturforscher und Entdecker, Umweltschützer |
GEBURTSDATUM | 3. Juni 1782 |
STERBEDATUM | 27. Mai 1865 |