Christus in der Rast

Christus in der Rast (auch: Christus auf der Rast oder Christus im Elend) ist in der christlichen Kunst ein Andachtsbild, das Christus sitzend (oft als Klagegeste einen Arm auf dem Oberschenkel aufstützend oder die Hände wie gefesselt kreuzend) zeigt. Eingefangen ist hier ein letzter Moment der Kontemplation direkt vor der Kreuzigung, weswegen Christus gänzlich entkleidet oder lediglich mit einem Lendenschurz umhüllt hockt oder auf einem Stein sitzt. Davon abzugrenzen ist die spezifische Ikonographie der Herrgottsruhe, die den gegeißelten und verspotteten Christus nach der Dornenkrönung und noch vor der Kreuztragung zeigt. Dementsprechend sitzt Christus hier im Spottmantel und trägt häufig auch die Geißelwerkzeuge als Zeichen des Erlittenen. Eine bildliche Differenzierung in die zwei unterschiedlichen Stationen der Passion setzt sich dann in der Zeit der größten Beliebtheit, am Ende des 15. und zu Beginn des 16. Jahrhunderts, durch.

Entstanden ist der Bildtyp des Christus in der Rast bereits gegen Ende des 14. Jahrhunderts, wie die nachfolgenden Beispiele zeigen. Als früheste bekannte Darstellung wird eine entsprechende Holzfigur im Braunschweiger Dom aus dieser Zeit genannt.[1][2] Auffällig ist hier, dass die klare Typentrennung noch nicht vorzuliegen scheint, da der Braunschweiger Christus das Geißelwerkzeug trägt. Weitere frühe Beispiele sind ebenso ein Mischtyp in der Klosterkirche Kemnade (1. Hälfte des 15. Jahrhunderts), eine Eichenholzfigur aus dem Heiligen-Geist-Hospital in Lübeck[3][4] aus dem 1. Viertel des 15. Jahrhunderts (148 × 63 × 58 cm, heute im St. Annen-Museum, Inv. Nr. 62) oder auch ein Christus in der Rast in der Kirche des ehemaligen Benediktinerinnenklosters Preetz (um 1430/40).

Neben einer Erfindung der Darstellungsform im deutschsprachigen Raum ist auch eine Herausbildung in Flandern möglich, da dort und in den Niederlanden der sogenannte „Christus op den kouden steen“ weit verbreitet ist. Als frühes Beispiel wird dafür auf die aus Flandern bestellte Skulptur im Hôtel-Dieu von Beaune, um 1500, verwiesen.

Das typologische Vorbild ist die Darstellung des trauernden Ijob, der sein Schicksal beklagt.[5] Die in der Bibel so nicht beschriebene Szene dürfte auch von der Traktatliteratur jener Zeit angeregt sein.

Das Motiv des Christus in der Rast findet überwiegend in der Skulptur und Plastik Ausdruck. Gemalte Darstellungen sind vergleichsweise selten, z. B. die Tafel Christus in der Rast der sog. Grauen Passion (zwischen 1494 und 1500; 89,2 × 87,7 cm, ölhaltige Mischtechnik auf Fichtenholz; Staatsgalerie Stuttgart, Inv. Nr. 3759) oder Christus und Maria auf Golgatha (um 1502, Landesmuseum Hannover) von Hans Holbein d. Ä.

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Einzelnachweise

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  1. Gert von der Osten: „Christus im Elend (Christus in der Rast) und Herrgottsruhbild“. In: Ernst Gall, L. H. Heydenreich (Hrsg.): Reallexikon zur Deutschen Kunstgeschichte, Bd. 3. Stuttgart 1954, Sp. 644.
  2. Gerhard Seib: „Rast Christi, letzte“. In: Wolfgang Braunfels (Hrsg.): Lexikon der christlichen Ikonographie, Bd. 3. Freiburg im Breisgau 1971, Sp. 497 f.
  3. Uwe Albrecht (Hrsg.): Hansestadt Lübeck, St. Annen-Museum (= Corpus der mittelalterlichen Holzskulptur und Tafelmalerei in Schleswig-Holstein, Bd. 1). Ludwig, Kiel 2005, S. 147–149, Nr. 35.
  4. Christus im Elend. In: musee-sh.de. Abgerufen am 23. Juni 2023.
  5. Maria Baumann: Christus: das Bild des unsichtbaren Gottes. Ausstellung anlässlich des 150-jährigen Jubiläums der Kunstsammlungen des Bistums Regensburg 1854–2004. Schnell + Steiner, 2004. ISBN 3-7954-1671-X. S. 76.
  • Gert von der Osten: „Christus im Elend (Christus in der Rast) und Herrgottsruhbild“. In: Ernst Gall, L. H. Heydenreich (Hrsg.): Reallexikon zur Deutschen Kunstgeschichte, Bd. 3. Stuttgart 1954, Sp. 644–658; digital in: RDK Labor (13.08.2020).
  • Gerhard Seib: „Rast Christi, letzte“. In: Wolfgang Braunfels (Hrsg.): Lexikon der christlichen Ikonographie, Bd. 3. Freiburg im Breisgau 1971, Sp. 496–498.