Charles de Wailly (* 9. November 1730 in Paris; † 2. November 1798 ebenda) war ein französischer Architekt und Stadtplaner. Er galt als einer der wichtigsten Vertreter des französischen Frühklassizismus.[1]
De Wailly begann seine Ausbildung bei Jean-Laurent Legeay; zu seinen Mitschülern gehörte unter anderen Étienne-Louis Boullée. Mit 19 Jahren wurde er an die private Kunstschule Jacques-François Blondels aufgenommen und lernte dort William Chambers und Giovanni Niccolò Servandoni kennen. 1752 gewann er den Grand Prix de Rome in Architektur, der ihm einen dreijährigen Aufenthalt an der Académie de France in Rom ermöglichte. Das Stipendium teilte er mit seinem Freund Pierre-Louis Moreau-Desproux. Beide nahmen an den Ausgrabungen der Thermen des Diokletian teil. In Rom freundete er sich mit dem Bildhauer Augustin Pajou an, der Büsten von ihm und seiner Frau schuf.
Sein erster größerer Auftrag war 1764 der Bau des Schlosses Montmusard bei Dijon. Unter Jacques-Ange Gabriel arbeitete er 1767 beim Innenausbau der Königlichen Oper von Versailles. Im selben Jahr beauftragte ihn der königliche Baudirektor Abel François Poisson de Vandières, Bruder der Madame de Pompadour, mit ersten Entwürfen für ein Theater der Comédie-Française und Arbeiten an seinem Schloss in Menars.
Zusammen mit Marie-Joseph Peyre wurde er 1772 zum Architekten des Château de Fontainebleau ernannt. Ein längerer Aufenthalt in Genua folgte 1773, um den Palast der Familie Spinola zu renovieren. Mehrfach bereiste er in der Angelegenheit Italien und nutzte die Gelegenheit, auch antike Marmorskulpturen zu erwerben, um sie dann in Paris an reiche Kunden gewinnbringend zu veräußern.
1779 wurde die königliche Genehmigung zum Bau des Theaters der Comédie-Française, dem heutigen Théâtre National de l’Odéon, erteilt. Ausführung und Innenausstattung erfolgten zusammen mit Marie-Joseph Peyre und dauerten drei Jahre.
Landgraf Friedrich II. von Hessen-Kassel besuchte 1781 Paris und beauftragte de Wailly mit Planungen zum Umbau des Landgrafenschlosses in Kassel und dessen städtebauliche Einbindung. De Wailly kam 1782 nach Kassel und legte dort seine Pläne vor. Es folgten im Jahr 1785 drei Projekte zum Neubau des Schlosses Weißenstein, später Wilhelmshöhe genannt, die jedoch aufgrund des Todes Friedrichs am 31. Oktober 1785 nicht zur Ausführung kamen.
Im gleichen Zeitraum erfolgten Entwürfe zu Theater- und Schlossbauten für den Gouverneur der österreichischen Niederlande Albert Kasimir von Sachsen-Teschen in Brüssel.
Nach der französischen Revolution wurde er 1795 in das neugegründete Institut national des sciences et des arts, Bereich Architektur, gewählt. Zudem ernannte man ihn zum Kurator für Gemälde und schickte ihn in die annektierten Länder Belgien und Holland, um dort Kunstwerke für Paris auszusuchen. Nach seinem Tode 1799 übernahm Jean-François Chalgrin seinen Sitz in der Akademie.
De Wailly war verheiratet mit Adelaide Flora Belleville. Sein Bruder Noël-François De Wailly (1724–1801) war ein bekannter Sprachwissenschaftler.
Nach Autoren / Herausgebern alphabetisch geordnet:
Personendaten | |
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NAME | Wailly, Charles de |
KURZBESCHREIBUNG | französischer Architekt und Stadtplaner |
GEBURTSDATUM | 9. November 1730 |
GEBURTSORT | Paris, Frankreich |
STERBEDATUM | 2. November 1798 |
STERBEORT | Paris, Frankreich |